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𝑾𝒆𝒏𝒏 𝒅𝒆𝒊𝒏𝒆 𝑮𝒆𝒅𝒂𝒏𝒌𝒆𝒏 𝒊𝒎𝒎𝒆𝒓 𝒘𝒊𝒆𝒅𝒆𝒓
𝒇𝒂𝒍𝒔𝒄𝒉 𝒂𝒃𝒃𝒊𝒆𝒈𝒆𝒏 ...
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Das war so ein Moment, in dem man sich wünscht, man hätte niemals die Büchse der Pandora geöffnet.

Lieber wäre man weiter im Dunkeln getappt. Lieber hätte man mit der Unwissenheit vorliebgenommen. Denn das, was einen erwartete, war einfach viel schlimmer. Vor allem, wenn einem nicht die Tragweite bewusst war, die das Ganze haben würde ...

Aber ob es dann so viel besser wäre, nicht zu wissen, was auf einen zukam?

Mir konnte das eigentlich egal sein. In meinem Fall war es ohnehin schon zu spät. Alles war bereits passiert. Nichts konnte mehr rückgängig gemacht werden. Und jetzt kam auch noch das!

Genau deswegen konnte ich mir im Nachhinein in den Arsch beißen. Wegen meiner äußerst dämlichen Scheuklappen, die ich in dem ganzen Gefühlschaos getragen hatte. Dennoch hätte ich es wenigstens ahnen müssen. Aber so oft war man vollkommen blind. Man verschloss die Augen vor dem Offensichtlichen. Sehend und doch nicht-sehend.

Nach diesem Motto glitten meine Finger immer wieder in den Umschlag. Holten schrittweise das heraus, was mich einerseits erkennen und andererseits Millionen Fragen stellen ließ.

Ich starrte auf das, was Resultat meines riesigen Egoismus und meiner fehlenden Selbstbeherrschung war. Zog jedes Indiz meiner unsagbaren Dummheit heraus. Blätterte alles geistesabwesend durch. Mein Blick verschwommen. Obwohl er sich eigentlich für das Vorliegende öffnen sollte.

Unfähig, auch nur irgendetwas fühlen, geschweige denn wahrnehmen zu können, stierte ich schließlich in den leeren Umschlag. Dann wanderten meine Augen ferngesteuert über den Haufen, den ich systemlos auf dem Wohnzimmertisch liegen hatte.

»Wa...« Meine Stimme versagte aufgrund des tennisballgroßen Kloßes in meinem Hals. Ich schluckte. Einmal. Zweimal. Dreimal. »Was ... was ist das?«

Nichts war zu hören. Ich meinte nicht einmal Joshuas Atemzüge zu vernehmen, weil das Rauschen in meinen Ohren alles überlagerte. Hielt er vielleicht die Luft an? Oder war er momentan nicht imstande, einen Atemzug zu machen? Wäre ihm nicht zu verdenken, denn die Funktionalität meiner Lungen wurde ebenfalls durch die beklemmenden Gefühle gedrosselt.

Immer noch traute ich mich nicht, Joshua in die Augen zu blicken. Zu groß war die Schuld geworden, die ich beim Anblick dessen verspürte, was vor mir ausgebreitet lag. Fotos über Fotos. Allesamt zeigten Joshua und mich in aussagekräftigen Situationen. Unkontrolliert schoss mein Puls in die Höhe. Trieb mir damit den kalt-nassen Schweiß aus den Poren, während mein Körper durch den Schauer des Schreckens erzitterte.

»Es tut mir leid«, entwich es mir nach einiger Zeit schwach.

Ich habe es riskiert. Aber zu welchem Preis? Was habe ich damit nur angerichtet?

Wirre Fragen und Vorwürfe fuhren in meinem Kopf Karussell. Gedankenfetzen. Kamen nicht zum Stehen, sondern drehten sich unaufhörlich in meinem Kopf, sodass ich keine Klarheit erlangen konnte. Das Chaos im Gehirn übertrug sich auf meinen Körper, der sich inzwischen so benahm, als hätte ich vierzig Grad Fieber. Hinzu kam das Gefühl, als läge ein überdimensional großer Stein in meinem Magen, der eine so grauenhafte Übelkeit in mir hervorrief, dass ich mich wohl jede Sekunde erbrechen musste.

»Elli, es muss dir nicht leidtun«, riss mich Joshua aus meinem kläglichen Versuch, einen Gedanken zu fassen.

Die darauf folgende Berührung durch seine Hände an meinen Wangen ließ mich ein wenig aus diesem tranceartigen Zustand aufwachen. Sie schickte wie immer Blitze der Aufregung durch meinen Körper, die in mir Angst und Ruhe zugleich auslösten.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt