„Mist.", murmelte Phil leise.
Jedoch hörte dies auch Marleen. Sie wurde noch nervöser. Was ist wenn der Mann jetzt hier sterben würde und sie nur zuguckt. Ihre Atmung wurde wieder unkontrolliert und ihr Körper zitterte.
Denk daran, ruhig atmen., ermahnte sie sich selber ohne jeglichen Erfolg.
Phil währenddessen legte den Mann, nach Überprüfung des Puls, in die stabile Seitenlage. Nachdem er in Ohnmacht gefallen war, wurde sein Puls schwächer und seine Atmung flacher, aber lebte.
So hatte er sich sein Spa-Tag nicht vorgestellt.
Er drehte sich zu dem Mädchen um.
„Marleen, du musst wieder ruhiger atmen. Der Mann ist stabilisiert."
Sie nickte sachte. Bei dieser Aktion verschwomm ihre ganze Umgebung und sie schloss die Augen. Dabei ließ sie ihren Kopf leicht nach hinten fallen. Phil fing ihn vor dem Aufschlagen mit der Wand auf.
„Marleen, was ist los?", fragte er alarmierend.
„Ich-ich-mir ist-ist schwindelig und mein Kopf tut weh.", sagte sie leise.
Ihr Diabetes. So wenig wie sie das gedacht hätte, aber sie hatte ihren Diabetes vergessen. Als sie aus dem Hotel waren, piepte ihr Gerät, dass sie unterzuckert war. Also fiel ihr ein, dass alles für eine Unterzuckerung im Zimmer lag und sie deswegen nochmal hoch musste.
„Du bist auch ganz blass und kaltschweißig.", sagte der Mann überlegend.
Sie schloss wieder ihre Augen. Allmählich wurde das wach sein anstrengend.
Du musst ihm noch von deinem Diabetes erzählen!
„Hast du Vorerkrankungen?", fragte er nun.
Behutsam strich er ihr über das blasse Gesicht.
Sie nickte schwach.
„Okay, welche?"
Nervös fummelte sie an ihrem Hosenbund. Irgendwo dort musste ihre Pumpe sein.
Auch Phil bemerkte dieses hektische Suchen. Er zog leicht das Shirt hoch und sah die Pumpe.
„Hast du Diabetes Typ I.?"
Schwach nickte sie und machte ihre Augen zu.
Durch seine Erfahrungen wusste er wie das Ding zu bedienen ging. Nach wenigen Knöpfe drücken, leuchtete der Bildschirm auf und eine erschreckende Zahl sah er dort. 0,8 mmol/l. Eindeutig unterzuckert.
„Hast du etwas Süßes dabei?", fragte er als sie immer weiter eintrübte.
Sie schüttelte mit dem Kopf, was ihr wieder Schwindel und schwarze Punkte einbrachte. Plötzlich trat der Fahrstuhl in den Hintergrund. Die Angst, dass sie an ihrem Diabetes sterben würde, war zu groß.
„Bleib schön, bei mir. Lass die Augen offen!", sagte er etwas lauter, um die sechszehnjährige bei Bewusstsein zu lassen.
„Ich-ich h-habe Diabetes.", stotterte die junge Brünette verwirrt.
„Ich weiß.", seufzte der Mediziner.
Solche Situation hasste er. Er war schon Arzt und konnte in dieser Situation weder dem Mädchen noch dem Mann helfen und wenn seine Kollegen bald nicht kommen würden, wären beide bald tot.
„Hallo, seit ihr hier drin?", fragte eine Männerstimme.
Phil konnte es der Stimme von Franco zu ordnen. Er war einer seiner liebsten Kollegen auf der Wache und sie waren gute Freunde.
„Franco, ich bin es Phil. Ihr solltet euch beeilen. Ich habe ihr zwei kritische Patienten.", sagte er etwas lauter, dass man es durch die Metallwände hörte.
„Phil?", fragte eine weitere Stimme, die er Alex zu ordnen konnte.
„Ja, lange Geschichte."
„Phil, wir haben nur ein Problem und zwar der Haustechniker und Hausmeister sind nicht in der Stadt brauchen um die dreißig Minuten hier her und die Feuerwehr steckt im Stau fest. Es bildet sich keine Rettungsgasse."
„Verdammt. Könnt ihr die Türen aufbrechen."
„Ja, wir werden es versuchen. Tretet von der Tür weg."
Kurz danach hörten sie knarzende Geräusche und der Fahrstuhl bewegte sich.
„Marleen, bleib weiter ruhig. Hilfe ist jetzt da. Wir packen die letzten Minuten noch."
Trotzdem sie komplett somnolent war, wurde ihre Panik wieder größer. Der Fahrstuhl bewegte sich.
„Phil? Bleibst du bei mir?", fragte sie mit zitternder Stimme.
Perplex über diese Frage blickte der Notarzt das weinende Mädel an.
„Ja. Ich bleibe hier. Bleib ganz ruhig. Du bist so tapfer."
Er streichelte ihr über die Schulter.
„Du bleibst dafür aber bei mir, abgemacht?"
Leicht nickte sie. Sie hatte Vertrauen in diesen Mann. Er hatte sie durch eine Panikattacke geholfen und jetzt wollte er ihr noch durch ihre Unterzuckerung helfen.
Auf einmal gab es ein lautes Geräusch und die Türen öffneten sich. Nur ein minimaler dreißig Zentimeter hoher Streifen war zu sehen. Durch diesen Drang frische Luft und man sah die rettende Erlösung. Jedoch war der Haken, dass niemand dadurch passte. Der Spalt war viel zu klein.
„Hey Jungs, schön euch zu sehen. Wirklich.", sagte Phil erleichtert.
„Was ist los?", fragte Alex, der bereits auf dem Boden lag, um in den Fahrstuhl blicken zu können.
„Der ältere Mann hat wahrscheinlich einen Herzinfarkt. Ist vor zehn Minuten ohnmächtig geworden. Puls und Atmung etwas flach, aber stabil."
Phil hatte die ganze Zeit den Mann beobachtet, trotzdem er sich um Marleen gekümmert hatte.
„Und hier sechszehnjähriges Mädchen. Leidet unter panische Angst und Diabetes. Hat eine Unterzuckerung von 0,8 mmol/l. Somit stark tachykard, kaltschweißig, blass, Kopfschmerzen und Schwindel. Und bitte sag mir jetzt, dass ihr Glucose dabei habt, denn sie hat nichts der gleichen dabei."
„Ja, haben wir. Flo? Kannst du mir bitte die Glucose geben?"
Ein Blick zu dem Mann und dem Mädchen verriet Phil, dass sie noch stabil waren. Marleen war stark somnolent und der Mann hatte einigermaßen stabile Werte.
„Phil? Hier."
Alex reichte ihm den Pen und machte sich auf dem Weg zu Marleen.
„Marleen, pass auf. Ich spritze dir jetzt Glucose. Sollte dir bekannt sein."
Er setzte an und spritzte eine angemessene Menge in ihren Bauch.
„Super, jetzt muss es nur noch wirken. Bleib schön bei uns."
„Phil?", sagte Alex alarmierend.
„Der Mann atmet nicht mehr."
Phil schrak auf und eilte zu ihm.
„Gebt mir alles runter. EKG, Defibrillator...", sagte er auffordernd.
Alex nickte und gab Phil, die benannten, Geräte.
„Alex, kümmerst du dich um das Mädchen? Sie ist somnolent. Sie heißt Marleen."
„Marleen? Du musst wach bleiben. Ich kann mich jetzt nicht um dich kümmern. Aber da oben ist mein Kollege. Der hilft dir.", klärte Phil das verängstigte Mädchen auf.
Diese nickte nur stumm. Mittlerweile hatte die Glucose etwas gewirkt und sie wurde wieder klarer. Jedoch wurde ihr dadurch die Situation wieder klarer und ihre Angst wurde schlimmer.
„Hey Marleen. Ich bin Alex. Wie geht es dir?"
„Mir ist immer noch schwindelig und mein Kopf.", sagte sie leise.
„Glaub mir, das wird besser. Würdest du für mich mal auf deine Pumpe gucken?"
Sie nickte trüb und drückte schwach drauf.
„1,9.", sagte sie leise.
„Das ist schon Mal gut."
„Scheiße. Asystolie.", sag Phil.
Marleens Blick ging zu der Situation. Automatisch fing sie an zu zittern und Tränen kullerten ihr über die Wange. Nur ein paar Sekunden später atmete sie überholt ein.
„Marleen? Guck mich an. Bleib bei mir.", sagte Alex etwas lauter.
Marleen konnte nicht.
„Marleen.", riss er sie aus den Gedanken.
Ihre verängstigten, großen Augen guckten ihn an.
„Es wird ihm jetzt geholfen. Du musst versuchen ruhig zu bleiben. Das ist sonst für den Zucker nicht gut."
Sie atmete überholt ein.
„Langsam atmen. Guck mich an. Ein... und aus... Ein... und aus...", machte er ihr vor.
Langsam machte sie die Übungen nach.
„So ist es gut. Das machst du gut. Wieder schön ein... und dann wieder aus..."
„Wie lange braucht die Feuerwehr noch?", fragte er an seine Kollegen gerichtet.
Er wusste, dass, vor all Dingen, sie da raus musste. Die ganze Situation setzte ihr Übel zu. Wo hingegen er wusste, dass der Mann, so, erstmal eine gute Versorgung bekam.
„Sind gleich da."
„Hast du gehört? Die Feuerwehr ist gleich da.", sagte Alex und guckte Marleen an.
Sie nickte nur.
„Machst du hier Urlaub?", lenkte er sie weiter ab.
„Ja.", sagte sie schwach.
„Mit der ganzen Familie? Oder nur Mama und Papa?"
Auch wenn er die Antwort bereits wusste durch die aufgebrachte Familie am Eingang, wollte er es nochmal von ihr wissen.
„Die ganze Familie."
„Die Feuerwehr ist da. Sie guckt sich das ganze einmal an."
Keine zwei Minuten später bewegte sich der Fahrstuhl nach oben und sie konnten diesen Verlassen. Sofort stürmten alle Einsatzkräfte in den kleinen Raum.
„Hey Marleen, du bist jetzt in Sicherheit. Komm raus."
Währenddessen die Sanitäter bei Phil waren, beschäftigte sich Alex weiter mit Marleen.
Sie hatte wieder Tränen in den Augen und zitterte am ganzen Körper.
Alex griff ihr unter den einen Arm und begleitete sie nach draußen in den Flur, wo Alex sie auf einer Treppenstufe platzierte.
„Denken Sie er überlebt es?", fragte diese nun.
„Die Chancen stehen gut."
Sie nickte betrübt.
Alex griff nach ihrem Handgelenk. Ihr Radialpuls war stark und viel zu schnell, aber im Hinblick auf das was sie gerade erlebt hatte, in Ordnung.
„Kann ich mal an deine Pumpe?", fragte er nun.
Sie nickte.
Er nahm diese in die Hand. Ihr Blutzucker stieg weiterhin und war nun bei 2,2 mmol/l. Immer noch nicht im Normbereich, aber besser als der erste Wert.
„Okay, der Wert bewegt sich in Richtung Normbereich. Wie gehts mit den Symptomen?"
„Besser.", sagte sie leise.
Sie starrte nur dem Mann hinter her. Er wurde bereits aus dem Fahrstuhl geholt, sodass sie besser arbeiten konnten.
Alex erkannte, dass die Situation für sie nicht besser wurde. Sie spielte nervös an ihren Händen und zitterte stark. Dies konnte allerdings auch an der Unterzuckerung liegen.
„Marleen. Guck mich mal an. Guck nicht da rüber.", sagte er und nahm ihre Hände in die Hand.
Sie blickte mit glasigen Augen zu ihm.
„Wenn er stirbt, dann-dann bin ich Schuld, w-weil Phil sich um mich kümmern musste."
Der Mann musste bereits zum zweiten Mal wiederbelebt werden.
„Nein. Marleen. Hör mir zu. Das ist nicht deine Schuld. Phil hat euch beiden geholfen und wenn der Mann jetzt stirbt, haben wir alles getan für ihn. Und daran bist du nicht Schuld."
Sie nickte und guckte wieder zu dem Mann. Er wurde bereits stabilisiert und von den Sanitätern abtransportiert.
„Hey Marleen. Wie geht es dir?"
Phil kam näher und setzte sich neben sie auf die Treppe.
„Ich denke besser."
Er nahm ihre Insulinpumpe. Der Wert stieg weiter an. Sie hatte zwar immer noch leichte Symptome, aber es wurde besser.
„Wie geht es dem Mann?"
„Noch nicht so gut. Aber er ist stabil. Ihm wird jetzt im Krankenhaus geholfen."
Sie nickte erleichtert.
„Danke Phil.", sagte sie leise.
„Wofür?", fragte er ein bisschen verwirrt.
„Dafür, dass du mir geholfen hast."
„Gerne. Das ist mein Beruf.", lächelte er.
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Der Shot beschreibt meine Angst ziemlich gut. Uff. Jesus. Ich hasse Aufzüge. Solange ich kann, laufe ich IMMER die Treppen außer ich muss, wie hier, in den achten Stock. So lebensmüde bin ich dann doch nicht.
➡️Habt ihr davor Angst im Fahrstuhl stecken zu bleiben?
PS: Habe es wieder nicht durchgelesen... Bin einfach mega faul :D
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ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)
FanficÄrzte, Notfallsanitäter und Pfleger haben einen sehr vielfältigen und abenteuerlichen Beruf. Sie wissen nie was sie erwartet, wenn sie ihre Schicht antreten. In diesem Buch lest ihr über verschiedene, unabhängige voneinander kurze Stories der Spezia...