Kapitel 32 - Say something I'm giving up on you

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(BILD:Layla.  Lily Collins ist so schön ,das ist so unfair cryyyyy)

Das Riesenrad drehte sich weiter, doch die Welt hatte angehalten - für mich zumindestens.
Kyle küsste meinen Hals und saugte zärtlich an der weichen Haut. Danach schaute er mir in die Augen und strich mir eine wirre Haarsträhne hinters Ohr.
"Wieso hast du mit mir Schluss gemacht, wenn du so etwas tust?", fragte ich. Ich konnte nicht anders. Er schien lange zu überlegen, bevor er antwortete.
"Weil ich es nicht ertragen habe. Du bist nicht gut für mich.", murmelte er, doch sein sanfter Tonfall passte nicht zu seinen Worten.
Das Feuerwerk hatte seinen Höhepunkt erreicht und das Riesenrad drehte eine extra Runde.
"Warum hast du jetzt Layla?", fragte ich. Ich hatte so viele Fragen.
"Warum hattest du Hunter?", konterte er.
"Können wir es nicht einfach noch mal versuchen? Du weißt was ich für dich empfinde, zählt das denn gar nicht? Wenn du mich nicht die ganze Zeit über belogen hast, dann fühlst du dasselbe.", ich wusste nicht, woher ich auf einmal diesen Mut nahm.
Kyle lächelte traurig. "Manchmal reicht Liebe nicht aus, Kaylee. Es ist einfach zu viel passiert. Wir sollten nicht zusammen sein, wir hätten Freunde bleiben sollen. Das war alles ein großer Fehler."
Eine Träne kullerte über meine Wange. Es tat so weh, es tat so schrecklich weh, doch ich wusste, dass es stimmte. Alles war schief gelaufen.
"Bitte weine nicht.", flüsterte Kyle und entfernte die Träne mit seinem Daumen.
Ich blickte ihn an.
"Du warst mein schönster Fehler.", murmelte ich und meinte es auch so.
"Und du meiner."
Das Riesenrad wurde langsamer. Gleich würden wir anhalten. Gleich war das mit uns - was auch immer wir hatten - vorbei. Ein seltsames Gefühl überkam mich.
Ich war traurig und mein Herz war gebrochen und ich wollte Kyle so sehr, doch es fühlte sich irgendwie... okay an. Jetzt in diesem Moment war es okay für mich. Ich wusste nun, dass Kyle mich auch liebte. Ich wusste, dass er nicht mit mir gespielt hatte. Diese Gewissheit gab mir trotz allem ein gutes Gefühl.
Als das Riesenrad anhielt, wischte ich mir die letzten Tränen aus den Augen und setzte ein Lächeln auf. Dieselbe Arbeiterin wie beim Einstieg öffnete die Gondel und blickte mich vielsagend an. Kyle und ich stiegen aus und weniger als 30 Sekunden später waren auch die anderen aus ihrer Gondel raus.
Ruth sah mich fragend an und als Zeichen, dass alles gut war, lächelte ich sie an.
"Das Feuerwerk war toll!", schwärmte Carrie.
"Ja, ich fand es mega geil als..." Und schon waren alle mitten in einer Unterhaltung über das tolle Feuerwerk, welches ich kein Stück mitbekommen hatte. Abwesend stand ich an der Seite und starrte auf meine Schuhe. Plötzlich nahm ich jemanden neben mir wahr.
"Ich hab doch gesagt, er wird dir dein kleines Herz zerreißen." Ich blickte in Laylas Gesicht,
"Du hättest auf mich hören sollen.", fuhr sie fort. Ich hatte keine Lust, mit ihr zu reden. Trotzdem sagte ich: "Warst du es nicht, die mir gesagt hat, Kyle sei für eine Beziehung nicht geeignet und nur als Kumpel gut?"
Layla zuckte die Schultern.
"Das war nicht gelogen. Er ist mehr als ungeeignet für eine Beziehung. Aber man kann ihm einfach nicht widerstehen." Sie räusperte sich. "Ich liebe ihn.", fügte sie hinzu.
Ich unterdrückte ein verächtliches Schnauben. Sie liebte ihn, dass ich nicht lache. Sie wusste doch gar nicht, was Liebe ist. Wen würde sie denn in 2 Wochen lieben?
"Er hat mir mein Herz nicht gebrochen. Wir sind nur Freunde.", ich brachte diese Lüge leicht über die Lippen. Sooft hatte ich schon gelogen, was Kyle anging.
"Wenn du das sagst.", Layla warf sich die Haare in den Nacken und ging zu Ihm.

* * *

Der 19. Dezember. Der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien.

(A/N: Dieses Datum trifft für die USA nicht zu, es ist nicht das richtige Datum)

Ich kam nur schwer aus dem Bett. Blind tastete ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe. Es war viel zu dunkel um aufzustehen. Verschlafen griff ich nach meinem Handy. 463 Nachrichten in unserem Cliquen-Chat.  Hatten die keine Hobbys? Langsam erhob ich mich. 
Ungefähr eineinhalb Wochen waren seit dem Samstagabend auf dem Weihnachtsmarkt vergangen und Kyle und ich... Wir waren Freunde. Wir gingen miteinander um, als würde es diese Gefühle für den jeweils anderen nicht  geben. Es gab Momente, da wäre ich am liebsten über ihn hergefallen, doch amsonsten fiel es mir erstaunlich leicht. Vielleicht lag es daran, dass ich wusste, dass er mich liebte. Ich weiß es nicht. Vielleicht war ich auch einfach nur glücklich ihm nah zu sein, ohne Ignoranz oder Spielchen. 
Es war schon merkwürdig, wie sich das Leben schlagartig verändern konnte. Kyle und ich kannten uns seit unserer Kindheit und waren immer Freunde gewesen und dann plötzlich und ohne Vorwarnung schlug die Liebe auf uns ein wie eine Bombe.  Zu schnell, zu unerwartet. 
Wir hatten es gründlich versaut.
Ich schleppte mich zu meinem Kleiderschrank und öffnete ihn. Nach kurzer Überlegung griff ich nach einem crémefarbenen Pulli und einer dunkelblauen Skinny-Jeans.  
Schnell zog ich beides an und schlich dann leise ins Bad. Ich wusch mein Gesicht, putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und steckte sie einem Dutt hoch. Danach ging ich wieder in mein Zimmer, trug ein wenig Mascara auf und lief dann hinunter in die Küche.
Mason und Dad schliefen noch, also war es ziemlich still. Ich schaltete das Radio ein und holte mir eine Schüssel, Milch und Müsli heraus.  Zum gefühlten 647383737. Mal lief Last Christmas.
Als ich aufgegessen hatte, stellte ich die Schüssel in die Abwäsche, zog meine Jacke und meine Schuhe an, griff nach meiner Tasche und verließ das Haus.
Ein frischer Wind wehte mir entgegen und die Kälte jagte mir einen Schauer über den Rücken. Genau in diesem Moment gingen die Straßenlaternen aus, obwohl es noch ziemlich dunkel.
Ich trottete zur Bushaltestelle und wartete. 
Gott sei Dank ließ der Bus nicht lange auf sich warten. Andernfalls wären mir die Füße abgefroren. Ich nickte dem Fahrer zu und drängelte mich durch den vollen Gang. Schließlich ließ ich mich auf meinen Standartplatz neben Ruth fallen. Carrie und Lynn gegenüber von uns.
Es herrschte eine ungewohnte Stille.
"Alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig. 
Carrie biss sich auf die Lippe und starrte aus dem Fenster. 
Lynn formte Alex mit ihren Lippen. Schockiert sah ich sie an. Sie lächelte traurig und streichelte Carries Schulter.
Der Tag fängt ja schon super an.
Ruth lehnte sich zu mir herüber und flüsterte leise in mein Ohr:" Er war gestern Abend bei ihr und sie meinte, alles war total normal und sie hat dann wohl angefangen über Weihnachten zu reden, weil die beiden zusammen mit ihren Familien feiern wollten. Also praktisch ihre Eltern lernen seine kennen und so. Er ist dann wohl irgendwie komisch geworden und hat gesagt, er würde etwas Abstand brauchen. Er ist sich nicht im Klaren über seine Gefühle und er braucht eine Pause von dieser Beziehung, um den Kopf frei zu kriegen." Ich schluckte. Ausgerechnet Alex. Damit hätte wohl niemand gerechnet. 
Warum musste sich denn jetzt alles verändern? Konnte nicht einfach alles so bleiben, wie es war? Ich ließ meinen Blick zu Carrie schweifen. Sie sah fertig aus, müde. So als hätte sie nicht geschlafen. Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen, wie sie sich fühlen musste.
Schließlich hielt der Bus an der Schule. Wir stiegen aus und gingen schweigend ins Schulhaus. Niemand wusste, was er sagen sollte. Wir folgten dem Schülerstrom in die Aula. Heute war das Weihnachtsprogramm. Verschiedene Schüler würden singen, ein Instrument spielen oder etwas Anderes vorführen. 
Die Jungs saßen in der zweiten Reihe und winkten uns zu sich. Wir schauten Carrie an.
"Geht ruhig hin, aber ich kann das gerade nicht.", sie sah zu Boden.
"Geht ihr beide zu den Jungs, ich setz mich mit Carrie woanders hin.", meinte Lynn. 
Ruth und ich nickten. Es war am besten so. 
Wir steuerten also auf die Jungs zu und ließen uns auf die Plätze neben sie fallen. 
"Wo sind Carrie und Lynn?", fragte Alex.
"Du wirst wohl verstehen, dass Carrie gerade nicht in deiner Nähe sein kann.", giftete Ruth ihn an.
Alex hob beschwichtigend die Hände. 
"Ich hab ja nicht mit ihr Schluss gemacht, ich brauch' einfach Luft zum Atmen." Ruth wollte kontern, doch ich fiel ihr ins Wort.
"Leute hört auf. Diskutieren bringt doch nichts." Ruth verschränkte die Arme vor der Brust und Jordan legte einen Arm um ihre Schultern und verteilte Küsse in ihrem Gesicht, bis sie schließlich lachen musste. Ich lächelte. Ruth glücklich zu sehen war schön. Sie hatte es verdient.
"Ey Kyle, wie läufts mit Layla?", ertönte Bens Stimme. Ruth sah sofort zu mir. Es tat mir nicht weh. Alles war okay. Er liebte Layla nicht, das wusste ich jetzt.
"Oh, ganz gut schätze ich." 
"Und, wie war die letzte Nacht?", Ben wackelte mit den Augenbrauen. Ich horchte auf. Wie die letzte Nacht? Kyle räusperte sich und atmete hörbar aus.
Er hatte doch nicht etwa... 
Layla und er hatten doch nicht etwa...
Natürlich haben sie, du dumme Nuss.
Aber das ging nicht. Das konnte er nicht tun.  Er konnte nicht mit ihr schlafen, wenn er sie nicht liebte. Wenn er mich liebte. So etwas tut man nicht. Das war falsch, absolut falsch. 
"Das ist privat.", meinte Kyle schließlich. Jetzt war ich es, die sich auf die Lippe biss um nicht zu weinen.
Sie war bei ihm gewesen und sie hatten miteinander geschlafen. 
Ich war wütend. Wütend auf Layla, weil sie mit ihm sein konnte, wütend auf Kyle, weil er mich liebte und mit ihr schlief, wütend auf Alex, weil er Carrie verletzte und sogar wütend auf Ben, weil er nichts checkte und so immer wieder Salz in Wunden streute. Ich hatte die Schnauze voll von diesem Tag, ich hatte wirklich keine Lust mehr und dabei hatte das Programm noch nicht einmal angefangen. Ich spürte, dass Kyle mich ansah, doch ich ignorierte ihn. 
Er liebt dich wohl doch nicht so, was?
"Liebe Schülerinnen und Schüler, ich begrüße euch alle herzlich zu unserem diesjährigen Weihnachtsprogramm..." , begann unsere Rektorin plötzlich auf der Bühne. Ich riss mich zusammen. Ich würde mir dieses Programm jetzt ansehen und nicht an Kyle denken. Ich würde ihn aus meinem Kopf aussperren.

Das Programm war nicht schlecht. Der Chor sang schöne Weihnachtslieder, die jüngeren Schüler spielten Sketches vor und sagten Gedichte auf, die typischen Sänger der Schule sangen auch dieses Jahr wieder und und und. 
Alles lenkte  mich prima ab und ich lachte viel. Ab und zu flüsterte Ruth mir Sachen zu, die mich so zum Lachen brachten, dass ich mir auf die Zunge beißen musste. 
Doch dann kam ein Mädchen aus meinem Englischkurs auf die Bühne, gefolgt von einem anderen Mädchen, welches so viel ich wusste, ihre Cousine war. Das eine Mädchen setzte sich ans Klavier und das andere trat ans Mikrofon.
Schon als die ersten Töne angespielt wurden wusste ich, dass es sich um eine Balade handelte.

Say something I'm giving up on you
I'll be the one if you want me too
Anywhere I would have followed you
Say something I'm giving up on you

And I am feeling so small
It was over my head
I know nothing at all
And I will stumble and fall
I'm still learning to love
Just starting to crawl


Ich schluckte. Ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet. Es passte so sehr. Es passte alles so sehr. Ich musste an all die Momente mit Kyle denken. An unsere erste Begegnung nach all den Jahren. Unsere Streits, unsere Blicke, unsern ersten Kuss im Park, die Nächte im Zelt, die Vertrautheit. An all die Probleme. An das große Aus. Und an Hoffnung. Ich hatte noch Hoffnung.
Trotz allem glaubte ich an uns. Doch wenn er nicht bald etwas sagte, mir irgendein Zeichen gab, dann musste ich aufgeben. Dann würde ich aufgeben. Oder hatte ich das Zeichen verpasst? War es schon lange zu spät? 
Egal wie sehr ich es versuchte, das zu akzeptieren, ich konnte nicht ohne ihn. Ich wollte ihn, ich wollte ihn so sehr. Wir hatten so viel durch und ich war noch nicht bereit, das alles wegzuschmeißen, ich war nicht bereit, ihn loszulassen.

You're the one that I love
and I'm saying goodbye
Say something I'm giving up on you
I'm sorry that I couldn't get to you


Ich erhob mich. Ruth sah mich fragend an.
"Mir ist schlecht.", log ich. Dann drängelte ich mich durch die Reihen, wofür ich ein paar wütende Blicke erntete. Als ich mich schließlich durchgekämpft hatte, rannte ich auf den Ausgang der Aula zu. Sobald ich draußen war und die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich lachte mich selber aus für den lächerlichen Wunsch, dass er mir hinterlief. Und noch mehr lachte ich mich dafür aus, dass ich sogar Hoffnung hatte, er würde es tun.
Denn er tat es nicht.
Auch zehn Minuten später, als ich draußen auf dem Schulhof auf einer Bank saß, war mir niemand hinterher gekommen.
Wieso auch?
Ich atmete tief durch und versuchte mein Schluchzen wieder in den Griff zu kriegen.
ich würde Kyle zurückbekommen, egal wie. Anfangs hatte er Spielchen mit mir gespielt und genau diese Spielchen würde ich nun auch mit ihm spielen. Ich musste daran denken, wie er mich im Freibad glauben lassen hatte, er wolle mich küssen und im letzten Moment gestoppt hatte. Ich würde dasselbe mit ihm machen. Ich würde ihm zeigen, dass ich nicht so jämmerlich und leicht abzuschieben war, wie er vielleicht dachte. Und dann tat ich etwas sehr dummes.
Ich nahm mein Handy und wählte eine Nummer. 
Nach einer Weile nahm jemand ab.
"Hallo Hunter.", sagte ich.

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt