|16|

806 101 576
                                    

𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒅𝒂𝒔 𝑺𝒄𝒉𝒊𝒄𝒌𝒔𝒂𝒍 𝒔𝒄𝒉𝒐𝒏 𝒘𝒊𝒆𝒅𝒆𝒓 𝒆𝒊𝒏 𝑨𝒓𝒔𝒄𝒉 𝒊𝒔𝒕 ...
━━ ♡ ━━

Eigentlich konnte ich gar nicht glauben, welche Worte ich Degenhardt gerade vor den Toiletten ins Gesicht gepfeffert hatte, aber da waren mal wieder die Gefühle mit mir durchgegangen. Die Tatsache, dass er mein Dozent war, hatte ich wohl für diesen Moment vollkommen außer Acht gelassen.

Egal, er hat es nicht anders verdient.

Mit zitternden Knien erreichte ich den Tisch und ließ mich nieder, um das Glas Sekt, das vor mir stand, in einem Zug zu leeren. Andi sah mich mit seinem Analyseblick an, verlor aber kein Wort.

„Sekt bringt den Kreislauf in Schwung!", verteidigte ich mich und er musste auflachen.

Als sich kurz darauf Degenhardt zu uns gesellte, würdigte ich ihn keines Blickes. Das wollte ich übrigens den ganzen Tag so durchziehen. Lediglich dadurch konnte ich nämlich halbwegs dafür garantieren, mich einigermaßen im Zaum zu halten.

Am besten ging ich nur noch dann auf die Toilette, wenn er diese unmittelbar davor aufgesucht hatte. Wie verrückt war das denn? Jetzt mussten sich schon meine körperlichen Bedürfnisse nach ihm richten? Das war doch unfassbar. Unfassbar dämlich von mir. Unwillkürlich stieg erneut Wut in mir hoch.

Aber ich hatte auch Angst. Angst vor ihm. Angst vor dem, was er in mir auslösen könnte. Angst vor dem, was ich fühlen könnte. Angst vor dem, was ich dann machen könnte. Und ich wollte nicht mehr denken, fühlen oder tun, was in irgendeiner verkorksten Weise Degenhardt betraf. Verflucht, er brachte mich komplett um den Verstand.

Als mein Glas Sekt durch ein neues ersetzt wurde, musste ich mich richtig zusammenreißen, um dieses nicht auch gleich hinunterzustürzen. Nur vage konnte ich wahrnehmen, was Gabriel und Emilia an ihre Gäste richteten. Irgendetwas mit schönster Tag im Leben, Liebe fürs Leben oder so in der Art — also Standardzeug, was man vermutlich zum frischgebackenen Ehepartner sagen sollte.

Nach der Rede wurden wir schließlich von der Band dazu aufgefordert, auf der Tanzfläche einen Kreis zu bilden, in dessen Mitte das Brautpaar stand. Ganz unbewusst lehnte ich mich gegen Andis Schulter, der daraufhin den Arm um mich legte, damit ich mich näher an ihn kuscheln konnte. Seine Nähe beruhigte mich immer sofort und gab mir Halt. Ganz egal, was mich zuvor aus der Bahn geworfen hatte.

Dann spielte die Band ein Liebeslied an und die verliebten Brautleute begannen zu tanzen. Ich hatte gar nicht gewusst, wie gut sich Gabriel bewegen konnte. Gekonnt saß jeder seiner Tanzschritte, sodass ich aus dem Staunen nicht herauskam. Darüber hinaus wurde Emilia perfekt in Szene gesetzt, denn er drehte sie mehrmals um die eigene Achse, bis Gabriel sie schlussendlich in seine Arme nahm und ganz nah mit ihr zur Musik schunkelte. Gegen Mitte des Liedes wurden auch die Gäste aufgefordert mitzutanzen.

Andi stupste mich an und bevor ich Widerspruch einlegen konnte, zog er mich auf die Tanzfläche und ich konnte nicht mehr entkommen.

„Ich werde dich töten", zischte ich ihn an, aber Andi grinste nur zufrieden.

Immer, wenn ich ihm auf den Fuß trat, verzog er kurzzeitig sein Gesicht, ließ sich jedoch nicht beirren und drehte uns weiter.

„Woher du nur dieses Talent hast, so begnadet zu tanzen?", fragte Andi sarkastisch.

„Du weißt, dass ich überhaupt nicht tanzen kann. Und du solltest es eigentlich auch nicht können!", stellte ich ihn im vorwurfsvollen Ton zur Rede.

„Gabriel hat doch einen Hochzeitstanzkurs gemacht und ich musste immer die Schritte mit ihm üben, wenn wir uns gesehen haben", erklärte er achselzuckend.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt