09. April 2021, 15:32 Uhr
Jenna schob mal wieder eine zwölf Stunden Schicht. Eine Schicht, die seit um sechs nicht Gutes für sie bereit gehalten hatte. Direkt fünf Minuten nach Einsatzbeginn musste sie und Dustin in den RTW steigen, um zu einer scheinbar bewusstlosen Person zu fahren, die sich als vollbetrunkene, nicht kooperative Person rausstellte und nur Ärger machte. Der zweite Einsatz folgte direkt dahinter. Verkehrsunfall auf der Autobahn, wo sie sogar den Notarzt brauchten. Es folgte eine erfolglose Reanimation. Rückenschmerzen seit drei Wochen und ein Infekt, der sich seit einer Woche zog. Jetzt saß sie gerade seit einer Stunde und war froh, dass es gerade ruhig war. In der Hoffnung, dass es so blieb.
Alexander Hetkamp, der heute einer der beiden Notärzte im Dienst war, saß neben ihr auf der Couch und scrollte so wie Phil es immer tat durch Facebook und schien sich irgendwelche Videos anzugucken. Sie hingegen starrte zum Fernseher, wo mal nicht Shopping Queen lief, sondern eine Krimiserie, wo Dustin ganz gespannt hinguckte.
Sie hatte bereits genug mit Krimi in ihrem Leben zu tun gehabt, dass sie jegliche Plottwists kommen sieht und die Serie kein Spaß mehr machte.
Gerade wurde der Mann in der Serie getötet als ihr Handy vibrierte und sie ihre Aufmerksamkeit darauf zog. Eine Nachricht von einer unterdrückten Nummer.
Panik stieg auf.
Ihr Herz schlug wie wild.
Ihre Atmung stockte und im Moment als sie den Text las wusste sie, jetzt hatte sie verloren.
Jetzt würde der Kampf losgehen.
Und sie wusste nicht, ob sie diesen Kampf gewinnen würde.
Mit zittrigen Händen versuchte sie ihr Handy zu entsperren, um dann die Nachricht zu lesen. Die Nachricht des Grauens.
Ich freue mich schon, dich wiederzusehen.
Sie schluckte. Sie wusste, wer er war. Sie wusste, warum er sie wiedersehen wollte. Sie wusste, was passieren würde. Und all das war nicht nur gefährlich für sie, sondern auch für ihre Arbeitskollegen, die davon gar nichts wussten. Die nichts von ihrer Vergangenheit wussten. Unschuldige Menschen, die jeden Tag Menschen retteten.
"Hey Jenna, alles gut?", fragte Alex neben ihr plötzlich und guckte sie mit hochgezogener Augenbraue an.
"Mhh?", zuckte ihr Kopf zu dem Notarzt.
"Wow, scheinst ziemlich neben der Spur zu sein.", sagte er verwundert und zog mit dem Spruch die Aufmerksamkeit von Dustin auf sich.
Schnell schaltete sie ihre Fassade an. Ihr Resting-Face. Ihre Körpersprache, die nicht verriet, dass gerade etwas schlimmes passiert war.
Sie verrollte überheblich die Augen und stöhnte auf.
"Mir geht es gut. Ich war gerade nur in mein Handy vertieft. Sorry."
"Das merk ich.", lachte Alex und widmete sich wieder seinem Facebook-Feed.
Tief ausatmend senkte sie wieder ihren Kopf. Gott sei Dank, hatte sie es geschafft ein Lüge zu erzählen. Denn keiner sollte wissen, was bei ihr vor sich geht. Keiner sollte wissen, was sie nun machen musste. Und zwar untertauchen. Sich ab morgen krankmelden und diesen Arsch suchen. Aus der Stadt verschwinden und versuchen ihre früheren Arbeitskollegen anzurufen. Und den Kerl, dann so schnell wie möglich finden, um nicht von ihm umgebracht zu werden. Aber das wichtigste war alle um sich herum zu schützen. Vor allem ihre Freunde und Familie.
10. April 2021, 05:52 Uhr
"Morgen Franco, du bist immer noch hier? Hast du nicht schon fünf Dienste gehabt?", fragte Phil, der gerade zum Frühdienst antrat.
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ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)
FanfictionÄrzte, Notfallsanitäter und Pfleger haben einen sehr vielfältigen und abenteuerlichen Beruf. Sie wissen nie was sie erwartet, wenn sie ihre Schicht antreten. In diesem Buch lest ihr über verschiedene, unabhängige voneinander kurze Stories der Spezia...