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Hope sah Carey-Senior wütend an. "Und du glaubst jetzt, dass wäre ein Grund Onkel Rea so zu quälen?! Schon mal daran gedacht, dass er der einzige Verwandte ist, den ich noch habe?! Und ich kann ja nun wirklich nichts dafür was passiert ist." Rief sie und funkelte den Entführer an. Tatsächlich schien dieser kurz nachzudenken. An seinem Gesicht konnte Hope erkennen, dass er über ihre Worte nachdachte. Doch dann schüttelte er den Kopf. "Tja, das tut mir leid für dich, aber dein Onkel hat nichts anderes verdient. Komm Carey, wir tragen sie wieder rein."
Kurz darauf saß Hope wieder in dem Raum wo Rea noch immer vor sich hin blutete. "Alles okay?" Fragte er sofort, als seine Nichte herein getragen wurde. "Ich... weiß nicht. Ich muss meine Gedanken erst einmal ein bisschen sortieren." Sagte sie und blickte ihrem Onkel tief in die Augen. Sie wollte irgendwie nicht so wirklich glauben, dass er und ihre Mutter einmal ein Paar gewesen sein sollten. Was soll ich denn jetzt darüber denken? Wenn Rea wirklich mit Mum zusammen war dann... dann... dann was eigentlich? Was hat das mit mir zu tun? Ihre Gedanken überschlugen sich und sie kniff die Augen zusammen damit sie nicht anfing zu weinen. Rea musterte seine Nichte und ein Stich durchfuhr sein Herz. Was hatte dieser Psycho ihr in den Kopf gepflanzt?

Als Hope die Augen wieder öffnete, sah sie direkt in das grinsende Gesicht von Carey‐Senior. "Und, bereit deinem Onkelchen das letzte Mal was sagen zu können und auch noch eine Antwort zu bekommen?" Lachte er und Hope schluckte. Wenn ihr nicht bald was einfiel, dann würde ihr Onkel womöglich wirklich sterben. Und sie wäre ganz alleine. Sie würde in ein Kinderheim gebracht und darauf warten müssen, dass irgendwelche Leute sie adoptierten. Vielleicht muss ich... noch ehe sie den Gedanken beendet hatte, setzte sie es auch schon in die Tat um. "Ich habe nur eine allerletzte Bitte." sagte sie und ließ ihre Stimme absichtlich brüchig klingen. "Kommt drauf an..." grummelte Carey-Senior. "Darf... darf ich ihn noch einmal in den Arm nehmen?" fragte sie mit belegter Stimme und ließ eine Träne aus ihrem Augenwinkel rollen. Sie hoffte, dass die kleine-arme-Mädchen-Schiene bei den beiden Careys zog. Tatsächlich sah Carey-Senior etwas mitleidig an. "Na gut... aber flott. Carey mach sie los. Aber keine miesen Tricks, sonst ist es schneller mit ihm vorbei als du gucken kannst!" grummelte er. Carey-Junior kam zu ihr und machte sie los. Hope rieb sich ihre Handgelenke und ging langsam auf ihrem Onkel zu. Rea sah sie mit einem etwas ängstlichen Blick an. Würde seine eigene Nichte ihn so einfach aufgeben?

Hope dachte natürlich nicht daran Rea einfach sich selber und seinem sicheren Ende zu überlassen. Aber sie konnte nicht einfach ohne irgendetwas getan zu haben, darauf warten, dass irgend so ein Psycho ihren Onkel umbrachte. Doch als erstes musste sie etwas Wichtiges klären.
Sie ging langsam und mit etwas zitternden Knien auf ihn zu. Reas Hände waren noch immer an die Wand über ihn gefesselt und er konnte sich kaum bewegen. Hope rollten einige Tränen über ihre Wangen als sie kurz vor ihm stehen blieb. Einen Moment sahen die beiden sich nur in die Augen, bis Hope ihre Arme um den Oberkörper ihres Onkels schlang und sich schon fast verzweifelt an ihn drückte. Sie fing an zu schluchzen und drückte ihr Gesicht in seine Brust. „Es tut mir so leid, Onkel Rea." Weinte sie und sah etwas auf. Rea sah zu ihr runter und ihre Blicke trafen sich wieder. „Muss es nicht. Du hast nichts falsch gemackt." Murmelte er. Hope versteckte ihr Gesicht noch einmal in seiner Brust. Plötzlich hörte sie, wie Carey-Senior auf sie zu kam und schnell flüsterte sie: „Vertraust du mir?" dann wurde sie von ihm weg gerissen und wieder auf ihren Stuhl gesetzt. Doch dieses Mal, ließ sie ihre Hände in einer anderen Position aneinander fesseln. Das gehörte nämlich zu ihrem Plan.

Hope war gerade wieder auf ihrem Stuhl da rief Rea ihr von seinem, inzwischen ziemlich blutigen, Platz aus zu: „Ja. Tue ich." Hope huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und sie nickte ihm dankbar zu. „So, seid ihr beide bereit?" rief Carey-Senior und zückte wieder sein Messer. „Das war nur eine Frage, damit es besser klingt. Die Antwort interessiert mich nicht." Lachte er dann und ging auf Rea zu. Hope hatte schon Angst, dass er ihm jetzt das Messer sonst wohin rammen würde. Wenn er das tat, dann ging ihr Plan nicht auf! Doch wieder einmal überraschte Carey-Senior sie. Anstatt Rea das Messer einfach ins Herz zu stechen und somit sein Leben innerhalb weniger Sekunden zu beenden, klappte er es erst noch einmal zu und wandte sich zu seinem Sohn. „Hol bitte das Salz her." Hope riss die Augen auf. Dieser Typ hat sie doch nicht mehr alle! Dachte sie, und wollte ihn am liebsten anschreien, doch sie musste sich beherrschen damit ihr Plan aufging. Rea sah sie etwas panisch an und sie ließ den Kopf hängen. Ihr Plan würde zwar vermutlich funktionieren, aber erst würde Rea noch viele Schmerzen erleiden. Sie wollte gerade etwas sagen, nur um die Stille zu brechen, als Carey-Junior wieder herein kam. In der Hand hielt er einen braunen Beutel. „Hier Dad." Sagte er und reichte es seinem Vater. Dieser nickte und holte das Messer wieder hervor. Bedrohlich schritt er auf Rea zu. Dieser machte keine Anstalten auch nur irgendetwas zu tun. „Und, bist du bereit für sein Ende?" lachte Carey-Senior in Hopes Richtung. Als der Entführer immer weiter auf Rea zuging fing Hope an zu weinen. Und dieses Mal, waren es echte Tränen. Es war nicht gestellt. Ihr Schluchzen wurde immer lauter und verzweifelter. Für sie war die Quälereien an ihrem Onkel schlimmer als die Schnittwunde an ihrem Arm oder jede Wunde, die man ihr hätte versetzten können. Hilflos sah sie dabei zu, wie Carey-Senior die Messerklinge auf Reas Bauch legte. Für eine quälend lange Zeit ließ er sie dort verharren, bis er sie in einer ruckartigen Bewegung zu sich zog. Rea schrie auf, Hope zuckte zusammen und schluchzte noch lauter. Carey-Senior fing an zu lachen und Carey-Junior schaute einfach zu. „Warum...?" weinte Hope leise, doch das Übel war noch nicht zu ende. Carey-Senior griff in den Beutel und holte Salz hervor. „Was hast du damit vor?!" schrie sie und Tränen nahmen ihr die Sicht. „Das wirst du schon sehen..." murmelte Carey-Senior und plötzlich hörte Hope nur noch wie Rea noch mehr schrie. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit der unverletzten Schulter die Tränen aus den Augen. Dann sah sie wieder zu ihrem Onkel und Carey. Dieser rieb gerade Salz in die frische Wunde.   

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt