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Wenn sich eine Unterhaltung mehr als seltsam anfühlt ...
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»Hast du dich dazu entschlossen, mir doch nicht mehr aus dem Weg zu gehen?«

»I-ich ...« Peinliches Stammeln. Super. Dafür hatten sich meine angeknacksten Füße verselbstständigt? Ich spürte förmlich, wie mir das Blut in die Wangen schoss.

»Schon in Ordnung. Ich verstehe dich«, sagte er mit einer Sanftheit in der Stimme, die mein wild pochendes Herz zum Schmelzen brachte. »Es ist dennoch schön, dich zu sehen.«

»Es ist nur ...« Verdammt, seit wann war ich denn in seiner Nähe wieder so unsicher? Das durfte doch echt nicht wahr sein! »Es ist komisch ... irgendwie.«

Seine Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln und zogen mich magnetisch an. Denken gestaltete sich demnach minimal schwierig.

»Weil wir hier stehen und uns nicht wie sonst angehen?«

»Ja, auch ...« Und die Tatsache, dass ich dich am liebsten ununterbrochen küssen will. Ich kann es nicht abstellen. Kann gerade an nichts anderes denken. Ansonsten denke ich pausenlos daran, wie jeder Kuss von uns bisher gewesen ist. Wie soll ich bei solchen Gedanken wissen, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll? Wenn meine einzige Intention ist, dich zu küssen?

Okay ... das alles sollte ich jetzt lieber nicht sagen.

»Alles in Ordnung, Elli?«, fragte Joshua mit gerunzelter Stirn, etwas besorgt klingend.

»Na klar, ich bin nur so begeistert von ...« ... deinen Lippen. »... der Kunst hier.« Ich deutete etwas unkoordiniert mit beiden Armen um mich herum.

»Da stimme ich dir zu«, entgegnete er mir und wandte sich erneut dem Bild zu, das er zuvor betrachtet hatte. »Würdest du mit mir ein Stück durch die Ausstellung gehen?«

Verflucht, schon wieder dieses Lächeln, das mich um den Verstand brachte ...

»Gerne.« Was? Bin ich durchgekallt?

Wollte ich mich ernsthaft meiner größten Versuchung ausliefern? Wenn weder Körper noch Geist zurechnungsfähig waren? Und was machten wir dabei überhaupt? Reden? Das hatten wir noch nie getan ... Also, uns wie zwei normale Menschen unterhalten.

Mir brach der Schweiß aus, als er zum Gehen ansetzte, sich kurz noch mal umblickte und wohl darauf wartete, dass ich ihm folgte. Das war eine ganz, ganz dämliche Idee!

»Du begeisterst dich für zeitgenössische Kunst?«

»Ja, auf jeden Fall. Viele Werke sind sehr inspirierend. Irgendwie ist die Kunst so greifbar, was einen Bezug zwischen Künstler und Betrachter schafft. Eben weil die Künstler noch leben«, erklärte ich schulterzuckend.

»Wohl wahr«, erwiderte Joshua und blieb plötzlich stehen. Sein Blick fiel auf ein Bild zu unserer Linken, das verdächtig nach einem Richter aussah. »Gehört er zu einer deiner Inspirationsquellen?«

Das vorliegende Werk von ihm zeigte eine Fotografie, die größtenteils übermalt worden war. Die Farbe war dick aufgetragen, wobei sie ineinander überschwamm, als hätte Richter mit einem sehr breiten Pinsel in seine Palette getaucht und ihn einfach über das Foto gestrichen.

»Definitiv. Sein Farbauftrag ist sehr spannend. Und wie die Farben miteinander in Beziehung treten ... Miteinander harmonieren. Außerdem erzeugt er immer tolle Kontraste. Wenn ich die Augen zusammenkneife – so wie hier –, dann wird es nicht zu diesem langweiligen Einheitsbrei.«

Kurz schaute ich zu Joshua und beobachtete, wie er ebenfalls die Augen verengte. Bis ich mich von ihm losriss, um in der Museumsbroschüre nach dem Bild und der dazugehörigen Beschreibung zu suchen.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt