12- Vergangenheit

1.5K 47 27
                                    

✵Das Licht der Sterne erscheint mir breiter, seitdem ich weis, dass sie auch deine Sicht erhellen. ✵
~ MiraHerbst

,,Ich fang am besten von vorne an. Meine Eltern waren alles für mich. Sie lernten sich am Campus kennen, als sie sich überm Haufen gerannt sind.
Zusammen gingen sie aufs College und haben sich direk ein Jahr danach verlobt und zusammen geheiratet.
Als mein Vater erfahren hat, dass meine Mum schwanger mit mir war, hat er ihr direkt ein Haus gekauft. Mein Vater war stolz auf alles was er hatte. Loyalität war bei ihm die höchste Priorität, so hat er auch mich aufgezogen. Meine Mutter war die Person, die mir alles was mit dem Haushalt zutun hatte, beigebracht hatte. Beide waren und sind für mich immernoch meine Vorbilder, vorallem mein Vater.
Er sagte mal zu mir "Aiyana, du bist etwas besonderes. Wenn du nicht mehr weiter weißt, denk an meine Worte: auch wenn du nicht an dein Ziel angekommen bist, aber es sich so anfühlt, als wärest du auf dem Richtigen Weg. So gehe mit einem Lächeln im Gesicht weiter."
Lächelnd schüttel ich mein Kopf und schließe meine Augen.

,,Wir waren eine glückliche Familie, mein jüngerer Bruder Noah war eher Mama's Kind und ich eher Papa's.
Es gab nichts, was wir nicht zusammen durchgestanden haben.
Kurz vor meinem 13. Geburtstag wurde unser Verhältnis ruhiger, meine Eltern distanzierten sich von uns, redeten weniger. Die Zeiten wo wir viel lachten, gingen vorbei und es kehrte Stille ein. Meine Mutter hing den ganzen Tag nur im Schlafzimmer und weinte. Sie verneinte es immer, aber man sah es ihr an, nämlich an ihren Blutroten Augen und ihrem Gesichtsausdruck.

Mein Vater war fast jeden Tag weg. Manchmal handelte es sich sogar um Tage oder Wochen. Mein Bruder und ich verstanden die Welt nicht mehr und wir vielen auch in ein tiefes Loch. Wir wurden schlechter in der Schule hatten auf nichts mehr Lust...
Noah fing an mit starken Konsum von Alkohol und Drogen, obwohl ich versuchte es im auszureden.
Eines Abends kamen meine Eltern zu mir ins Zimmer und sprachen:
"Yana, unsere liebe kleine Yana..uns bleibt nicht mehr viel Zeit aber eins solltest du wissen. Wir lieben euch beide vom ganzen Herzen, mach es besser als wir. Vertrauen ist gefährlich, denn auch die heiligen Engel fallen und werden zu schwarzen Engel. Der Schein trügt. Merk dir das!"

Das war das letzte, was sie mir sagten bevor ich sie für immer verloren habe."

Erzähle ich zuende. Erst jetzt bemerke ich, dass ich weine und Nathaniel mich die ganze Zeit ansieht. Sein Blick kann ich einfach nicht deuten. Ist es trauer? Oder doch Verständnis?

,,Erzähl weiter, was ist passiert?..." spricht er leise.
,,Wieso sollte ich?"
,,Warum denn nicht? Ich denke du musst auch mal mit jemanden reden oder? Du bist seit einem Monat hier in meinem Haus und hast niemanden zum Reden."

Wenn er nur wüsste....
Ich atme tief durch bevor ich anfange weiter zu reden.
,,Der schlimmste Tag war mein 13. Geburtstag. Ich kam zusammen mit meinem Bruder nach Hause als wir unsere Eltern tot aufgefunden haben. Seitdem habe ich geschworen mich zu bessern, für meine Eltern. Meine Noten wurden besser und besser trotz Mini Jobs.
Uns wurde erzählt, dass sie anhand ihres Tattoos gestorben sind. Aber ich finde, es macht kein Sinn. Beide am exakt gleichen Tag zur gleichen Zeit."

,,Schicksal..."
,,Nein, das war kein Schicksal. Ich wusste noch nicht mal dass meine Eltern ein Tattoo besitzen. Seitdem lebe ich bei meinen Großeltern."

Wie als würde es ihn nicht die Bohne interessieren, zuckt er mit seinen Schultern.

,,Was ist mit dir? Hast du noch jemanden außer deinem Bruder?"

Eine Gänsehaut legt sich über mich als er mich von unten aus böse anschaut.
,,Das hat dich nicht zu interessieren!"
Ist alles was er sagt und steht dabei auf.
Moment! Hallo?! Ich erzähle ihn von meinen schlimmsten Tag und er will mir nicht mal so eine einfache Frage beantworten.

Nathaniel ist grade dabei den Raum zu verlassen, als ich mich dazu entscheide ihm nach zugehen.
,,Hey, geh jetzt nicht einfach so!"
Nichts...
,,Ich habe dir eine einfach frage gestellt, habe dir von mir erzählt und dabei sogar mehr als ich wollte!" Rufe ich doch wieder bleibt er still.
,,Sag doch was! Bleibt stehen!" Ich berühre seinen Arm für einen kurzen Moment und schneller als ich schauen kann, dreht er sich zu mir um.
Mit einer schnellen Bewegung umfasst seine Hand meinen Hals und vor schreck keuche ich auf.
Sein Blick ist teuflisch, seine eisblauen Augen sind leicht aufgerissen und ich kann den puren Hass in ihnen wiedererkennen.

,,Wenn ich sage, es hat dich nicht zu interessieren, dann meine ich es auch so!" Bei jedem Wort wird sein Griff um meinen Hals fester und ich meine jeden Moment abzukratzen.
,,Ich werde dir nichts über mich verraten und denk nicht mal dran mich auch nur zu fragen! Du bist und bleibst meine Putzkraft und wenn du mir den Dreck von den Schuhen lecken sollst, dann wiedersetz dich mir nicht! Verstanden?"

Langsam bekomme ich vor ihm Angst, er schaut mir in die Augen wie ein Psychopath der nur darauf wartet mich umbringen zu können. Da er mir allmählich die Luft abschnürrt kann ich nicht antworten.
,,Ob du Verstanden hast, habe ich gefragt!", brüllt er mich an.
Es ist nur ein röcheln was ich von mir geben kann. ,,J-ja."
Mit einem Ruck drückt er nochmal fest zu nur um mich dann mit einer riesen Wucht gegen die Wand zu schmeißen.
Vor schmerz stöhnend liege ich auf dem Boden und schaue zu ihm hoch und da steht er.
Herablassend schaut er auf mich runter, seine Brust hebt und senkt sich enorm. Sein Blick spricht für sich und würde ich es nicht besser wissen, so hätte er mich eigenhändig umgebracht.
Er ist gefährlicher als gedacht...
Die nächsten Wörter die er mir gegen den Kopf wirft schmerzen, denn sowas habe ich noch nie gesagt bekommen.
,,Hätte ich dich wie eine dieser billigen Putas (huren) auf der Straße oder im Club gefunden, so hätte ich dich nach dieser Aktion genommen und dich für das benutzt für was ihr Perras (schlampen) da seid. Nämlich für ein grad so ausreichenden fick. Mehr nicht!"
Ich war sprachlos und mehr als verletzt. Was sollte das?! Wie kann er so über mich reden? Weiß er nicht wie verletzend diese Wörter sind?
,,Du bist so widerlich!", keuche ich leise.
Nathaniel fängt an zu lachen...zu lachen?! Wieso lacht er?
,,Oh du bist lächerlich pequeño (kleine). Denkst du, ich falle auf deine kleine lüge mit deiner Familie rein? Du willst Mitleid und somit Informationen von mir. Aber das kannst du vergessen. Wehe du tretest mir in den nächsten Tagen unter die Augen.", droht er mir.

Und somit dreht er sich um und verlässt das Wohnzimmer. Langsam und den Tränen nahe, stehe ich auf und gehe in mein Zimmer. Dort ziehe ich mich um und lege mich ins Bett. Tränen rinnen meine Wangen runter auf das weiche Kissen und tränken es mit den einzelnen Tropfen.
Wie soll ich gegen ihn ankommen wenn er so eisig ist, herzlos und kalt? Kein Mensch auf dieser Welt wurde so geboren, deshalb frage ich mich was ihm passiert sein muss.
Und ich dachte, diese Aufgabe wäre leicht. Da habe ich mich wohl geirrt, mal wieder.
Doch die größte Frage die ich mir stelle ist, was wenn?
Was wenn er alles über mich herausfindet?
Was wenn er mich kündigt aus Hass mir gegenüber?
Was wenn er herausfindet, dass ich diejenige bin, die ihm was am Maskenball antun wollte?
Was wird dann aus Granny?
Nathaniel würde mich umbringen....
Meine Eltern würden sich im Grabe umdrehen...
All diese Gedanken wurden mir zu viel und die Tränen wurden mehr.
Somit weine ich mich in den Schlaf hinein, da selbst mein Körper keine Kraft mehr besitzt...
_______________________________________

Time-my last breath Band I  [✓]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt