Kapitel 11 - Morgendliche Kuschelstunden

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Ich hatte nicht bemerkt , wie ich eingeschlafen war. Alles was ich wusste war , dass ich am nächsten Morgen aufwachte und entsetzlich fror. Kyle lag nicht mehr neben mir. Ich versuchte die Uhrzeit einzuschätzen. Im Zelt war es noch ziemlich dunkel , aber ich konnte alles schemenhaft erkennen. Plötzlich wurde der Reißverschluss des Zeltes aufgemacht und Kyle krabbelte herein. Seine Haare waren unordentlich und er sah allgemein etwas zerzaust aus. Jeder Mensch , sah so aus wie ein Penner. Aber wir redeten hier von Kyle, der aus geheimnisvollen Gründen so sexy aussah , dass ich wieder rot wurde.
"Oh hey, du bist ja schon wach. Es ist kurz nach 6."
Ich stöhnte auf. Wirklich so früh? Kyle kuschelte sich wieder in seinen Schlafsack , stützte den Kopf auf der Hand und betrachtete mich. Er legte die Stirn in Falten.
"Klapperst du mit den Zähnen?"

"Äh... Nein..."

"Natürlich."

"Ja , das ist nur weil ... Also ich hab so eine Krankheit..."

"Du frierst."
"Ich friere nicht." Er rückte näher an mich heran und öffnete den Reißverschluss an der Seite seines Schlafsackes. Dann schlang er die Arme um mich und zog mich , eingerollt in meinem Schlafsack , in seine Arme. Mein Herz raste. So nah , war ich ihm das letzte mal im Kindergarten gewesen. Mein Kopf war auf seiner Brust gebettet und ich hörte seinen Herzschlag deutlich. Meine Beine hatte er zwischen seine genommen und seine Arme hielten mich ganz fest.
"Schon ein wenig besser?" Ich nickte nur , denn ich wusste nicht , ob meine Stimme kräftig genug war , um eine normale Antwort zu formulieren. Mein Verstand musste total vernebelt sein , denn ohne nachzudenken , schlang ich den Arm um seinen Oberkörper.
"Ohhhhh.", machte er nur. Im Normalfall hätte ich ihn geschlagen , aber ich konnte mich nicht bewegen. Kyle fing an mit meinen Haaren zu spielen und ich genoss die Zweisamkeit.
"Kyle?"

"Mh?"

"Warum bist du nicht mehr mit Layla zusammen?" Kyle drehte den Kopf rum und sah mich direkt an.
"Woher weißt'n du das?"

"Ich hab mich mit den Mädels unterhalten du Genie."
Er schwieg eine Weile.

"Na ja , es sind ein paar Dinge vorgefallen , die zu groß waren , um noch zusammen zu bleiben."

"Okay , ich hab verstanden. Du willst es mir nicht erzählen." Kyle seufzte und strich sanft über meinen Oberarm. Ich bekam eine Gänsehaut.

"Ich will es dir schon erzählen, aber ich kann nicht."

"Natürlich kannst du."

"Nein , da ist mir das Risiko zu groß."

"Welches Risiko?", fragte ich verwundert. Er antwortete mir nicht. Stattdessen sah er mich einfach nur an.
Küss mich!, schrie alles in mir. Küss mich ganz sanft ... Doch er tat es nicht. Er sah mich nur stumm an. Krieg deinen Atem unter Kontrolle Kaylee.

"Das wirst du früh genug erfahren.", murmelte Kyle und wandte den Blick wieder ab. Wir redeten über Gott und die Welt , von unseren Träumen und Plänen für die Zukunft und auch von der Vergangenheit. Ich konnte das Band und das Kribbeln zwischen uns spüren , war mir aber nicht sicher, ob das andersherum genauso war. Des öfteren hatte ich das Gefühl , er würde mich küssen wollen , doch jedes mal drehte er sich wieder weg. Was bildete ich mir eigentlich ein? Ich musste mir doch nur mal seine Exfreundin angucken.

Die Stunden vergingen wie im Flug. Viel zu schnell , hörten wir die Stimmen der Anderen draußen. Also lösten wir uns voneinander, Kyle zog sich seine Sachen an und wir beide krochen aus dem Zelt.
"Guten Morgen!", rief Layla , kam in vollem Tempo auf uns zugelaufen und sprang Kyle in die Arme. Sie schlang die Beine um seine Hüften und er hielt sie am Rücken fest. Du bist nicht eifersüchtig Kaylee. Du bist nicht eifersüchtig. Ich stand daneben und lächelte dämlich. Was hätte ich auch sonst machen sollen? Als Layla sich von Kyle löste umarmte sie mich und ich erwiderte ihre Umarmung vorsichtig.
"Okay . Ihr seid die einzigen , die sich in der Gegend auskennen.", sagte Travis und sah Kyle und mich an.
"Also holt einer von euch die Brötchen vom Bäcker."

"Ich mach das!", meldete sich Kyle und machte sich auf den Weg.

"Kaylee? Kommst du mal kurz?", fragte Layla. Ich hob fragend die Augenbrauen und ging mit ihr ein Stück weg von den Anderen.

"Stehst du auf Kyle?", fragte sie ganz direkt. Die Frage überrumpelte mich.

"Ähm , nein."

"Okay Kaylee hör zu. Egal was passiert, lass dich auf gar keinen Fall mit ihm ein. Er ist als Kumpel wirklich top , aber in einer Beziehung... Er würde dir dein kleines Herzchen zerreißen."

Ich suchte nach Anzeichen einer Lüge in ihren Augen , doch ich fand keins.

"Wie meinst du das?", fragte ich etwas verwirrt.

"Er ist ein Herzensbrecher. Ich hab das alles durch Kaylee. Vertrau mir." Mit diesen Worten ging sie zurück zu den Anderen und ließ mich aufgewühlt stehen. Hatte Kyle sie verlassen? Oder vielleicht sogar betrogen? Und du bist in ihn verliebt Kaylee. Ich schüttelte den Gedanken daran ab. Er hatte einfach keine Gefühle mehr für sie , das muss nichts heißen... Woran dachte ich überhaupt?! Er wollte doch gar nichts von mir , also würde es niemals so weit kommen. Ganz ruhig saß ich bei den anderen am Tisch, bis Kyle wiederkam.

"Futter!!!", rief Julien und sprintete auf ihn zu. Wir machten uns ans Essen , doch ich hatte keinen Appetit. Kyle schien zu merken , dass irgendetwas nicht stimmte, denn er sah ständig zu mit herüber. Sein Blick schien zu fragen: was ist los? Layla beobachtete uns aufmerksam. Konnte die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern? So was blödes...

"Leute, ich muss nachhause. Mein Vater braucht mich.", sagte ich. Ich konnte unmöglich länger hierbleiben.

"Ich bring dich.", Kyle stand ebenfalls auf.

"Nicht nötig."

"Ich bestehe darauf."

Na toll. Ich verabschiedete mich von den Anderen und dann schlenderten Kyle und ich die Gartenanlage entlang.

"Was ist los Kaylee?"

"Was soll sein?"

"Du verhältst dich merkwürdig."

Ich zuckte bloß die Schultern. Ich wusste ja selber nicht , was ich hatte. Am Motorrad angekommen, setzten wir die Helme auf und stiegen rauf. Ich klammerte mich an Kyle und wir fuhren los. Sein Duft vernebelte meine Gedanken. Wie konnte man so gut riechen? Ich klammerte mich noch döller an ihn fest und wusste , dass er unter seinem Helm grinste. Vor meinem Haus hielten wir an und stiegen ab.

"Danke fürs Fahren.", sagte ich und drückte ihm meinem Helm in die Hand. Auch er setzte seinen ab. Hä? Er sah mich an , ganz ernst. Mein Herz begann zu Rasen. Irgendetwas veränderte sich gerade. Er kam mir näher und immer näher. Meine Hände wurden feucht und mein ganzer Körper war wie elektrisiert. Er drückte mir einen Kuss in den Mundwinkel, lächelte schüchtern , setzte den Helm wieder auf und fuhr los. Nur in den Mundwinkel. Wenn du etwas für mich fühlst, dreh um. Bitte dreh um und küss mich richtig. Er drehte nicht um. Er verschwand in der Ferne.



Es ist ein sehr kurzes Kapitel geworden, tut mir leid, aber länger wollte ich euch nicht warten lassen :(

-nimmerlandstraum

Kiss Me Softly (abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt