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Eine Träne rollte langsam aus Reas Augenwinkel. Es war ein schöner, ein wunderschöner Tag gewesen. Und doch, brachte ihn die Erinnerung so dermaßen zum Weinen. Funny how a dream can make you cry. dachte er und wischte die Träne wieder weg. Er musste jetzt stark bleiben. Für seine Tochter und für niemanden sonst. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, das Hope ihm schon mehrmals sein Leben gerettet hatte. Da musste es ihm doch möglich sein, für sie wenigstens nicht gleich in eine Depression zu verfallen!
Gerade, als er sich selber gedanklich zu motivieren versuchte, ging die Türe auf und einige Arzthelfer schoben Hopes Bett hinein. Sofort stand Rea auf und stellte sich in die Ecke, um keinem im Weg herum zu stehen. Hope lag ganz friedlich da; ihre Augen waren geschlossen, ihre Haut wirkte etwas Blass und ihr Kopf schien in dem großen, aufgebauschten Kissen zu versinken. Das einzige was darauf hindeuten ließ, dass sie vor etwas mehr als zwei Stunden den Schuss eines Gewehrs abgefangen hatte, war, dass sie in einem Krankenhausbett lag. Einer der Ärzte erzählte Rea noch irgendetwas über die OP, die Ausmaße der Verletzungen und die Folgen. Doch der Musiker hörte schon gar nicht mehr zu. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nur seiner Tochte. "So, wir lassen sie jetzt alleine. Sie wissen schließlich nun alles." lächelte der Doktor und Rea nickte, ohne aufzusehen. Als die Ärzte dann endlich weg waren, zog er einen Stuhl neben das Bett und setzte sich darauf. Vorsichtig nahm er ihre Hand und legte sie in seine. "Warum?" fragte er leise und starrte ins Leere. Und wieder saß er völlig sinnbefreit herum, starrte seine Tochter an und ließ seine Gedanken schweifen. Er wusste nicht, wie lange er dort schon saß. Er wusste nur, dass es schon so lange war, dass draußen die Sonne aufging. Behutsam legte er ihre Hand wieder zurück und erhob sich. Er streckte sich einmal und verließ den Raum, um nach einem Kaffee suchen zu gehen. Bald hatte er sich in den tausend gleichaussehenden Gängen verirrt und suchte nun sowohl nach Kaffee, als auch nach einem Pfleger oder einem Aufzug. "So ein Lageplan wäre mal nicht schlecht..." murrte er und lief um eine Ecke. Dabei rannte er versehentlich fast in eine junge Frau hinein, konnte aber in letzter Sekunde ausweichen. "Oh, entschludigung!" rief er sofort und sah die Frau an. Sie trug einen weißen Kittel, weiße Schuhe, eine weiße Hose und ein hellblaues Shirt. "Ist schon in Ordnung. Kann ich ihnen helfen?" lächelte sie und Rea nickte erleichtert. "Können sie mir sagen, wie ich hier in diesem Labyrinth an Kaffee komme und wie ich, wenn ich Kaffee habe, zurück zu meiner Tochter komme? Ich fürchte, ich habe mich etwas verlaufen." sagte er verlegen. Die Frau unterdrückte ein Kichern. "Aber klar. Kommen sie." forderte sie ihn auf und führte ihn zu einem Aufzug, durch einige Gänge und in die Caffeteria. Dort wartete sie, während Rea seinen Kaffee kaufte. Auf dem Rückweg sah sie ihn aufmerksam an. "Sie sagten, sie müssten zu ihrer Tochter? Was ist ihr denn passiert?" fragte sie und etwas skeptisch blickte Rea sie an. Warum interessierte sie, was mit seiner Tochter war? Aber andererseits, schien sie Ärztin zu sein, also konnte er es ihr auch sagen. "Sie wurde von dem neuen Verehrer meiner Frau angeschossen. Mit einem Gewehr." sagte er und seufzte. Darum musste er sich auch noch kümmern: Die Scheidung. "Oh, das klingt ja nicht so berauschend..." - "Das können sie wohl laut sagen. Aber diese Pechsträne verfolgt mich jetzt schon lange. Und alles hat mit dem Tod meines Bruders begonnen..." murmelte Rea gedankenverloren, als der Aufzug plötzlich anhielt, die Türen aufgingen und ein Junge hereinkam. Aber nicht irgendein Junge, sondern Carey. Carey-Junior.

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Hi Leute,
Weil mein Bruder heute Geburtstag hat, kommt das Kapitel schon etwas früher. 
(SilberSonne_7 wie abgemacht, um 14:00 Uhr 😁❤)
Bleibt gesund, hab euch lieb
Thi

SEINE Tochter (Rea Garvey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt