Kapitel 21 - Zelten (3)

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Ich hatte meine Gedanken auch als wir am Lagerfeuer saßen und Knüppelkuchen und Marshmallows rösteten noch nicht geordnet. Kyle und ich hatten uns noch sehr lange geküsst und irgendwann hatten wir uns nur umarmt und die Vertrautheit zwischen uns genossen. Er hatte irgendwann in mein Haar gemurmelt, dass wir zurückmussten, da wir sonst wirklich noch krank wurden. Dann hatte er mich noch einmal geküsst und wir waren schließlich zurückgeschwommen. Jetzt saßen wir nebeneinander am Lagerfeuer und hatten kein Wort geredet. Er schien genauso abgelenkt zu sein wie ich und es geschah öfter, dass ich unauffällig zu ihm rübersah, er genau dasselbe tat, unsere Blicke sich trafen und wir beide dann verlegen wieder wegsahen. Die anderen schienen das nicht zu bemerken, bis auf Ruth, die skeptisch zwischen uns hin und her sah. Ich musste das schlechte Gewissen gerade zu ausstrahlen. Ich hatte offiziell jemanden betrogen. Ich hatte Hunter betrogen und das fühlte sich mies an. Allerdings war da auch noch ein anderes Gefühl. Das Gefühl von Glück. Und Liebe. Inniger Liebe. Vielleicht sogar erwiderter Liebe? Ich wollte nicht zu viel hoffen, doch so hatten seine Küsse sich angefühlt.

"Kaylee, wie läufts eigentlich mit Hunter?", unterbrach Ruth alle Gespräche. Interessiert sahen mich alle an, ahnten nichts von dem, was Ruth wusste.

"Ähm. Gut." Ich kratze mich nervös am Arm. Was sollte das?

"Ihr seid so ein süßes Paar. Schade, dass er nicht mitkommen konnte. Er ist so süß zu dir. Erzähl den anderen doch mal, wie ihr zusammengekommen seid."

"Oh ja ich liebe Liebesgeschichten! Erzähl Kaylee!", meldete sich Liz zu Wort. Ich spürte, wie Kyle sich neben mir verkrampfte. Warum ließ Ruth mich so auflaufen?! Ich warf ihr einen irritierten Blick zu. Sie zog nur eine Augenbraue hoch.

"Erzähl schon Kaylee." Wenn ich jetzt schweigen würde, wäre das wohl ziemlich merkwürdig. Niemand außer Ruth schien den inneren Kampf in meinem Kopf mitzubekommen.

"Wir waren im Kino. Es hat sich dann so ergeben."

"Ach lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Erzähl ihnen, wie du immer von Hunter geschwärmt hast und wie es genau im Kino ablief. Komm schon, das brauch dir doch nicht unangenehm sein." Ich wäre Ruth am liebsten an die Gurgel gesprungen. Kyle starrte ins Feuer.

"Also... Wir waren im Kino und danach hat er mir gesagt, dass ich schön bin und ihm nicht aus dem Kopf gehe."

"Und dann hat er sie geküsst! Mensch vergiss doch nicht das Wichtigste."

"Ouuuh, das ist so süß!", meinte Pamela träumerisch und lehnte den Kopf gegen Travis Schulter.

"Ich muss mal pissen.", sagte Kyle, stand wie vom Blitz getroffen auf und verschwand im dunklen Wald.

Scheiße. Ich starrte Ruth über das Feuer hinweg ungläubig an. Sie ignorierte mich völlig und begann ein Gespräch mit Nancy. Wieso hatte sie mich so auflaufen lassen?! Ich nahm mir ein wenig Knüppelkuchenteig und befestigte ihn an meinem Stock. Was dachte Kyle jetzt? Er musste wissen, dass ich ihn liebte. Er musste einfach. Ich betete zu Gott, dass das gerade nicht alles versaut hatte.

Als Kyle wieder kam schwieg er die meiste Zeit. Er warf mir auch keine Blicke mehr zu. Am liebsten hätte ich geschrien 'Hunter ist mir egal! Das ist nicht echt! Das mit uns, DAS ist echt!!', aber das konnte ich natürlich nicht.

Ich musste Kyle heute irgendwann nochmal unter 4 Augen sprechen. Auch wenn ich Angst hatte. Angst davor, dass er dasselbe sagen würde, wie beim letzten Mal. Das war nichts. Lass uns einfach Freunde bleiben.

"Kyle, wir schlafen doch in einem Zelt, oder?" Dieser Satz riss mich in die Realität zurück. Layla sah Kyle fragend an. Bitte tu mir das nicht an. Wenn du mich liebst, dann tu mir das nicht an.

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt