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Wenn du dich wie ein Teenie aufführst ...
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Seit Tagen kribbelte es mich in den Fingern, wenn ich mein Smartphone ansah oder etwas damit machte — so wie gerade eben. Unfähig irgendetwas Sinnvolles zu tun, lag ich auf meiner Schlafcouch, starrte Löcher in die Luft und drehte meinen Kopf dabei ständig nach rechts, wo sich besagtes Ding befand. Auf was wartete ich eigentlich noch? Meine Entscheidung war doch schon längst gefallen.

Unvermittelt rollte ich mich auf den Bauch, griff danach, öffnete meine Kontakte und scrollte nach unten, bis ich bei J ankam. Es waren nicht viele Einträge unter diesem Buchstaben. Und einen davon hatte ich erst seit wenigen Tagen ...

»Entsperre dein Handy und gib es mir.«

Ohne zu überlegen, ging ich seiner Forderung nach und beobachtete ihn einige Sekunden dabei, wie seine Finger über den Bildschirm sausten. Mein Herz schlug dabei immer schneller.

»Was machst du da?«

Im nächsten Moment hielt er inne und hob seinen Blick. »Ich möchte dich um etwas bitten, Elli.« Wieder war diese Unsicherheit darin, die mich zum Nicken brachte. Wenn er mich so ansah, würde ich vermutlich alles für ihn tun. »Nimm dir Zeit, um darüber nachzudenken, was ich dir alles über mich erzählt habe. Bitte sei dabei ganz ehrlich zu dir selbst und schau darauf, was dir guttut. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass ein immer noch instabiler Mann mit komplizierter Vergangenheit nicht in dein Leben passt, dann kann ich das vollkommen nachvollziehen. Ich rate dir sogar dazu, es sein zu lassen und meine Nummer hier einfach wieder zu löschen. Falls du aber tatsächlich damit zurecht kommen solltest und du mir eine Chance geben möchtest, dann melde dich.«

Er streckte mir mein Smartphone entgegen und ich fixierte die sechs Buchstaben, die darauf prangten: Joshua. Sofort überzog mich eine Gänsehaut.

»Soll ... soll ich dich anrufen? Dann hast du auch mei...«

»Nein.« Dieses Wort kam derart schnell aus seinem Mund geschossen, dass es mich kurz zusammenzucken ließ. Meine Reaktion schien ihm nicht entgangen zu sein, denn er ergänzte im deutlich sanfteren Ton: »Es ist besser, wenn ich sie nicht habe. Weißt du, ich traue mir selbst nicht über den Weg. Ich bin wie eine tickende Zeitbombe, die unerwartet hochgeht, wenn man den falschen Draht durchzwickt, der sie unter Kontrolle hält. Die Versuchung, mich bei dir zu melden, wäre vermutlich unerträglich für mich. Ich möchte dir Zeit geben, ohne dich in irgendeiner Art zu beeinflussen. Ich kann und will nicht egoistisch sein. Nicht bei dir. Du hast das Beste verdient.«

So durcheinander und aufgewühlt ich in diesem Augenblick auch war, so konnte ich dennoch die traurige und zugleich liebevolle Bedeutung seiner Worte wie ein Schwamm in mir aufsaugen. Sie sickerte durch jede einzelne Pore meines Körpers. Drang in mein Herz und ließ es springen. Und zugleich wurde mir bewusst, wie viel er und ich gemeinsam hatten. Wir waren zwei gebrochene Seelen, die sich nach Geborgenheit sehnten, aber dachten, wir wären es aufgrund unserer Probleme nicht wert, geliebt zu werden.

»Du verdienst das Beste, Elli. Aber leider ist mir allzu sehr bewusst, dass ich das wohl niemals für dich sein kann.«

Erneut löste sich eine Träne aus meinem Auge, als seine Worte in meinem Gehirn widerhallten. Doch ich wischte sie weg, öffnete den noch leeren Chat und tippte los.

Ich:
Lieber Joshua

Herrgott, nein! Das geht gar nicht! L – Ö – S – C – H – E – N ...

Ich:
Hey Joshu

Verdammt, das ist so buddymäßig ... Weg damit!

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt