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Wenn du Antworten verdienst ...
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Das erneute, deutlich energischere Klopfen gegen das dunkle Holz brachte meine Knöchel zum Schmerzen. Ich lauschte, ob sich etwas dahinter regte. Doch alles, was ich hörte, war das leise unaufhörliche Tippeln meiner Finger gegen das Metall des Stützrohrs.

Na toll, habe ich ihn jetzt verpasst? Was mache ich, wenn er gar nicht da ist?

Ein weiteres Mal hob ich die Hand, doch genau in diesem Moment wurde die Tür aufgeschwungen und Joshua erschien mit einem Polo und Jeans bekleidet im Rahmen. Seine Haare waren nicht wie zuvor gestriegelt, sondern wirkten ... nass? Hatte er gerade geduscht?

Elli! Hallo? Konzentrier dich, verdammt noch mal! Sabbern ist jetzt absolut nicht angebracht!

»Kann ich reinkommen?«

»Was wollen Sie, Frau Wiesinger?« Wieder dieser abweisende Tonfall ... Aber das konnte er knicken.

Ich verdrehte die Augen, duckte mich und ehe er die Frage »Was soll da...« vollenden konnte, hatte ich mich schon so elegant wie möglich mit den Krücken in der Hand unter seinen Arm in das Zimmer gezwängt.

»Danke, Herr Degenhardt. Wie nett, dass Sie mir ein paar Minuten Ihrer Aufmerksamkeit schenken ...«, sagte ich zuckersüß und sah mich in dem kleinen Raum mit Bett, Schrank und Nachtkästchen um. Ein frischer Duft von Zitrone hing in der Luft und verriet mir, dass er wohl tatsächlich vorhin geduscht haben musste. Vielleicht hatte er sich gerade erst noch was übergezogen und deswegen so lange gebraucht. Vor meinem inneren Auge ploppte sein nackter definierter Körper auf und ich erinnerte mich daran, wie ...

Die Tür fiel ins Schloss, ich zuckte zusammen und wandte mich ihm zu. Er stand breitbeinig mit verschränkten Armen in dem kleinen Gang und beäugte mich ausdruckslos. Damit rammte er mir einen Dolch in die Brust und ein Funken Unsicherheit flackerte in mir auf, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, hier einfach hereinzuschneien. Doch ich wischte rasch all die Zweifel aus meinem Gehirn, schluckte einmal schwer und seufzte.

»... nachdem du mich ja den kompletten Tag meisterhaft ignoriert hast.«

Immer noch keine Reaktion von ihm, dabei hatte er nun wirklich keine Ausrede für sein derzeitiges Verhalten. Er zog dieses arschige Dozentengehabe ernsthaft weiter durch. Das brachte meine Ader an der Schläfe fast zum Platzen und meine Hände umklammerten die Stangen derart stark, dass es fast wehtat. Sehr gut ... Ich brauchte genau das, um wieder halbwegs klar im Kopf zu werden.

»Bist du jetzt wieder als Arschloch unterwegs? Ich frage mich irgendwie schon, womit ich mir das wieder mal verdient habe. Oder hab' ich irgendwas verpasst? Bitte, klär mich auf!«, forderte ich ihn auf und erhoffte mir, dass sich wenigstens jetzt der Hauch einer Regung in seinem Blick zeigen würde.

»Ich weiß nicht, was Sie meinen, aber Sie sollten jetzt gehen.« Seine Stimme war genauso eiskalt wie sein Auftreten mir gegenüber. Arschloch!

»Ist das dein scheiß Ernst?«

»Eine Studentin hat im Zimmer ihres Dozenten nichts verloren.«

Ich lachte auf. »Erstens: Ich bin nicht mehr deine Studentin. Zweitens: Es habe sehr gute Gründe, hier zu sein.«

Er hob überrascht die Brauen. »Dafür fehlt mir eine schlüssige Erklärung.«

»Willst du mich verarschen?« Scheiße, ich sollte vielleicht nicht unbedingt schreien, aber ... »Oh nein! Nicht mit mir! Deine Launen kannst du dir sonstwo hinschieben! Ich lass mich jetzt nicht einfach so von dir abservieren. Nicht nach Sprüchen wie Ich will dich so sehr und Ich bin für dich da.« Mein Körper zitterte, als ich die kommende Flut in den Augen bestmöglich wegblinzelte. Das konnte ich nun wirklich so gar nicht gebrauchen. »Waren das nur leere Floskeln? Oder was ist in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert, dass du wieder zum Vollblutarsch mutiert bist?«

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt