|2|

1.4K 172 1K
                                    

𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒂𝒖𝒇 𝒅𝒆𝒓 𝑾𝒆𝒍𝒕 𝒏𝒖𝒓 𝒂𝒓𝒓𝒐𝒈𝒂𝒏𝒕𝒆 𝑺𝒄𝒉𝒏𝒐̈𝒔𝒆𝒍 𝒘𝒂̈𝒓𝒆𝒏 ...
━━ ♡ ━━

Ich musste zugeben, dass mich der erste Blick in seine Augen minimal lahmlegte. Sie waren wie das Meer und zogen mich immer weiter in die Tiefe. Im Moment konnte ich neben meiner Wut nur noch diese Augen wahrnehmen, denn es lag so viel Ausdruck darin: Arroganz, Stärke, Willenskraft und noch irgendetwas Undefinierbares. Etwas, das nicht ganz zum Rest passte. Ich wusste nicht warum, aber ich fand diese Attribute gerade mehr als anziehend, weshalb mein ganzer Körper innerlich zu beben begann, als hätte der tosende Tsunami in seiner Iris diesen zum Erschüttern gebracht. Sie brachten mich derart aus dem Konzept, dass ich kurzzeitig keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich musste mich am Riemen reißen, damit er seine Wirkung auf mich nicht spürte. Denn diese Genugtuung wollte ich dem Kerl vor mir nicht geben.

Also fixierte ich kurzerhand meinen Zeigefinger, der bei dem Wort dir nahe an seine Brust gerückt war. Und so wurde mir schlagartig bewusst, wie nahe ich ihm überhaupt war. Gefährlich nahe, um genau zu sein, denn es trennte uns höchstens ein Meter voneinander. Dies begünstigte, dass mir sein herber Duft in die Nase stieg. Er hatte wohl heute Früh in seinem Aftershave gebadet. Leider roch es dermaßen gut, dass dies ebenfalls nicht gerade hilfreich in der momentanen Situation war. Verdammt, es war zum Haareraufen!

Als Nächstes fiel mir seine äußerst schicke Kleidung auf, die darunter einen muskulösen Körperbau vermuten ließ. Eine maßgeschneiderte dunkelblaue Anzughose mit einem schlichten weißen Hemd, dessen oberste Knöpfe offen waren und somit einen Blick auf seinen markanten Adamsapfel gewährte. Es fehlte nur noch wenig, bis mir komplett die Sicherung durchbrannte.

Es musste doch irgendetwas an ihm geben, das mich nicht komplett aus der Bahn warf. Worauf ich mich konzentrieren konnte, um meinen klaren Verstand wieder zu erlangen. Mein Blick glitt kurz über sein Gesicht. Seine kantige Kieferpartie war von einem perfekt getrimmten Dreitagebart geziert. Hatte ich schon erwähnt, wie unglaublich sexy ich Männer mit Bart fand? Mittlerweile wurde mir hier jedes Detail von ihm zum Verhängnis.

Erst jetzt fiel mir auf, dass auch er angespannt zu sein schien, denn sein Kiefer mahlte vor sich hin. Er musste sich wohl auch in Beherrschung üben. Mein Blick glitt weiter zu seinen vollen, viel zu sinnlich wirkenden Lippen, seine gerade Nase bis zu seiner hohen Stirn hinauf, welche eine kleine Falte aufwies, die sich wohl durch die unterdrückte Wut gebildet hatte.

Und da war sie nun. Die Sache, nach der ich so händeringend gesucht hatte, damit ich wieder zu mir selbst finden konnte: sein perfekt gestyltes Haar. Das Gel brachte sein ohnehin schon tiefschwarzes Haar derart zum Glänzen, dass es an das Fell eines Maulwurfs erinnerte. Sein Haar war quasi in dieser klebrigen Substanz getränkt worden. Sie ließ nicht zu, dass sich auch nur eine Strähne in irgendeiner Weise verirren konnte. Optimal gestriegelt, könnte man sagen.

Diese Frisur offenbarte mir, dass ich hier lediglich einen arroganten Schnösel vor mir hatte, der sich für etwas Besseres hielt. Der dachte, dass er hier mehr zu melden hatte. Der dachte, dass er hier ein gewisses Vorrecht hatte. Der dachte, dass ihm jeder und alles zu Füßen liegen und vor ihm kuschen würde. Oh nein, nicht mit mir!

So fand ich wieder zu mir sowie meine Kraft, ihm unverwandt in die Augen zu schauen, ohne gleich den Boden unter meinen Füßen zu verlieren. Hierauf folgte ein nonverbaler Kampf, den wir lediglich mit unseren Blicken austrugen. Die Spannung, die durch unserer beider Wut entstand, war deutlich spürbar, sodass man fast die Funken zwischen unseren Augen sprühen sehen konnte. Es war kaum auszuhalten, raubte mir erneut den Atem.

„Ich bezweifle doch stark, dass deine Termine mehr Wichtigkeit tragen als meine", brach der Schnösel diese unangenehme Stille mit seinem rauen Timbre. Wenn hierbei nicht so viel Arroganz mitgeschwungen hätte, dann wäre ich jetzt definitiv eingeknickt, weil seine Stimme viel zu sexy klang und sie meine Knie butterweich werden ließ.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt