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Zwei Wochen vergingen und ich hatte John in derzeit nicht mehr wieder getroffen. Durch seine Instastory konnte ich ausmachen, dass er geschäftlich in mehreren Städten unterwegs war. Von den anderen hatte ich auch lange nichts mehr gehört. Ich traf mich mit den Mädels in der Stadt und wir gingen zusammen Mittag essen. Wir saßen schon zusammen auf der Terrasse und die warme Frühlingssonne prickelte auf unserer Haut. Lisa, welche zu spät kam, sah uns entschuldigend an. „Sorry, die Kids." gab sie knapp als Antwort und setzte sich mir gegenüber. „Wo sind sie jetzt?" fragte Rina und nippte an ihrem Rotwein. „Bei Oma. Die lieben es bei ihr zu sein." sagte sie und lehnte sich zurück und genoss die Sonne. „Ich hoffe die Jungs kommen bald mal zurück. Ich vermisse Max schrecklich." murmelte Rina und verzog ihre Schnute zu einem Schmollmund. Ich kicherte, ich stimmte ihr vollkommen zu. John fehlte mir irgendwie, ich behielt es dennoch besser für mich. „Ach wir sind das mittlerweile schon gewohnt, dass die so lange weg sind. Manchmal fällt das kaum noch auf." murmelte Hanna und sah einem Passanten beim vorbei gehen auf den Hintern. Wir kicherten sofort los. „Ich würde Max am liebsten heute noch in Berlin besuchen." Rina träumte vor sich hin und sah ins Leere. „Wieso machen wir das nicht? Lasst uns heute Abend spontan unsere Männer besuchen. Die Kinder bleiben sowieso übers Wochenende bei der Oma." sagte Lisa ganz euphorisch und holte ihr Handy raus und suchte nach dem nächsten Flug. „Ich hab kein Geld dafür, aber sagt ihnen liebe Grüße von mir." wandte ich ein und trank mein Eistee. „Quatsch, du kommst mit! Ich leih dir das Geld und wenn du es wieder hast kannst du es mir Stück für Stück zurück zahlen." Lisa zwinkerte und buchte direkt einen Flug für vier Personen. „Aber-..." -„Nichts da. Du gehörst doch dazu! Wir fliegen heute Abend, dann können wir mit ihnen in die Clubs. Und spätestens Sonntag Abend fliegen wir zurück." Lisa und Hanna schmiedeten die Pläne während Rina und ich einfach nur da saßen und zuhörten.

Am Abend war es dann soweit. Wir saßen am Flughafen und warteten auf das Check-In. Ich war ganz aufgeregt, denn ich hatte keine Ahnung wie John reagieren würde, zumal wir nicht mehr als eine Freundschaft plus hatten. Wenn man es so überhaupt betiteln konnte.
Als wir endlich ins Flugzeug durften, setzten wir uns in unsere gebuchte Reihe und tranken dabei Sekt. „Ich verstehe nicht wie man dieses Zeug so gerne trinken kann." maulte ich und kippte den Rest in Rinas Becher. „Das macht schnell betrunken und den Aufenthalt witziger." grinste Hanna und trank ihren Becher leer. Als eine Stewardess an mir vorbei lief bestellte ich mir ein Bier nach und war dann zufrieden mit dem Flug.

Endlich in Berlin angekommen, fuhren wir direkt unser Hotel um uns frisch zu machen, Hanna hatte währenddessen rausgefunden wo die Jungs waren. Sie saßen alle in einem Hotelzimmer und chillten zusammen. Ich hatte in meine Handtasche das Negligé eingepackt was John mir geschenkt hatte. Meine Hoffnung war groß, denn bisher hatte er es noch nicht getragen an mir gesehen. Vielleicht hatte ich ja Glück und wir könnten in sein Zimmer verschwinden. Natürlich hatte ich mir alles ganz genau durchdacht, wie der Abend für mich ausgehen würde.
Wir konnten in deren Hotel das Zimmer ausfindig machen, weshalb wir uns in das Stockwerk schlichen. Dort liefen wir einen Gang entlang und blieben an einer Ecke stehen und schielten kurz die Gänge entlang. „Dort ist das Zimmer." flüsterte Rina und wollte gleich los laufen, doch schreckte wieder zurück. „Da kommt jemand raus!" zischte sie und scheuchte uns wieder zurück. Diesmal sah ich um die Ecke und erkannte eine Brünette Frau mit Kurven und langen schwarzen Haaren. Diese zog eine Hand hinter sich her, welche ich gleich erkannte und mein Magen drehte sich einmal um. John ließ sich von ihr führen und sie zog ihn grinsend mit. Mir kam gleich mein Mittagessen hoch, so drehte ich mich um und schloss die Augen. Sie kicherten, dann hörte ich wie die schritte verebbten. Rina sah wieder um die Ecke und erkannte John genauso. „John hat eine abgeschleppt. Der muss es ja nötig haben." flüsterte sie und jetzt hätte ich doch am liebsten geheult. Abgefuckte scheiße.
Es hätte mir doch einfach klar sein müssen. So wie er mir gegenüber war, musste ich auch sicher nur Mittel zum Zweck gewesen sein. John war kein Mann für das was ich mir wohl irgendwie erhofft hatte. Er war ein freiheitsliebender Kerl, welcher sich am liebsten durch die Weltgeschichte vögelte. Ich seufzte schmerzhaft auf. Ganz plötzlich drückte und ziepte der neue BH den John mir gekauft hatte ordentlich. Ich wollte ihn nur noch los werden. Doch weit kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn die Mädels führten ihren Plan weiter fort. Rina zog mich hinter sich her, damit ich nicht wie angewurzelt an der Ecke stehen blieb. Lisa klopfte gegen die Hotelzimmertür und diese wurde nach einigen Sekunden von Anton geöffnet. Dieser sah schockiert zu uns, starrte uns stumm an. „Freut uns auch dich zu sehen Baby." Hanna grinste und umarmte ihren Freund stürmisch. Rina stolzierte an ihm vorbei und blieb abrupt im Raum stehen. Lisa und ich sahen uns verwirrt an und liefen ihr hinterher. Was wir dort sahen, war nicht das was für unsere Augen bestimmt war. Zumindest nicht für Rina. Fassungslos stand Rina da und starrte ihren Freund an, welcher mit einer Blondine rummachte. Alex, welcher auch eine auf dem Schoß sitzen hatte aber sonst nichts war, und Gzuz sahen sich mit einem Blick an und waren komplett überfordert mit der Situation. „Max!" zischte Lx, doch dieser reagierte nicht, so schmiss er ihm das nächstbeste was er greifen konnte an den Kopf, worauf Maxwell genervt auf sah. „Was man! Kommt jetzt wieder das 'Nehmt euch ein Zimmer'? Im übrigen ist das mein-... Fuck." als er seinen Blick von Lx abwandte und sich in unsere Richtung drehte, sah er Rina in die Augen. Diese kochte mittlerweile vor Wut, das konnte ich spüren, doch erstaunlicherweise blieb sie ruhig. Sie stampfte einfach aus dem Hotelzimmer. Ich drehte mich einmalig zu Max um. „Was hast du nur gemacht!" zischte ich wütend und rannte ihr hinterher. Sie saß mittlerweile vollkommen aufgelöst auf dem Boden. John war für mich nun nebensächlich.
„Maus, komm lass uns hier verschwinden. Ich besorge unser Liebeskummer erste Hilfe Kit!" murmelte ich und strich ihr fürsorglich über den Kopf. Sie zeigte keine Reaktion und blieb einfach einige Minuten so sitzen, weshalb ich mich neben sie setzte und mit ihr fühlte.
Irgendwann nickte sie abwesend und wir verließen den Gang. Unten in der Lobby holte ich uns für den Weg an der Bar zwei Cocktails. Als wir wieder am Empfang vorbei gingen kam uns John mit der schwarzhaarigen Frau entgegen. Irritiert sah er uns an, blieb für einen Moment an Rina hängen und musterte ihr verheultes Gesicht. Dann sah er zu mir. „Was macht ihr denn hier?" -„Haben Maxwell beim Fremdgehen erwischt." gab ich trocken von mir und Rina neben mir schniefte. „Oh." -„Ja oh! Und du! Du bist... Du bist... ach fick dich John!" Brüllte ich wutentbrannt. Er hatte mich verletzt, dabei wusste er es wahrscheinlich nicht einmal was ich fühlte oder gesehen hatte. „Was ist denn jetzt dein scheiß Problem? Nur weil Max sich nicht binden kann musst du mich nicht anmeckern. Alter komm mal klar auf dein Leben!" schrie er zurück und seine Augen wurden dunkel. „Was auch immer ihr beide für ein Problem habt-..." ich schnitt dem Weib das ihn begleitete das Wort ab und funkelte sie wütend an. „Halt die Klappe und verzieh dich!" zischte ich und irgendwie schüchterte ich sie ein, denn sie ging ohne weitere Worte aus dem Hotel. „Alisha! Alisha warte!" John rief ihr noch hinterher, sie drehte sich einmalig zu ihm um und sagte: „Schon gut, klär das mit deiner Freundin." John war rasend vor wut. „Gehts dir noch gut? Sag mal, was stimmt nicht mit dir?" er tippte sich dabei auf die Stirn. „Oh John, das frag ich mich schon länger. Ich frag mich wirklich immer wieder was mich dazu gerissen hat mit dir ins Bett zu steigen." Rina horchte auf und sah mich erstaunt an. „Ich hatte recht, du bist ein Egoistisches Arschloch Bonez." fügte ich hinzu und verließ schnellen Schrittes das Gebäude während Rina mir hinterher hastete.

„Sag mir, dass das nicht wahr ist! Du hast nicht mit Bonez gevögelt!" Sagte sie und war noch immer völlig durch den Wind. „Ich hab nicht mit Bonez gevögelt." murmelte ich ironisch und lief auf einen Dönerstand zu. „Zwei Döner, mit Chili und ganz viel Knoblauchsauce bitte. Dann noch zwei Ayran." gab ich als Bestellung an und der Typ hinter dem Tresen nickte. „Wie lange Lyra?" fragte Rina mich leise. „Drei mal. Das letzte mal vor ungefähr zwei Wochen." sagte ich emotionslos und sah zu wie der Dönerfutzi unser Liebeskummer erste Hilfe Kit zubereitete. „Und warum?" ich verdrehte die Augen. „Ich weiß es nicht. Ich fliege morgen früh wieder. Möchtest du mit?" Rina nickte daraufhin zur Antwort und nahm die Becher Ayran entgegen als ich bezahlte und die Döner nahm.

Wir saßen auf unseren Betten und stopften uns die Döner in den Magen, bis gar nichts mehr ging. Nebenbei sahen wir uns irgendein grottigen Horrorfilm an. „Ly. Wann hast du es bemerkt?" fragte mich Rina vorsichtig und ich sah auf meinen halb aufgegessenen Döner. Es war klar dass sie meine Gefühle für John meinte. „Ich glaube vor zwei Wochen oder so." Rina nickte, als würde ihr die Antwort reichen, so sahen wir einfach weiter den Horrorfilm an und regten uns über die schlechte Handlung auf.
Plötzlich klopfte es an der Tür. „Vielleicht sind das Hanna und Lisa." sagte ich und stand auf. Ich atmete mir einmal in die Hand und kippte fast um. Wir mussten so unfassbar nach Knoblauch stinken, wahrscheinlich würde nicht mal eine Gasmaske helfen.
Ich machte mit Schwung die Tür auf und vor mir stand Maxwell. „Ist Rina da?" fragte er leise und ich schüttelte den Kopf. „Hau ab. Erstens wird sie dich nicht sehen wollen und zweitens stinken wir voll nach Knoblauch was Männer abschrecken soll." er fing an zu grinsen. „Sag ihr, dass es mir leid tut. Drogen machen mit mir Dinge, die ich nicht tun wollte." murmelte er und sah beschämt auf den Boden. „Wenn sie mit mir reden möchte, ich bin immer bereit dazu." fügte er noch hinzu und wollte sich grade umdrehen. „Warte. Wenn dann jetzt." rief Rina und trat zu mir an die Tür. Ich ließ die beiden alleine diskutieren und öffnete Instagram. Bonez Story war unfassbar frauenfeindlich, anzüglich und provozierend. Ich war wieder wütend. Von null auf hundert brachte dieser Mann mich erneut auf die Palme. Ich ging auf unseren Whatsapp Chat und da kamen mir schon tausende Nachrichten von ihm entgegen geballert.

»Was war denn jetzt wieder dein scheiß Problem???«
»Nur weil deine Freundin ihren Typen erwischt hat, heißt das nicht, dass du deinen Frust an mir aus lassen musst!«
»Alter du bist einfach komplett geisteskrank!«
...
»Okay komm. Vielleicht hattest du wie ich einen scheiß Tag. Komm rum, wir machen ne Runde und schon ist die Welt wieder in Ordnung.«

Die letzte Nachricht starrte ich einfach fassungslos an. Diese wurde vor nicht mal zwei Minuten abgeschickt. Er dachte doch nicht ernsthaft, dass ich untervögelt wäre!

»Unfassbar das du glaubst, dass ich dich jetzt noch anfassen würde! Du bist so widerwärtig, John! Vögel doch deine Alisha die dir im Hotel wahrscheinlich einen gelutscht hat.«

Gut vielleicht hatte ich mal wieder viel zu sehr übertrieben, doch er machte mich wahnsinnig und hatte es in dem Moment nicht anders verdient.

»Ihr Weiber spinnt doch alle komplett!«
»Dumme Schlampe, brauchst dich nie wieder bei mir zu melden!«

Ein stich durchfuhr mein Herz, doch ich blieb stark und blockierte seine Nummer. Was auch immer das zwischen uns war, es war vorbei.
Rina kam aufgelöst zurück, was bedeutete, dass das Gespräch nicht gut verlaufen war. „Es ist vorbei. Wir haben uns getrennt." schniefte sie und legte ihren Kopf auf meinem Schoß ab. Ihr Tränen flossen wie ein Wasserfall, während ich fürsorglich über ihren Rücken streichelte. „Er sagte, er hatte schon länger diesen Gedanken und dass er einfach noch seine Freiheit ausleben müsste." krächzte sie traurig und ich musste direkt an den Morgen denken, in dem ich mit Maxwell in ihrer Küche saß. Er hatte mir versprochen sie nicht zu verletzen. Naja, darauf hatte er wohl geschissen. Rina weinte weitere Tränen, bis sie irgendwann schlief. Zwar liefen noch immer die Tränen, doch sie wurden weniger. Ich weinte still und heimlich mit.

Kopfgeficke. || Bonez Mc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt