Kapitel 39 - "Lust duschen zu gehen?"

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In meinen neuen Klamotten, also in dem weißen Wollpullover und der zerissenen Skinny-Jeans, stand ich vor Kyles Haustür. Außerdem hatte ich noch meine Handtasche dabei.

Ich wollte gerade klingeln, da öffnete sich die Haustür. Obenrum trug Kyle nur ein graues Unterhemd, weshalb ich einen Blick auf das Tattoo an seinem rechten Arm erhaschen konnte. Auf seinen Hüften saß eine lockere schwarze Jogger und er lächelte mich warm an.

"Hast du keine Jacke mit?", fragte er.

"Nein. Die paar Meter brauchte ich keine."

"Es ist arschkalt draußen, jammere mich nicht voll, wenn du krank wirst. Und jetzt komm rein."

"Ja, Dad.", erwiderte ich grinsend, als er mich in den warmen Flur schob. Ich stellte meine Tasche an der Treppe ab und maschierte ins Wohnzimmer. Als ich mich auf das Sofa setzte, erblickte ich Pizzaflyer, die auf dem Couchtisch herumlagen.

"Such dir eine aus, dann rufen wir gleich an.", meinte Kyle, während er sich neben mich aufs Sofa sinken ließ.

"Ich weiß schon welche ich möchte, die Nummer fünf in 26er Größe." Kyle warf einen Blick auf den Flyer, den ich ihm reichte.

"Cheeseburgerpizza?"

"Das Beste vereint:"

Kyle grinste und nahm sein Handy zur Hand.

"Guten Abend, ich hätte gerne eine Cheeseburgerpizza in 26er Größe und eine Peperonipizza in 30er Größe. Ja. Nein, das wars. Jackson. Ja, die Adresse stimmt. Alles klar, tschüss.", er legte auf und schmiss das Handy aufs Sofakissen.

"Sie werden in ungefähr einer halben Stunde hier sein.,", er räusperte sich, "Willst du mir erzählen, was du jetzt mit Mason machst?", er schien unsicher. Wahrscheinlich dachte er, ich würde bei dem Thema sauer werden.

"Mum fährt ihn morgen in eine Entzugsklinik. Davon weiß er natürlich nichts. Er denkt, er verbringt die nächsten Tage mit Mum und ihrem Macker."

"Wie findet Lynn das?"

Ich wurde blass. Über Lynn hatte ich bis eben überhaupt nicht nachgedacht.

"Sie weiß es noch gar nicht. Soll ich es ihr sagen?"

Kyle überlegte. "Ich weiß es nicht, einerseits wäre es besser, wenn sie es von ihm hört. Andererseits, könnte sie morgen noch schnell vorbeikommen und sich verabschieden, wenn du es ihr erzählst."

"Ich weiß nicht was ich machen soll.", seufzte ich.

"Wann holt deine Mutter Mason ab?"

"Gegen 15 Uhr."

"Dann lad' Lynn doch zum Mittag ein. Dann können die beiden noch ein wenig Zeit zusammen verbringen."

"Echt gute Idee, das mach ich. Danke.", ich lehnte mich zu Kyle herüber und küsste ihn sanft auf den Mund. Er erwiderte meinen Kuss und legte die Hand an meine Wange. Ich platzierte meine Hände auf seinen Schultern und drückte ihn vorsichtig nach hinten, sodass ich auf ihm drauf lag. Wir küssten uns eine Weile, bis er von mir abließ.

"Die neuen Klamotten sehen übrigens gut aus.", grinste er und schob den Pulli ein wenig an meiner Schulter herunter. Er zupfte an meinem BH-Träger, der nun zu sehen war.

"Auch neu?", fragte er und grinste noch breiter.

"Jep."

"Die musst du mir später aber noch genauer zeigen.", er strich zärtlich über mein Schlüsselbein. In dem Moment klingelte es. Kyle stöhnte genervt und ich stieg von ihm herunter. Er schlenderte in den Flur, während ich den Fernseher anschaltete. Es lief nichts Vielversprechendes. Einige Sekunden später kam Kyle mit einem Messer und zwei Pizzakartons wieder. Er stellte sie auf den Couchtisch und klappte sie auf. Das Wasser in meinem Mund lief zusammen.

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt