39. „Philipp!"

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Phillip Stehling öffnete gerade die Tür der Dienstwache und trat tief einatmend hindurch. Die kühle Luft der Klimaanlage zog in seine Lungen.

Ein warmer, schwüler Sommertag war heute morgen angebrochen und zerrte an den Körpern der Rettungskräfte. Die einzige Erlösung war die kühle Dienstwache, wo sich die Rettungskräfte entkleiden konnten und frische Getränke zu sich nehmen konnten.

Vor all Dingen an Philipp zerrte die Hitze. Er musste ständig Trinken, um seinen Schwindel wieder in den Griff zu bekommen, den er bekam sobald er nichts trank und die Hitze unterschätzte.

„Hallo.", rief der Mann in den Raum.

Einige guckten hoch und grüßten zurück.

Er lief weiter, ging in die Umkleide und zog sich um. Danach lief er wieder zurück in den Aufenthaltsraum und setzte sich zu seinem Freund Thomas.

Sein Freund nippte gerade an einer Tasse Kaffee und spielte am Handy herum, was er wirklich tat, sah er nicht, war aber auch irrelevant, da es ihn nichts angeht.

„Na, bereit für die Schicht?", fragte Thomas und blickte mit einem Lächeln hoch.

„Bereit nicht wirklich. Ich hoffe einfach nur die Temperaturen fallen jetzt zum Abend hin.", sagte er und rieb sich die Schläfe.

„Probleme mit der Hitze?", fragte der Jüngere und guckte ihn mit besorgter Miene an.

„Ach naja, der Kreislauf halt. War schon früher immer so. Muss dann ordentlich trinken und dann bin ich wieder fit.", spielte er die ganze Sache herunter.

Komisch war es trotzdem. Er hatte zwar schon in der Kindheit Probleme mit dem Kreislauf, aber das es so schlimm war, hatte er nicht in Erinnerung gehabt. Jedoch machte er sich nichts großes draus. Solange alles kontrollierbar blieb, machte er sich keine Sorgen.

Im nächsten Moment gingen auch schon die Pieper der beiden Kollegen und guten Freunde an. Bewusstlose Person war ihre Einsatzmeldung. Sie hatten Spätschicht und durften diese zusammen auf dem dritten RTW verbringen.

„Fünf Euro, dass es eine Dehydration ist.", sagte Thomas als er mit Philipp aufstand.

„Alles klar."

Philipp schlug mit ihm ein. Auch wenn die Chance hoch war, dass Thomas gewann, hoffte er einfach, dass das Glück bei ihrer Wette diesmal auf seiner Seite lag.

Am Einsatzort wurde schnell klar, um welche Person es sich handeln musste. Ein junge Dame, um die fünfundzwanzig Jahre, ist auf einer Bank zusammengebrochen als sie ihr Kind auf dem Spielplatz beobachtete. Einige gekonnte Griffe und sofort hatten die beiden auch schon eine Diagnose: Dehydration. Somit ging der Sieg klar an Thomas. Aber Philipp hatte sich nicht so geärgert wie sonst, wenn er Wetten verlierte. Er wirkte er in sich gekehrt und ruhig. Immer wieder stöhnte er auf oder seufzte vor sich hin. Als sie dann die Frau an alle Geräte hatten und nur noch der Zugang fehlte, geschah es. Philipp hätte fast vergessen den Arm zu desinfizieren. Gott sei Dank, konnte Thomas noch dazwischen gehen. Mit einem vorwurfsvollen, aber gleichzeitig besorgten Blick hatte Thomas ihn angeguckt. Schnell hatte er bemerkt, dass er gerade nicht wirklich anwesend war. Er blickte starr an ihm vorbei und versuchte mit verzerrten Gesichtsausdruck irgendwas zu überspielen. Absolut nicht die Art von Philipp. Er machte nie Fehler. War ein durchstrukturierter Typ und hatte mehr Ahnung von medizinischen Hintergrundwissen als jeder andere, außer den Notärzten. Jedoch entschied sich Thomas erstmal nichts zu sagen. Gerade war der Patient einfach viel wichtiger. So entschied er sich alle Sachen, die er selber machen konnte, auch selber zu machen und Philipp auf die Sache nach dem Einsatz anzusprechen.

In weiteren fünfzehn Minuten hatten sie die Patientin stabil im RTW gehabt und sie ins Krankenhaus gefahren. Nach Gabe von Flüssigkeit bereits am Unfallort war sie in der Klinik wieder aufgeklart und konnte sprechen, wo sie selber angab, dass sie für diese Temperaturen nicht ausreichend getrunken hatte.

ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt