18. „Es geht um Dad, richtig?" (2)

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Es war Alex.
„Oh. Hey. Alex. Wie lange stehst du da schon?"
Sie blickte um sich und entdeckte das erste Mal ihre jüngste Tochter.
„Lucia?"
Sie war sichtlich verwirrt.
„Weißt du schon was Neues, Alex?"
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, sein Zustand ist unverändert und wird noch operiert."
Konnte irgendjemand sie mal aufklären. Lucia schien es so als wüsste jeder Bescheid außer sie. Aber Alex wehleidiger Blick machte es nicht besser als ihre Mutter wieder ihren Kopf sinken ließ und weiter weinte.
Ihr Bein fing an zu wippen. In Sekundentakt schlug ihr Bein aus. Alex setzte sich neben Lucia hin und füllte somit die Bank aus. Er zückte sein Handy und versuchte Phil zu erreichen. Leider ohne Erfolg.
Lucia stellte derweil ihre Ellenbogen auf ihre wippenden Beine und legte ihr Kopf in ihre eiskalten, verschwitzten Hände. Ebenfalls eine Sache, die sie immer bekam, wenn sie nervös war.

Minuten vergingen. Stunden vergingen. Sie saßen zu dritt dort. Wechselten kein einziges Wort. Alle waren sie im Gedanken bei Daniel. Sie warteten auf den erlösenden Arzt, der hoffentlich eine gute Nachricht überbrachte. Derweil wartete Alex auf den Anruf von Phil. Kathrin hatte sich immer noch nicht beruhigt und Lucia saß nur stumm da und würfelte ihre Gedanken umher. Sie wollte weinen, schreien und einfach nur weg von hier. Immer noch zitterte ihr Körper und ihr Bein wippte auf und ab.
„Wollt ihr etwas trinken oder essen?", fragte der Notarzt.
Kathrin guckte verweint zu ihm und nickte leicht.
„Ein Wasser, bitte."
Lucia hingegen schüttelte sachte den Kopf. Sie konnte jetzt nichts verzehren.
„Okay.", sagte er und stand auf.
Seufzend sackte Lucia weiter zusammen. Es musste doch endlich mal neue Informationen geben.
Die Familie vor ihnen bekam gerade die freudige Nachricht. Die OP verlief gut. Sie liegt im Aufwachraum. Sie wollte auch diese Nachricht bekommen. Dieses Warten machte sie komplett fertig. Leute gingen und kamen. Freudige Nachrichten wurden überbracht und traurige.
Alex kam gerade zurück und hatte zwei Wasserflaschen mitgebracht.
„Ich habe Phil erreicht. Er kommt sofort."
Kathrin nickte und nahm die Flasche in die Hand.
„Lucia, trink was.", streckte er die Flasche vor ihre Nase.
„Nein, danke.", sagte sie und drückte die Flasche runter.
Verzweifelt blickte Alex zu ihr. Sie wirkte so normal. Sie weinte nicht einmal. Sie zeigte zwar einzelne Merkmale von Nervosität, aber so schien sie psychisch stabil zu sein.
Weitere Minuten verstrichen und hektisch kam Phil auf die drei zugelaufen.
„Was ist los?"
Wüsste ich auch gern., sagte sie in sich hinein.
Das sie nicht Mal wusste, was ihr Vater hatte, machte es unaushaltsam, aber dennoch irgendwie erleichternd. Entweder er kommt lebend daraus oder tot.
„Es geht um deinen Vater.", nahm Alex die Erklärung in die Hand.
„Was ist mit ihm?"
„Der Tumor am Herz ist vom letzten Screening extrem gewachsen und drückt aufs Herz. Der Druck war so groß, dass sein Herz stehen geblieben ist. Der Tumor muss jetzt komplett entfernt werden oder er lebt nicht mehr lange. Durch die ganze Chemotherapie..."
„-ist er geschwächt."
Alex nickte.
„Verdammte scheiße."
Lucia wusste nicht was zu sagen ist. Sie wusste es war was schlimmes, aber ein Tumor am Herzen? Sie wusste vom Schilddrüsenkrebs, aber nichts von einem Tumor am Herzen.
Sie war einfach nur geschockt. Hatte ihre Familie ihr etwas verschwiegen? Und wenn ja, warum? Was hatte sie getan? Warum sollte sie es nicht erfahren? Sie war alt genug für die Wahrheit und es so zu erfahren, war auch nicht besser.
Doch viel weiter kam sie nicht, denn ein Arzt steuerte direkt auf sie zu. Alle sprangen sie auf. Sie wollten Antworten. Doch sein Blick war so schwer zu lesen. Pokerface. Alle schauten ihn durchdringend an.
„Die OP ist durch,..."
Sekunden von Stille, die symbolisierten, dass keine positive Nachricht kam.
„...aber er hatte einen Herzstillstand. Er war zu lange weg. Er ist Hirntod. Es tut mir leid. Wir haben alles in unserer Macht stehende getan, doch der Schaden war zu groß."
Ein Entsetzen ging durch die Reihen. Kathrin fing direkt an zu weinen und lag sich mit Phil in den Armen. Lucia stand nur mit Alex daneben und blickte mit tränenden Augen nach unten.
Warme große Hände spürte sie an ihrem Rücken. Und kurz darauf fand sie sich in einer Umarmung mit Alex wieder. Seine eine Hand wanderte zu ihrem Kopf und strich ihr sachte über die Haare. Die andere Hand zog ihren Körper an seinen und gab ihr das Gefühl von Geborgen- und Sicherheit. Trotzdem steckte sie ihre Emotionen zurück.
„Daniel Funke hat eine Patientenverfügung. Er möchte, sobald der Hirntod festgestellt wird, dass alle Geräte abgestellt werden. Deswegen möchte ich sie bitten sich zu verabschieden, um ihnen seinen letzten Wunsch zu erfüllen.", sagte der Arzt ruhig.
Alle Beteiligten nickten schwach.

ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt