Ich war die ganze Zeit nicht so wirklich da, als wir am Frühstückstisch saßen und Cornflakes hinunterschlangen. Ich musste die ganze Zeit daran denken, dass Kyle mich womöglich angelogen hatte. Hatte er ein Problem mit Gras? Warum redete er nicht mir mir?
Vielleicht vertraut er dir ja einfach nicht.
Es war wie ein Stich ins Herz. Wenn man Vertrauen zu einer Person hatte, dann redete man doch über seine Probleme, oder?
Kyle hatte mich heute morgen aufgrund meiner Nachricht angerufen. Er hatte besorgt geklungen, dachte wahrscheinlich, ich wolle Schluss machen. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass dies nicht der Fall war, wollte er die ganze Zeit wissen, worum es ging. Ich antwortete ihm, dass ich darüber nicht am Telefon sprechen wollte und legte schließlich auf.
Ich hatte Angst vor unserem Gespräch. Kyle konnte ziemlich launisch sein, wie würde er reagieren? Vielleicht war ja alles nur ein Missverständnis und er würde sauer auf mich sein.
"Erde an Kaylee, willst du noch Kaffee?", Ruth wedelte vor meinem Gesicht herum.
"Sorry, ja gern.", Ruth nahm meine Tasse und goss mir noch ein wenig Kaffee ein. Lynn lächelte mir zu. Sie wusste, was mich ablenkte. Ich versuchte ein wenig abzuschalten und an etwas anderes zu denken.
"Also, wie wollen wir Silvester verbringen?", fragte Ruth schließlich.
"Uff, feiern denn Bekannte?", klingte Carrie sich ein.
"Also Jordan schmeißt keine Party und Ben und Alex auch nicht, soweit ich weiß. Wir müssten uns mal umhören, wer an unserer Schule alles so feiert."
"Ähm Leute?", murmelte ich schließlich.
"Mhm?"
"Ich verbringe Silvester dieses Jahr mit Kyle. Mike und Liz schmeißen eine Party."
"Kaylee! Wir feiern Silvester immer zusammen!", Carrie schmollte, während Ruth schwieg und mich mit ihrem Blick durchbohrte. Ruth lebte sehr stark nach dem Motto: Sister before Mister.
"Ich kann Kyle ja fragen, ob ihr auch alle kommen könnt. Ich wette, Liz und Mike haben nichts dagegen." Oder Kyle will dich nach eurem Gespräch heute gar nicht mehr dabei haben.
"Ja, das wäre doch cool!", meinte Carrie und klatschte in die Hände. Ruth schien immer noch skeptisch, nippte aber weiter schweigend an ihrem Kaffee.Carrie setzte mich vor meiner Haustür ab. Ich sah, dass Kyle schon vor meiner Tür saß. Mein Herz schlug höher und meine Hände kribbelten. Reiß dich zusammen, du wirst ihm jetzt nicht um den Hals fallen. Du wirst ordentlich und ernst mit ihm reden.
"Uh, da hat dich aber jemand vermisst.", zog Carrie mich auf. Sie hatte ja keine Ahnung. Ich verabschiedete mich von ihr und stieg schließlich aus dem Wagen. Als Kyle mich sah, erhob er sich und lächelte schüchtern. Seine Unsicherheit war so süß, dass ich ihm am liebsten das Gesicht abgeknutscht hätte. Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, um ihm die Nervosität ein wenig zu nehmen. Als ich direkt vor ihm stand, nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich vorsichtig. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in meinem Magen aus. Irgendwann zwang ich mich, von ihm abzulassen.
"Hey.", murmelte er.
"Hey.", antwortete ich.
"Du wolltest reden."
"Ja."
"Wollen wir reingehen?"
"Mason und Dad sind da, ich wäre lieber mit dir alleine. Wir könnten in euer Gartenhaus."
Kyle lächelte mich warm an. Oh Gott, er war so schön.
"Okay.", meinte er, nahm mich an die Hand und führte mich zu seinem Haus. Dort öffneten wir das Tor neben der Garage und gingen in den Garten der Jacksons. Kyle schloss das Gartenhaus auf und wir setzten uns schließlich hinein.
Es herrschte eine komische Atmosphäre zwischen uns. Ich fühlte mich, wie bei einem Vorstellungsgespräch oder so. Fragend sah Kyle mich an. Ich wusste nicht, wie ich anfangen solltle.
"Wenn du auf Partys bist, dann kiffst du dort auch oder?"
"Das ist richtig." Falls Kyle alamiert war, ließ er es sich nicht anmerken.
"Und du machst das nur auf Partys."
"Stimmt."
Ich seufzte, log er mich an?
"Und von wem bekommst du das Zeug?"
"Von meinem Dealer. Aber Kaylee, was sind das für Fragen?"
"Wer ist dein Dealer?" Kyle wurde blass, er schien kurz die Fassung zu verlieren, fing sich aber wieder. Oh mein Gott, das war gerade eindeutig gewesen. Ich hatte eine böse Vermutung.
"Kyle."
"Kaylee, den kennst du eh nicht, ich will dich auch in sowas nicht mit rein ziehen."
"Kann es sein, dass du dich gestern mit deinem Dealer getroffen hast? Im Auto? Und dort habt ihr euch erstmal einen gegönnt?"
Erneut wurde er blass. Scheiße.
"Ich glaub das nicht.", stammelte ich nur.
"Es ist nicht so, wie du denkst."
"Ach nein? Das soll ich glauben? Du lügst mir eiskalt ins Gesicht und willst mir verklickern, du machst das nur auf Partys und jetzt muss ich so erfahren, dass mein Freund ein Kiffer ist und das Zeug von meinem Bruder bekommt?!", als ich die Worte laut aussprach, wurde mir noch bewusster, dass das wirklich grausame Realität war. Ich wurde beinahe ein wenig hysterisch.
"Es ist nur ein bisschen Gras.", murmelte Kyle nach einer Weile.
Ich war fast sprachlos vor Empörung.
"Nur ein bisschen Gras?! Wenn es nur ein bisschen ist, warum hast du mir dann die ganze Zeit über nichts gesagt?! Und? Unterhälst du dich mit Mason auch über mich? Sollst du nett zu seiner kleinen Schwester sein, damit du weiterhin an dein Scheißzeug rankommst?!", schrie ich. Kyle zuckte zusammen. Ich wusste, dass letzteres total absurd war. Kyle sagte mir, er liebte mich und das glaubte ich ihm auch, aber ich war einfach so wütend in diesem Moment.
"Kaylee nein, das weißt du. Ich liebe dich. Sehr sogar. Ich kiffe normalerweise wirklich nur auf Partys. Das mit Mason gestern, das war eine Ausnahme. Sowas kommt vielleicht 4-5 mal im Jahr vor. "
Er sah mir fest in die Augen und ich starrte zurück. Er hielt meinem Blick stand. Ich war mir ziemlich sicher, dass er gerade die Wahrheit sagte. Ein Gefühl von Erleichterung machte sich in mir breit, doch dann dachte ich an Mason.
"Was ist mit meinem Bruder? Sei bitte ehrlich.", flüsterte ich nun. Kyle seufzte und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Dann griff er über den Tisch hinweg nach meiner Hand. Ich ließ es zu.
"Ich weiß nicht, wie viel und wie oft Mason kifft, aber er ist Dealer, Kaylee. Ich denke, dass sagt fast alles."
"Dealt er nur mit Gras? Oder auch mit anderem Zeug?"
Kyle schwieg.
"Scheiße. scheiße scheiße scheiße scheiße.", ich murmelte es immer wieder. Ich konnte es einfach nicht fassen, mein großer Bruder, zu dem ich immer aufgesehen hatte, dealte mit Drogen. Es war, als würde eine Welt in mir zerbrechen.
"Er ist keiner von diesen krassen Dealern, Kaylee. Er vertickt das Zeug auch nur ab und zu.", versuchte Kyle mich aufzumuntern, aber das machte es nicht besser.
"Warum macht er das überhaupt?"
"Ich weiß es nicht, Kaylee."
"Ich will Nachhause.", meinte ich schließlich.
"Okay." Wir erhoben uns und verließen das Gartenhaus. Kyle schloss die Tür hinter uns ab und schweigend gingen wir zu meinem Haus.
"Sehen wir uns heute Abend?", fragte Kyle nervös.
"ich weiß noch nicht.", antwortete ich. Er nickte bloß. Dann küsste er mich auf die Stirn, lächelte mich leicht an und wartete, bis ich drinnen war. Als ich den Flur betreten und die Tür hinter mir geschlossen hatte, sackte ich auf den Boden. Das war wirklich zu viel. Wie solle ich mich verhalten? Wie sollte ich überhaupt damit umgehen? Mein Kopf war leer. Sollte ich Lynn Bescheid sagen?
Nein, vorerst nicht. Mason darauf ansprechen? Ja, aber nicht sofort. Ich war total überfordert mit der Situation. Nach einer Weile trottete ich nach oben in mein Zimmer. Aus Masons Zimmer dröhnte laute Musik und ich war froh, dass ich ihm nicht über den Weg lief.
ich schmiss mich auf mein Bett und starrte die Wand an, dann holte ich mein Handy hervor.Kyle:
Ich mag es nicht, wenn du traurig bist. Lass mich dir irgendwie helfen. Ich liebe dich.Ich antwortete nicht. Ich hatte nicht die Nerven dazu. Mein Bruder dealte mit Drogen. Und niemand konnte mir sagen, was jetzt zu tun war.
Auch nach einer Stunde, war mir immer noch keine Lösung für das Problem eingefallen, also versuchte ich ersteinmal, abzuschalten. Ich kramte meine Pretty Little Liars DVDs heraus und schob Staffel eins in den DVD Player. So verbrachte ich den Rest des Tages."Liebling! Komm runter! Es gibt Abendessen!", die Stimme meines Vaters riss mich aus meinem Trancezustand. Ich hatte gar nicht mitbekommen, was in den letzten Folgen Pll überhaupt passiert war. Ich rappelte mich auf, atmete tief ein und aus und ging nach unten in die Küche. Mason und Dad saßen bereits am Tisch. Wie sollte ich Mason in die Augen sehen? Am besten gar nicht.
Auf meinem Teller befand sich bereits ein riesiger Berg Nudelauflauf und ich langte zu. Wenn ich aß, musste ich nicht nach oben sehen.
"Was haltet ihr davon, wenn wir heute Abend einen Spieleabend machen? Ein bisschen Pokern, ein bisschen Monopoly.. Na, wie siehts aus?"
"Bin dabei Dad.", antwortete Mason und schob sich eine Ladung überbackenen Käse in den Mund. Ich liebte Spieleabende, aber heute konnte ich ja nicht mal entspannt mit Mason an einem Tisch sitzen.
"Ich gehe schon zu Kyle, sorry Dad. Ein anderes Mal vielleicht."
"Spielverderber.", schmollte Mason. Ich versuchte zu lächeln.
"Ich bin am Wochenende übrigens bei Mum. Ist das okay?", fragte er an unseren Vater gewandt.
"Natürlich."
Und da hatte ich eine Idee. Ich aß meinen Nudelauflauf rekordverdächtig schnell, wartete, bis die anderen beiden auch fertig waren, räumte das Geschirr in den Geschirrspüler und joggte die Treppe nach oben. Dort wählte ich zuerst Kyles Nummer.
"Kaylee, alles in Ordnung?"
"Den Umständen entsprechend. Ich weiß jetzt, wie ich Mason helfen kann. Ich erzähls dir heute Abend. Falls das Angebot noch steht."
"Natürlich.", anwortete er. "Aber was für einen Einfall hast du denn?", fügte er ein wenig skeptisch hinzu.
"Das erzähle ich dir dann. Ich bin in einer Stunde bei dir.", mit diesen Worten legte ich auf. Dann wählte ich die Nummer meiner Mutter. Ich fühlte mich, als würde ich Mason hintergehen, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen.
"Hallo Schatz."
"Hi Mum, ich muss mit dir sprechen. Es ist wichtig. Es geht um Mason. Du musst mir helfen.Sorry, für das kurze Kapitel :(
Und sorry, dass ihr solange warten musstet. Ich werde mich in nächster Zeit mehr bemühen!
ich liebe euch!!! ♥xx Elena
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Kiss Me Softly (abgeschlossen)
JugendliteraturKleine Vorwarnung: Ich bin ein 99er Kind und habe die Story mit 14 geschrieben, ich denke, ihr wisst, was ich damit sagen will. Ranking: #1 in Jugendliteratur/Teen #1 in Teenlove »Es war verdammt schwer, dich zu lieben.« Fünf Jahre ist es her...