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Wenn du dir Kussverbot erteilst ...
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Mein Herz klopfte so stark in meiner Brust, dass mein ganzer Körper davon vibrierte. Was überhaupt nicht förderlich für meinen elendleeren Magen war. Schon den gesamten Tag über dachte ich daran, dass ich heute Abend ein Date mit Joshua haben würde. Für nichts anderes war Platz in meinem Kopf. Und das Beschissene daran war, dass sich dieser Gedanke gefühlstechnisch auf mich übertrug. Also spielte nicht nur mein Hirn verrückt, sondern auch mein Körper. Mir war so furchtbar übel, dass ich keinen einzigen Bissen runterbekommen hatte.

Das Verrückte an diesem Zustand war, dass er mich trotz der unvorteilhaften Nebenwirkungen irgendwie total glücklich machte. Ich freute mich unglaublich darauf, Zeit mit Joshua zu verbringen. Ihm nahe sein zu dürfen. Andererseits hatte ich aber auch wahnsinnige Angst davor. Angst, dass irgendetwas schieflaufen könnte — so wie es eigentlich bei uns üblich war. Doch ich wollte nicht, dass es schieflief. Ich wollte ganz unbedingt, dass es ein toller Abend wurde.

Verdammt, da wurde mir schon wieder schlecht und dieses Mal hatte ich das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Meine Haut ähnelte vermutlich der eines gerupften Huhns und ich zitterte so sehr, dass mein Zeigefinger unkontrollierte Bewegungen machte, als ich ihn anhob.

Ich kann da jetzt nicht klingeln und einfach hochgehen ... Wenn ich vor ihm stehe, kotz' ich ihm sicher direkt vor die Füße. Das wäre mal ein genialer Start. Wieso sagt einem keiner, dass man bei Dates unbedingt Kotztüten dabei ha...

Da war mein Finger schon auf einem der Knöpfe gelandet. Erschrocken starrte ich hin und hoffte, er hätte das Ziel bei seiner Zitterpartie verfehlt ... Aber dem war natürlich nicht so. Scheiße! Was machte ich denn jetzt? Sollte ich noch mal schnell Sandy anrufen?

»Hallo?«, drang bereits Joshuas tiefe Stimme aus dem Lautsprecher und mein Herz schlug gleich fünfmal schneller als zuvor.

Ich hätte nicht gedacht, dass er so rasch an der Tür sein würde und schluckte den tennisballgroßen Kloß in meinem Hals hinunter.

»Hey«, krächzte ich und schüttelte gleich darauf den Kopf darüber. Das ging ja alles schon super los.

»Ich mach dir auf ... Bis gleich.«

Keine Sekunde später ertönte der Summer. Ich stemmte mich gegen die schwere Eisentür und stieß sie auf. Dann stand ich in der erleuchteten, modern gehaltenen Eingangshalle, passierte links neben mir die Briefkästen, die in der hellgrauen Betonwand eingebaut waren und stellte mich vor den Treppenaufgang. Bevor ich den ersten Schritt wagte, atmete ich nochmals tief ein und aus, um die Übelkeit zu verdrängen und mein rebellierendes Herz zu beruhigen. Aber keine Chance ... Bei Letzterem sollte ich mich damit abfinden, dass es wahrscheinlich den kompletten Abend mit Joshua außer der Reihe tanzen würde.

Also nahm ich langsam die Stufen nach oben. Dabei konzentrierte ich mich auf die weißen Linien, die den schwarzen Marmor durchbrachen. Jedoch half es nicht. Sowohl Körper als auch Verstand waren innerlich am Durchdrehen. Meine Knie glichen zerflossener Butter und waren demnach kaum spürbar. Gut, dass ich mich am Handlauf festklammern konnte, ansonsten wäre ich längst die Treppe hinuntergesegelt. Ich atmete gegen die immer größer werdende Aufregung an, schluckte sie bestmöglich herunter und hoffte, dass ich halbwegs zurechnungsfähig war, wenn ich ganz oben bei ihm ankam.

Bei der ersten Etage fiel mein Blick auf den Aufzug. Den würde ich bestimmt nicht nehmen, sonst wäre ich ja noch schneller da. Obwohl ich es auch irgendwie kaum erwarten konnte, ihn gleich zu sehen. Verdammt, was stimmte nicht mit mir? Alles in mir widersprach sich.

Ich schüttelte den Kopf und ging weiter die Treppe empor. Gelangte in den zweiten Stock, in dem ich im Gang zwischen den zwei Wohnungstüren Halt machte. Nur noch wenige Stufen und ich würde Joshua gegenüberstehen. Mein Herz hämmerte inzwischen so wild, dass sein Pochen vermutlich bis nach oben zu hören war. Bevor ich den finalen Weg antrat, umschloss meine Hand noch mal fest den Edelstahl des Geländers, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen, holte tief Luft und wagte die letzten Schritte bis zum Ziel.

UNAUSWEICHLICHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt