23. „Er will mich töten!"

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"Ich bin so froh, dass wir es doch schaffen joggen zu gehen.", sagte Franco euphorisch.
"Oh ja, ich bin schon ziemlich eingerostet.", lachte Phil.
Die Sonne ging gerade erst auf und strahlte den beiden ins Gesicht. Das perfekte Wetter zum Laufen. Es ist angenehm warm und gleichzeitig wehte ein wenig Wind. Dazu war es so früh an diesem Sommertag, dass kaum Einer auf der Straße war.
"Du und Einrosten. Unser Job verlangt uns schon einiges ab. Einrosten ist da nicht.", sagte Franco.
"Du hast vollkommen Recht.", schmunzelte Phil.
Sie standen vor dem Haus ihrer WG. In dieser wohnten Phil, Franco und ihr, momentan arbeitenden Kollege, Alex.
Sie standen an einer Bank und wärmten ihre Muskeln auf.
"Bist du bereit?"
"Ja."
Beide joggten sie los. Die Sonne schien ihnen ins Gesicht.
Trotzdem die beiden lange nicht mehr Laufen waren, vor all Dingen, weil sie entweder keine Zeit hatten oder Alex sich gewehrt hatte, liefen sie ziemlich schnell.
"Hast du gehört? Paula hat ihr Kind bekommen.", sagte Franco leicht schnaufend.
"Ne... Ich hatte doch Urlaub. Und gesagt wird mir auch nichts.", sagte Phil beleidigt, "Aber echt? Wie schön. Wann ist es gekommen? Und wie heißt es?"
"Vor drei Tagen am 27.07.. Er heißt Matthew."
"Ein echt schöner Name. Meine Mutter wollte mich auch erst so nennen."
"Nein, wirklich?"
Phil nickte ergeben.
"Wieso hat sie sich umentschieden?", fragte Franco interessiert.
"Lustige Geschichte. Sie lag in den Wehen auf ihrem Zimmer im Krankenhaus. Neben ihr lag eine Mutter, die frisch entbunden hatte. Und du glaubst nicht wie der Junge hieß..."
"Matthew?"
"Ja. Matthew. Also hat sie sich dazu entschieden mich nicht Matthew zu nennen, weil ich sollte ja nicht den selben Namen habe wie der Junge nehmen ihr. So bin ich ein Phil geworden. War zwar nur die zweite Wahl, aber ist es doch geworden."
Beide lachten sie. Was es für Zufälle gibt.
Sie liefen weitere fünf Minuten. Ihre Herzfrequenz war bereits erhöht und ihre Atmung verlief schneller. Auch hatte sich ihr Tempo gedrosselt. Gerade liefen sie an einem Waldrand entlang.
Knarzende Äste und schnelle Schritte näherten sich aus dem Wald.
"Bitte. Helfen Sie mir. Er ist hinter mir her."
Ein Mädchen, nicht älter als zwanzig, lief in die Arme von Phil. Ihre Arme waren schützend nach oben geknickt, sodass ihre Unterarme ihren Brustkorb schützten.
"Bitte. Er ist irgendwo hinter mir."
Sie blickte verängstigt nach hinten in den Wald und wollte gerade weiter laufen als Phil ihre blutüberströmten Unterarme umgriff und ihr in die blauen, verängstigten Augen blickte.
"Alles gut. Wir helfen dir. Wie heißt du?", sagte Phil ruhig.
"Franco, ruf einen RTW und die Pol."
Er hatte ihren Körper kurz abgescannt und sah eine klaffende Stichwunde in ihrem Bauch, welche stark blutete.
"Er-er ist hinter mir her. Ich muss hier weg!", trotzdem ihre Stimme, wegen Anstrengung, zitterte, war sie standhaft.
"Du bist in Sicherheit. Mein Kleines.", sagte er unprofessionell.
Er bemerkte, dass sie komplett aufgelöst war und es ihr nur helfen würde, wenn er sie persönlich ansprach.
"Er-er ist..."
Ihre Stimme brach ab und sie fiel in sich zusammen. Phil fing sie auf.
"Franco!", rief er alarmierend und legte das Mädchen auf den Boden ab.
"Hey, kannst du mich hören?"
Er schlug ihr leicht auf die Wange.
Ein leichtes Stöhnen entfuhr ihr.
"Mach für mich die Augen auf."
Sie blinzelte schwach. Immer wieder sah Phil, die schmerzerfüllten Augen.
"Lass sie offen. Gut machst du das."
Ihre Augen blieben offen. Jedoch bemerkte er, dass sie nicht komplett anwesend war.
"Wie heißt du?"
Sie blickte starr zu dem Notarzt und zitterte unaufhörlich.
"Ich bin Phil und das ist Franco. Wir wollen dir helfen. Dafür musst du mir deinen Namen sagen."
"Chi-Chiara.", stotterte sie und trübte wieder ein.
"Lass die Augen offen."
Ein Wimmern entfuhr ihr als Franco seine Jacke nahm und die Stichwunde abdrückte.
"Chiara? Hast du Vorerkrankungen?"
Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Allergien?"
Wieder ein leichtes Kopfschütteln.
Phil ging die Frage durch den Kopf, was dem Mädchen passiert sein könnte. Es war kurz vor sechs Uhr morgens und dann noch Wochenende also was zur Hölle tat das Mädchen in dem Wald. Und wie kam sie zu so einer Stichwunde. Laut ihrer Aussage war es ein er, der sie verfolgte. Er hatte ihr vielleicht auch die Schnittwunde zugefügt.
"Chiara, öffne die Augen. Du musst bei mir bleiben."
Er hatte seine Hände um ihren Kopf gelegt, sodass sie spürte, dass sie nicht alleine war.
Jedoch brachte das Ansprechen nichts, denn sie trübte ein und schloss, schlussendlich, ihre Augen.
"Chiara? Hörst du mich?", fragte er ein letztes Mal.
"Mist.", murmelte der Notarzt und ließ ihren Kopf los.
"Franco, was hast du gesehen?"
Dieser war damit beschäftigt die Wunde zu stillen. Jedoch war die Jacke bereits blutgetränkt genauso wie seine Hände.
"Die Wunde ist tief. Mich wundert es, dass sie noch so lange wegrennen konnte. Sie verliert eine Menge Blut."
In weiter Entfernung hörten sie die rettenden Martinshörner. Nur kurze Zeit hielt der NEF und der RTW vor ihnen an und ihr guter Freund Alex stieg aus.
"Phil? Franco?", fragte er verwirrt und kniete sich neben Phil.
"Lange Geschichte.", wimmelte Franco ab.
"Das ist Chiara. Wir kamen noch nicht zum Alter. Hat, laut ihrer Aussage, keine Erkrankungen und Allergien. Sie hat eine tiefe Stichwunde und verliert viel Blut. Sie war beim Antreffen ansprechbar, verlor dann kurz das Bewusstsein, kam wieder zu sich und trübte wieder ein.", gab Phil seine Übergabe.
"Flo? Marion? Ich brauch Monitoring und Zugang. Micheal kümmer dich um die Wunde.", wies der Notarzt an.
Phil rutschte hinter ihrem Kopf. Hilfe war zwar jetzt da, aber er hatte ihr gesagt, dass er ihr hilft.
"Hallo, Hetkamp, ich bin der Notarzt. Können Sie mich hören?", fragte Alex nun.
Ein Wimmern entfuhr ihr.
"Kannst du die Augen öffnen?"
Ihre Augenlider gingen in Sekundentakt auf und zu.
"Chiara, mach die Augen auf."
Sie versuchte sie zu öffnen, doch es gelang ihr nicht wirklich gut. Jedoch sah sie einen fremden Mann über sich. Sie wurde nervös und ihre Augen bewegten sich in alle Richtungen. Um sie herum waren mehrere Menschen, die an ihr hantierten.
Sie atmete überholt ein und drückte sich auf, auch wenn es ihr Schmerzen in ihrem Bauch bereitete. Sie hatte einen Entschluss gefasst: Sie musste hier weg. Der Mann wäre bestimmt bald hier.
"Chiara, beruhig dich.", sagte Alex und wollte sie runter drücken, doch ihr Adrenalin im Körper gab ihre neue Kraft.
Phil berührte kurz seinen Kollegen, um ihm zu symbolisieren, dass er es versucht.
"Chiara, weißt du noch? Ich bin es Phil."
Er kroch um sie herum.
Sie nickte schwach.
"Du bist hier in Sicherheit. Er ist nicht hier und die Polizei kommt gleich."
Sie wurde etwas ruhiger ließ sich aber nicht dazu bringen sich hinzulegen.
"Und das sind meine Kollegen. Die helfen dir jetzt, okay? Ich bleibe bei dir. Die ganze Zeit."
Sie nickte und ließ sich fallen. Ihre Augen schlossen sich.
"Chiara? Bleib bei uns!"
Sie öffnete wieder ihre Augen.
"Wie alt bist du?", fragte Alex nun.
"Siebzehn.", sagte sie leise.
"Hast du Schmerzen?"
Sie nickte zaghaft.
"Mein Bauch."
"Flo, zieh mir Morphium auf."
Der Sanitäter gab dem Notarzt das, erbetende, Medikament.
"Chiara, ich spritze dir jetzt was gegen die Schmerzen. Das macht dich ein bisschen müde."
Chiara nickte nur. Sie hatte mit ihren Augenlidern zu kämpfen, die immer wieder zufallen wollten.
"Hallo Sindera und Richter von der Polizei. Was ist hier vorgefallen?"
Franco, der bis jetzt nur auf die Situation runterschaute, ging zum Polizisten und entfernte sich mit diesem und schilderte das Geschehen.
"Ich möchte sie in den RTW bringen. Sie ist ist ziemlich instabil."
Marion und Micheal verstanden und holten die Lage.
Keine drei Minuten später lag sie im RTW.
"Alex, kann die Polizei das Mädchen befragen?", fragte Micheal.
"Ja, aber sie ist ziemlich somnolent und steht unter Schock. Ich weiß nicht inwieweit sie antworten kann."
Michael nickte und ließ den Polizeibeamten in den RTW herein.
"Hallo, Sindera von der Polizei. Kannst du mir sagen, was passiert ist?"
Alex, Phil und Flo standen nur daneben und hofften, dass das Mädchen antworten könnte. Marion und Micheal räumten in der Zeit die Utensilien zusammen und meldeten sie in der Uniklinik an.
Chiara schüttelte den Kopf und blickte ängstlich durch den Wagen.
"Franco hat mir gesagt, dass dich ein Mann verfolgt hat.", half er ihr auf die Sprünge.
Einige Sekunden von Ruhe erfüllte den Raum bis das EKG Alarm schlug. Ihr Puls stieg ungemein in die Höhe.
"Er... er will mich umbringen. Ich muss hier weg.", sagte sie nun aufgebracht und stützte ihre Hände auf. Jedoch kam sie nicht weit, denn sie war bereits angeschnallt.
"Wer ist er?"
"Er ist hinter mir her. Er will mich umbringen!", sagte sie mit zitternder Stimme.
Alex winkte die Befragung ab als ihr Puls immer weiter stieg. Der Polizist verstand und verließ den RTW.
"Er will mich töten! Er will mich töten.", sagte sie weinend.
So jung und schon solche Ängste.
"Chiara, beruhig dich. Zieh mir Dormicum auf.", sagte Alex zu Florian gewannt.
"Hey Chiara. Versuch ruhig zu atmen. Tief ein und aus atmen.", atmete Phil ihr vor.
"Er will mich umbringen.", sagte sie nun leiser und weinte.
"Du bist hier in Sicherheit. Keiner kommt dir mehr zu Nahe. Wir sind hier.", sagte Phil ruhig.
Florian gab Alex das Medikament spritzte es jedoch noch nicht, denn er merkte, dass Phil das Mädchen beruhigte.
"Super machst du das. Atmen. Tief ein und aus."
Ihr Herzschlag verlangsamte sich und sie wurde wieder ruhiger.
"Ich glaube, ich brauch das Dormicum nicht mehr. Halte es aber bereit. Wir fahren jetzt."

"Phil, du bist so ruhig.", stellte Alex fest.
Sie saßen gemeinsam am Tisch und aßen Abendbrot.
"Weißt du, mir geht dieses Mädchen nicht mehr aus dem Kopf.", sagte er nachdenklich.
"Ich habe mich vorhin nochmal nach ihr erkundigt. Sie hat die OP gut überstanden. Ihre Mutter ist jetzt bei ihr."
"Aber wer hat sie so zu gerichtet? Sie hatte solche Angst."
"Ihr Ex-Freund. Sie hatte mit ihm Schluss gemacht, da ist er durchgedreht und hat sie aufgesucht. Sie ging immer so früh mit ihrem Hund raus. Immer dieselbe Strecke, deshalb wusste er wo er sie finden würde", erklärte Alex weiter.
Phil schüttelte den Kopf.
"Wie krank muss man sein."
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Erstmal: Frohe Ostern 🐣 Ich hoffe ihr genießt die Feiertage mit euren Liebsten und habt was Feines zu Ostern bekommen und nicht nur Schoki.
Arbeite übrigens gerade an der Fortsetzung zu Phil und seiner family. Hoffe, dass ich es morgen schaffe es zu posten. Wird auf jeden Fall interessant.
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