Kapitel 14 - Kalt

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(Noch nicht überarbeitet, Auf dem Bild seht ihr Kyle)

Ruth brauchte nicht zu fragen, was passiert war. Sie spürte es einfach. Keine meiner Freundinnen sprach mich auf das Thema an und so verging die Zeit. Quälend langsam, wie in einem Traum. Alles war wie immer. Als wäre nie etwas gewesen. Kyle behandelte mich wie eine ganz normale Freundin, als wäre nie etwas zwischen uns passiert und ich tat das gleiche. Ich werde nicht versuchen zu erklären, wie weh es tat. Denn das war so gut wie undefinierbar. Der Schmerz machte sich in jeder Zelle meines Körpers bemerkbar. Es war, als würde er durch meine Adern bis in mein Herz fließen. Ich sagte jedem, der es wissen wollte, dass es mir gut ging und verhielt mich weitgehend normal. Niemand merkte, wie ich innerlich zerbrach. Stück für Stück. Viele mögen denken, ich war nur ein kleines naives Mädchen, dass sich unglücklich verliebt hatte und gerne würde ich verneinen, aber so war es. Ich war naiv. Ich hatte gedacht: Ein Kuss und er würde nur mir gehören. Doch so einfach lief es nicht. Liebe war nicht einfach und sie war auch nicht stark. Liebe war das Zerbrechlichste überhaupt. Wenn ich Zuhause war verschanzte ich mich in meinem Zimmer, starrte stundenlang an die Decke, schrieb oder las The Forgotten Girl. Tausend Mal las ich dieses Buch. Ich hatte das Gefühl, Kyle dadurch nah zu sein.

Es ging mir nicht gut und ich bezweifelte, dass das irgendwann wieder anders sein würde. Ich wollte nicht mehr hier sein, wollte einfach weg. Doch niemand bemerkte es. Auf irgendeine Art und Weise machte es mich traurig, wie blind die Menschen doch waren. Andererseits war ich froh. Mit Mitleid konnte ich nichts anfangen.
Ruth verbrachte besonders viel Zeit mit mir. Da ich das Haus freiwillig nicht mehr verließ, saß sie viele Nachmittage mit mir zusammen im Bett und sah sich immer wieder den gleichen Film an. Ich war dankbar, sie zu haben. Sie konnte mir so auf die Nerven gehen, aber wenn ich sie brauchte, war wirklich Verlass auf sie.

So saßen wir nun einen Mittwochnachmittag in der letzten Schulwoche vor den Ferien auf meinem Bett und sahen Frontalknutschen , als Ruth fragte:"Am Freitagabend geben die 12. eine Abschlussparty an Jenna Sawyer's Strandhaus. Wir hatten alle vor hinzugehen. Du kommst doch auch mit, oder?"

"Ich hab eigentlich keine besondere Lust.", antwortete ich ehrlich.

"Komm schon Kaylee. Das ist das erste Mal, dass wir alt genug sind, um dabei zu sein. Ohne dich macht das keinen Spaß."

Ich stöhnte auf. "Gut. Ich komm mit." Ruth fiel mir um den Hals. "Ich verspreche dir, wir bereiten dir den besten Abend seit langem!" Ich lächelte gequält.

"Morgen machen wir uns einen Wellnesstag! Du siehst echt schrecklich aus. Hach, ich freu mich so!" Ich mich auch. Toootal. Bitte, konnte mich nicht einfach jemand erschießen?

Irgendwann nach 18 Uhr, ging Ruth. Ich ging hinunter in die Küche, machte mir eine Kleinigkeit zu essen und rief dann meine Mutter an. Wir telefonierten seit Neuestem täglich und meine Wut auf sie wurde immer kleiner. Ich hatte andere Probleme und irgendwann musste ich schließlich mit der Trennung meiner Eltern abschließen. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über irrelevante Dinge, eher wir uns verabschiedeten und schließlich auflegten.

"Wie geht es dir Schwesterherz?", die Stimme meines Bruders ließ mich zusammenzucken.

"Hör auf dich immer so anzuschleichen. Ich hasse das."

"Tut mir leid.", entschuldigend hob er die Hände. "Also?"

"Was also?"

"Wie geht es dir, hab ich gefragt."

"Gut."

"Bist du dir sicher?", entnervt verdrehte ich die Augen.

"Ich bin mir sicher."

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt