Wenn sich das unlösbare Puzzle endlich zusammenfügt ...
━━ ♡ ━━»Was ist das?«, fragte ich, nachdem wir uns auf den langen, schmalen Teil der Wohnlandschaft gesetzt hatten und Joshua mir eine große graue Mappe entgegenstreckte.
Anstatt mir eine Antwort zu geben, verwies er einfach nur mit seiner offenen Hand darauf, was ich als Einladung ansah, sie zu öffnen. Mein Herz schlug kräftig in mir und ich schluckte mehrmals, um meinen trocken gewordenen Hals zu befeuchten. Was sich hier drin wohl befand? Das letzte Mal, als er mir was in die Hände gedrückt hatte, hatte ich massig Fotos von ihm und mir aus einem Umschlag gezogen. Auf eine Wiederholung dieser Art hatte ich nun wirklich keine Lust.
Allerdings war die Neugier zu groß und ich kippte kurz und schmerzlos den dünnen Karton von rechts nach links. Meine Augen weiteten sich, mein Herzschlag setzte kurz aus, als mein Blick geradewegs auf eine Grafik fiel.
Ich musterte das beeindruckende Meer an Strichen auf dem Blatt Papier. Rundherum waren unzählig viele mit einem weichen Bleistift neben- und übereinander gesetzt, um eine nahezu schwarze Fläche zu schaffen. Auch wenn sie teilweise kreuz und quer durch das Bild flogen, ließ sie der dominante Duktus zu einer Stelle im Bild hinführen, so als würden sie mit geballter Kraft darauf einschlagen. Ähnlich wie ein starker Platzregen, der auf den Asphalt prasselte. Doch hier kam der Angriff von allen Seiten und die Linien konzentrierten sich auf ein rundes, helles Zentrum im untersten Drittel des Bildes. In dessen Mitte stand jemand. Ein Junge mit gebückter Körperhaltung, der dabei seinen Kopf mit beiden Händen nach unten drückte.
Mein zuvor wild schlagendes Herz, sackte bei diesem Anblick genauso zusammen wie die Person auf dem Bild. Unweigerlich schossen mir die Tränen in die Augen, weil mich die hervorgerufenen Emotionen zu überrollen drohten.
Ich schluckte schwer und hob den Blick, um Joshua anzusehen. Seine Iriden fanden sofort meine und ich meinte darin so etwas wie Zweifel oder Unsicherheit zu entdecken.
»Ist das von dir?«
Joshua nickte, ohne meinen Blick dabei loszulassen. Eigentlich hatte ich die Antwort gewusst, aber irgendwie war ich gerade zu aufgewühlt, um klar denken zu können.
»Du hast gesagt, dass du nicht malst.«
Ein minimales Zucken war an seinen Mundwinkeln auszumachen, aber das verschmitzte Grinsen blieb aus. »Nun ja, streng genommen male ich auch nicht. Ich zeichne.«
Ich konnte mir auf diese Klarstellung hin jedoch kein Schmunzeln verkneifen, ehe ich ebenfalls stumm nickte und mich erneut der Zeichnung widmete. Nach dem Gewicht der Mappe zu urteilen, waren es sehr viele Bilder, die auf mich warteten, also blätterte ich langsam durch. Manchmal verharrte ich länger an einem, ließ es auf mich wirken. Aber insgesamt ähnelten sie sich alle sehr in der Wahl des Motivs und vermittelten eine traurige und zugleich düstere Stimmung. Der aggressiv wirkende Zeichenduktus stand dieser ausdrucksstarken Atmosphäre entgegen, während er in seiner Rhythmisierung ein wenig an den von van Gogh erinnerte.
»Die sind unglaublich ...«, flüsterte ich, als ich ungefähr ein Drittel gesichtet hatte.
»Unglaublich beängstigend?«
Mein Kopf schoss nach oben und ich schaute direkt in Joshuas Gesicht, in dem durch die gekräuselte Stirn deutlich der Zweifel stand. »Nein! Sie sind beeindruckend! Es liegt so viel Tiefe darin. So viel Gefühl. Und genau das berührt mich ... Wahnsinn ...«
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UNAUSWEICHLICH
Romance𝐍𝐄𝐖 𝐀𝐃𝐔𝐋𝐓 𝐑𝐎𝐌𝐀𝐍𝐂𝐄 ━━ ♡ ━━ Herzlich, tollpatschig und kaffeesüchtig sind drei Eigenschaften, die Elli charakterisieren. Aber nicht selten läuft ihr Mundwerk schneller als ihr Verstand und so liefert sie sich ein hitziges Wortgefecht mi...