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𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒅𝒆𝒓 𝑨𝒍𝒌𝒐𝒉𝒐𝒍 𝒛𝒖𝒎 𝑩𝒖𝒉𝒎𝒂𝒏𝒏 𝒘𝒊𝒓𝒅 ...
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Mensch, Elli! Du kannst mir doch nicht so einen Schrecken einjagen!" Nur beiläufig hörte ich meiner Freundin Anna zu, während ich in Gedanken versunken die Pinsel auswusch.

Es war Mittwochabend meines Marathonunitages. Vor einer knappen Stunde war mein letzter Kurs zu Ende gegangen und Anna wollte mich abholen, damit wir gemeinsam zu Neles WG aufbrechen konnten. Nach dem Kurs malte ich meistens noch eine Zeit lang mit Kira, bevor wir gegen Mitternacht – manchmal sogar später – Feierabend machten. Heute war ich allerdings alleine länger geblieben, weil meine Kommilitonin verhindert und erst gar nicht im Kurs gewesen war. Die Zeit mit der Leinwand hatte ich gut nutzen können, um etwas nachzudenken.

Seit gestern Mittag – also, nach Joshuas schnellem Aufbruch – hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Nichts. Absolut nichts. Könnt ihr euch vorstellen, wie sehr ich auf Kohlen hocken musste, nach allem, was zwischen uns passiert war?

Zudem war es ja nicht so, als hätte ich mich von jetzt auf gleich von den vergangenen Tagen der Versenkung blitzgeheilt. Der Sex mit ihm hatte zwar einiges in mir bewirkt, aber Wunder konnte er nun auch nicht vollbringen. Langsam hegte ich den Verdacht, dass ich mir alles nur eingebildet hatte, um für einen kurzen Moment mit den Ereignissen meiner Vergangenheit klarzukommen.

„Hörst du mir überhaupt zu?", fragte mich Anna, fasste meine Schulter an und schüttelte mich leicht, damit ich sie wieder registrierte.

Mein verwunderter Blick musste Bände sprechen, denn Anna musterte mich äußerst besorgt, bevor sie fortfuhr. „Also, wenn du willst, dann können wir den Mädelsabend absagen und einfach zu zweit ein wenig quatschen. Was ist denn nur los mit dir?" Eine durchaus berechtigte Frage. Zu schade, dass ich sie mal wieder nicht ehrlich beantworten konnte.

„Nein, alles gut. Wie ich dir bereits gesagt hab', hatte ich Magen-Darm. Mir geht's inzwischen wieder richtig gut und ich freu mich schon die ganze Zeit auf unseren Abend", weil er eine willkommene Ablenkung ist. Fast wollte ich ein Fünkchen Wahrheit meiner miesen Lüge hinzufügen, ließ es aber dann lieber sein. Damit es glaubhaft wirkte, rang ich mir ein Lächeln ab.

„Okay, magst du dir zumindest helfen lassen? Du legst gerade das Tempo einer Schnecke hin!" Anna lachte und wies mit ihrem Zeigefinger auf mein penibles Auswaschen der Malutensilien hin.

„Das muss eben gründlichst gemacht werden", verteidigte ich mich, ehe einige Spritzer in ihre Richtung flogen. Natürlich vollkommen unabsichtlich.

Anna quiekte erschrocken auf, riss mir plötzlich die Pinsel aus der Hand und bespritzte nun mich damit, sodass ich tatsächlich ganz schön was abbekam. Die glitschige Konsistenz der restlichen Farbe in Verbindung mit Wasser fühlte sich etwas eklig an den Körperteilen an, die davon getroffen waren. Ich war froh, dass ich noch immer meinen Kittel trug, denn so wurde meine Kleidung darunter nur minimal feucht. Inzwischen war es nämlich deutlich zu kalt draußen geworden, um dort mit nassen Klamotten herumzurennen. Außer ich wollte mir den Tod holen.

„Du Biest! Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!", schrie ich gespielt schockiert auf und machte einen bedrohlichen Satz nach vorne, um Anna aufzuschrecken.

Dann stimmten wir beide in ein Lachen ein, das wohl durch den gesamten Kunstbau schallte. Aber das konnte uns egal sein, denn wer war schon nach einundzwanzig Uhr in den Unifluren unterwegs, mal ganz abgesehen von uns beiden verrückten Hühnern?

Schließlich schafften wir es zu zweit, den Rest meiner Sachen aufzuräumen und den Kunstsaal sauber zu hinterlassen, sodass wir ruhigen Gewissens zu Nele aufbrechen konnten. Da wir ihr in weiser Voraussicht unsere Wünsche zum Essen abgegeben hatten, warteten bereits duftende Pizzen, als wir in die WG einkehrten. Sie waren zwar nicht mehr ganz heiß, aber Pizza war kalt immer noch köstlich. Nebenher schauten wir Hangover und tranken ordentlich Wein, wie es sich für diese Art von Film gehörte.

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