36. „So ein Mist. Ich liebe Ananas."

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Murrend drückte Eleanor die Tür zu ihrem Klassenzimmer auf. Wie bekannt, standen die Tische in Reihe und Glied. Jedoch waren bereits die Stühle runter gestellt. Sie hatten wegen ihrem Erste Hilfe Kurs im Biologieraum Unterricht. Somit waren die Tische fürs Experimentieren ausgestattet und robuster. Die Tische waren ebenfalls fest im Boden verankert. Die Stühle waren Drehstühle, die man hoch und runter stellen konnte. Eigentlich voll modern eingerichtet. Schade, dass sie sonst nur einmal in der Woche für eine Stunde hier Unterricht hatte. Sonst hatte sie immer Pech und war in den unsanierten zu Gange.
„El, du bist hier!", rief ihre Freundin Linnea durch den Raum.
Somit wurden die vier Leute vom Rettungsdienst direkt auf sie aufmerksam.
Es war erst sieben Uhr fünfzig. Trotzdem war der Raum bereits von der Morgensonne durchflutet. Erst in dreißig Minuten fing der Unterricht an und die Ersten würden wahrscheinlich erst einige Minuten vor Beginn hier antanzten.
Außer die beiden Freundinnen Linnea und Eleanor, die leider das Unglück hatten sehr weit weg, am Stadtrand, wohnten und somit einen ewig langen Anreiseweg hatten. Dazu fuhren die Busse nur jede Stunde und so blöd, dass sie immer eine halbe Stunde vorher in der Schule waren.
„Guten Mooorgääähn.", sagte Eleanor an alle im Raum gerichtet.
Sie schlängelte sich zwischen die Bänke hindurch bis in die dritte Reihe. Diese war die vorletzte Reihe und ihr Sitzplatz im Biologieunterricht. Trotzdem die Tische Platz für vier Schüler hatte, saßen nur die beiden in dieser Bank in der Fensterreihe.
„Guten Morgen.", kam von den neongelb gekleideten Personen.
„Jesus...", sagte sie aufbrausend, schmiss ihre Tasche auf den Boden und ließ sich auf den Drehstuhl plumpsen.
„Junge, hast du gerade noch geschlafen? Die siehst so fertig aus.", lachte Linnea und setzte sich auf den Tisch.
Eleanor drehte den Stuhl um neunzig Grad, um ihre Freundin anzugucken. Das die Leute vom Rettungsdienst bereits Sachen vorbereiteten und herum wuselten, interessierte die beiden nicht.
„Gefühlt schon. Man ich hab mies verschlafen. Wir hätten echt nicht trinken gehen sollen, gestern.", meckerte sie und ließ sich weiter sinken und rieb sich die Schläfe.
„Kater?", fragte Linnea belustigt.
„Ja man. Komplett. Du nicht? Du warst mindestens genauso betrunken wie ich."
„Ohhhhh, ich bin auch mega verkatert, hab' es aber vorgebeugt. Schmerztabletten wirken tatsächlich wunder.", lachte sie.
„Junge, ich bin froh, dass ich hier bin. Hatte keine Zeit für Schmerztabletten.", sagte sie mürrisch.
Linnea lachte auf.
„Hast du gekotzt?"
„Ne man, Gott sei Dank. Du?"
„Ne auch nicht."
Oliver Dreier, der mit seinem NEF-Fahrer Franco, mit in der Schule war, um den Erste Hilfe Kurs durchzuführen, hatte das Gespräch nebensächlich mitverfolgt. Innerlich musste er grinsen und blickte zu Franco. Auch der konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Ihre Kollegen Alexander Hetkamp und sein NEF-Fahrer Dustin waren gerade unten beim Auto um weitere Sachen zu besorgen.
„Obwohl ich nur dreieinhalb Stunden geschlafen hab, fühl' ich mich echt gut.", sagte Linnea in Richtung Ellie, um diese aufzuziehen.
„Dreieinhalb Stunden? Ich habe gerade mal zweieinhalb geschlafen. Meine Mutter hatte mich noch gesehen...", sagte sie bedrückend.
Linnea prustete los.
„Ernsthaft?"
„Ja man, sie war gerade auf dem Klo gewesen und ich stürmte rein und bin gegen den Schrank gelaufen."
„Hat sie was gesagt?"
„Nichts außer: Wehe du kotzt die Nacht oder ich muss dich nachher zur Schule fahren."
„Hahahahaha. Ich liebe deine Mutter. So episch selbst um drei Uhr morgens."
„Als hätte sie es vorhergesehen. Sie ist dann um sechs Uhr fünfzig in mein Zimmer gestürmt. Hörst du deinen Wecker nicht, der klingelt seit ‚ner viertel Stunde. So hatte ich zehn Minuten, um mich fertig zu machen und zum Bus zu sprinten."
Linnea lachte sich einen ab. Auch die beiden Rettungsdienstler lächelten nun stärker.
„Und du hast alles dabei? Ein Wunder."
Eleanor blickte hoch und guckte sie grimmig an.
„Du hast nicht alles dabei.", sagte Linnea kleinlaut und lachte.
„Ne man. Ich habe meine Schiene nicht umgelegt und habe mein Essen und mein Trinken vergessen. Ich werde bitterlich verhungern. Ich meine das Trinken ist kein Problem. Das bekomme ich hin. Aber Essen?"
Linnea lachte. Auch wenn ihre Freundin eine hammer Figur hatte, fraß sie Essen in sich hinein ohne dicker zu werden. Hingegen brauchte sie gefühlt Tage nichts trinken.
„Du bist so ne Art Kaktus. So wenig wie du trinkst."
„Hallo? Was bist du dann? Eine Wasserpflanze oder was?", sagte sie gespielt beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ne, gesund.", sagte sie ernst.
Ellie's Mund öffnete sich. Sie guckte gespielt beleidigt.
„Frech."
Oli und Franco lachten kurz auf.
Das zog die Blicke, der beiden Mädels auf sich.
„Was lacht ihr denn da?", lächelte Ellie und blickte sie mit hochgezogener Augenbraue an.
„Nichts.", sagte Franco und lachte.
Eleanor stand auf und suchte ihren karierten Block in ihrem Rucksack. Als sie ihn fand schmiss sie diesen auf den Tisch. Kurz darauf flog die Federtasche hinterher. Dabei guckte ihre Freundin ihr zu. Dann ging die Tür auf und weitere Männer traten zu Tür ein. Sie waren bis oben hin bepackt. Sie blickten verwirrt, die immer noch schmunzelnden Kollegen, an. Oliver winkte jedoch ab.
„HA.", sagte Ellie siegessicher.
„Was hast du denn jetzt gecheckt?", fragte Linnea belustigt.
„Ich habe ne Bandage unten im Spind. Dann steht meine Chance nur noch bei... circa..."
Sie blickte aus dem Fenster rüber zum anderem Schulgebäude. Sie sah tatsächlich so aus als würde sie etwas kalkulieren. Sie wog ihren Kopf nach links und nach rechts.
„...achtzig Prozent nochmal umzuknicken und die Schiene weitere vier Wochen tragen zu müssen. Also komm mit."
Sie sprang auf. Sie hatte seit mehreren Wochen eine überdehntes Band am rechten Fuß. Das ist kurz vorm Reißen., sagte ihr der Chirurg. Als sie dann kurz davor war wieder Sport machen zu dürfen, knickte sie nochmals beim Laufen um und die Sache fing von vorne an.
„Denkst du, du schaffst das runter in den ersten Stock, ins andere Schulgebäude und dann wieder zurück in fünfundzwanzig Minuten?", fragte Linnea sarkastisch.
Als Antwort bekam sie einen Schlag auf ihre Arm.
„Au."
„So schlimm ist es nicht. Ich brauch zwar circa zehn Minuten die Treppen hoch, sodass ich bloß nicht umknicken kann, aber das ist egal. Also komm schon."
Sie zog ihre Freundin am Arm runter vom Tisch. Eingehakt liefen sie also den Raum entlang. Ellie, vor all Dingen, darauf bedacht nicht umzuknicken ohne ihre Stütze. Sie öffneten den Raum und liefen los.

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