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"D... das wollte ich doch nicht." stotterte Doreen verängstigt, doch Rea hörte sie nicht. Während eine Träne sich aus seinem Augenwinkel den Weg über seine Wange bahnte, hob er den Kopf seiner Tochter vorsichtig an und strich ihr behutsam eine Strähne aus dem Gesicht. Dieses Mädchen, welches ihn eigentlich noch immer hassen müsste, welches ihm schon einmal das Leben gerettet hatte und welches er stolz seine Tochter nennen konnte, hatte ihr Leben wieder riskiert um ihn zu retten. Warum tat sie das nur immer? Blut rann noch immer aus der Schulter des bewusstlosen Mädchens und Rea hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Alles erschien ihm falsch und doch richtig. Schlussendlich hob er sie hoch und legte sie behutsam auf sein Bett. Eine Sekunde sah er sie noch an, dann wandte er sich um. "Rührt sie auch nur ein einziges Mal an, und ich bringe euch um. Mit oder ohne Gewehr." zischte er seiner Frau und deren Liebhaber zu, ehe er ins Wohnzimmer ging, um den Krankenwagen und die Polizei zu rufen.
Dann ging er wieder rauf, wo Doreen und Carey sich über ihre Situation stritten.
"Verdammt, Carey! Du hast meine Nichte - ich meine, meine Stieftochter - fast umgebracht! Bei Rea wäre das noch was anderes, aber sie kann da nichts für!"
"Ja danke Doreen, ich sehe selber was passiert ist. Aber warum springt dieses Gör auch vor das Gewehr?!"
"Um ihren Vater zu retten?!"
"Du hast doch gesagt, die beiden hätten sich gestritten!"
"Ja, haben sie doch auch. Aber eine Vater-Tochter Beziehung geht nicht so einfach kaputt! So jung sie auch sein mag, aber... ach verdammt! Carey, was machen wir denn jetzt?"
"Woher soll ich das denn wissen?! Am besten, wir hauen einfach ab!"
"Spinnst du?! Wir stellen uns den Bullen. Wir haben richtig Scheiße gebaut."
"Sag mal, bist du auf den Kopf gefallen? Wir stellen uns den Bullen natürlich nicht!"
"Doch Carey!"
So ging das noch eine ganze Weile. Rea, der einfach nur Angst um seine Tochter hatte, ging an den beiden streitenden vorbei und setzte sich neben seiner blutenden Tochter auf das Bett. "Warum machst du das? Hm? Das habe ich doch gar nicht verdient. Dich habe ich doch gar nicht verdient. Du... hast mir jetzt schon zwei Mal das Leben gerettet. Und ich? Ich sorge ständig dafür, dass du dein Leben riskieren musst. Klingt das denn fair?" flüsterte er und strich behutsam über ihren unverletzten Arm. Nach einer Weile konnte Rea das Gezetere der Beiden nicht mehr hören und griff sich eine Jogginghose und einen Hoodie, ging ins Bad und zog sich in Windeseile um. Er ließ seine Tochter zwar nur ungerne bei ihnen zurück, aber helfen konnte er ihr gerade sowieso nicht. Noch während er sich anzog fragte er sich, was ihn dazu brachte, so ruhig zu bleiben. Doch was auch immer es war, als er wieder ins Gästezimmer kam, war es weg. Denn scheinbar realisierte er erst jetzt, wie viel Blut Hope die ganze Zeit verlor. Panisch ging er auf und ab und betete, dass der Rettungsdienst bald eintraf. Das tat er auch nach einer Weile und brachte Hope und Rea ins Krankenhaus. Und die Polizei, die brachte Carey und Doreen beide in Gewahrsam.     

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt