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𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒅𝒖 𝒅𝒊𝒄𝒉 𝒊𝒏 𝒆𝒊𝒏 𝑳𝒐𝒄𝒉
𝒗𝒆𝒓𝒌𝒓𝒊𝒆𝒄𝒉𝒆𝒏 𝒎𝒖𝒔𝒔𝒕 ...
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Auf dem Weg zu unserem Haus kam ich nach dem Gespräch mit Andi nicht umhin, dass einige Tränen meine Wangen hinabrannen. Ich verkraftete es einfach nicht, ihn allein aufgrund meiner Feigheit angelogen und verletzt zu haben. Aber ich konnte in diesem Falle nicht anders.

Alles, was ich im Moment noch wollte, war, so schnell wie möglich von hier wegzufahren. Vielleicht würde ich in Eichstätt auf andere Gedanken kommen.

Kaum war ich durch die Tür getreten, lief ich geradewegs in meinen Vater hinein. Dass er sich nicht schon längst wieder vom Acker gemacht hatte, verwunderte mich maximal. Ihn gleich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in diesem Hause anzutreffen, war mehr als außergewöhnlich. Allerdings bemerkte ich im selben Zuge, dass er eigentlich auf dem Sprung war, denn in der einen Hand hielt er seine Aktentasche und mit der anderen fuhr er seinen Koffer durch den Eingangsbereich.

„Hallo Elli, was ist los?", begrüßte mich mein Vater schließlich mit einer Spur Sorge in der Stimme — ganz neue Seiten.

Kurzerhand wich ich ihm aus, um den Weg in mein Zimmer fortzusetzen, denn wenn ich keine Lust hatte, mit jemanden über meine Probleme zu reden, dann war das mein Vater. Zuvor hatte er sich auch nicht für mein Leben interessiert, da brauchte es schon mehr als ein „Hallo, wie geht's, was ist los?", um das zerrüttete Verhältnis zwischen uns aufzubessern.

„Hey, alles gut. Geh deiner Arbeit nach. Ich wünsch dir viel Spaß dabei", entgegnete ich gleichgültig und zog an ihm vorbei.

Jedoch hatte ich die Rechnung ohne ihn gemacht, denn er wirbelte mich mit einem Handgriff herum. „Du weinst ja", stellte er erschüttert fest und berührte meine Wange, die inzwischen tränenüberströmt war.

„Was geht's dich an?", fauchte ich die rhetorische Frage in sein Gesicht, denn die unbändige Wut vereinnahmte meinen Körper. „Nur weil du einmal zufällig hier aufschlägst, wenn ich auch da bin und nicht über beide Ohren grinse, heißt das noch lange nicht, dass du plötzlich ein aktiver Teilhaber meines Lebens sein darfst."

Anstatt mich loszulassen, verstärkte sich sein Griff um meinen Arm, als er bemerkte, dass ich mich von ihm losreißen wollte. „Du hast recht. Aber gestern Abend, da-"

„Gestern Abend, was? Da hast du den Super-Papa gespielt, um vor Kathrin gut dazustehen? Wow ja, das ist dir definitiv gelungen! Und ich hab' auch noch aus Solidarität mitgespielt. Aber frag nicht ... es war zum Kotzen! Du hast echt so getan, als wäre alles in Ordnung zwischen uns! Aber wie kann eine Beziehung funktionieren, wenn man kaum Kontakt miteinander hat? Du antwortest nicht einmal auf meine Botschaften, die ich dir hinterlasse." Es sprudelte geradeso aus mir heraus, weil ich den ganzen Frust nicht länger unterdrücken konnte. Diese scheinheilige Begegnung mit ihm brachte das Fass endgültig zum Überlaufen.

Mein Vater musterte mich mit einer schuldbewussten Miene, während er auf seiner Unterlippe kaute – eine schreckliche Angewohnheit von ihm, die ich nur allzu gut kannte. Sie spiegelte seine Unsicherheit wider, denn ich war gerade absolut im Recht.

„Es stimmt, ich habe dich in letzter Zeit vernachläss-"

In letzter Zeit ist leicht untertrieben, nicht?" Ich schenkte ihm einen vielsagenden Blick, wodurch er seinen beschämt senkte.

„Womit du auch wieder recht hast. Ich bin ein miserabler Vater", gestand er traurig und wagte dabei nicht, mich anzusehen. „Die Arbeit spannt mich ganz schön ein." Ausreden. Alles Ausreden.

„Du bist selbstständig, ja. Aber ist ein gelegentliches Melden zu viel verlangt? Weißt du überhaupt meine Adresse? Was ich genau studiere? Mit wem ich meine Freizeit verbringe?", erwiderte ich, wobei die Enttäuschung in meiner Stimme nicht zu verbergen war.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt