"Lass uns Fahrrad fahren.", sagte ich übermotiviert meinem Bruder, Timo.
"Übermotiviert, oder was?", fragte der elfjährige mich geschockt, "Aber gerne."Eine halbe Stunde später saßen wir schon auf unseren Rädern und fuhren, um einen naheliegenden See. 15 Kilometer fuhr man, wenn man den See umrundete. Wir hatten uns Wasser, mein Handy und mein Portmonee in meinen kleinen schwarzen Rucksack gesteckt. Man weiß ja nie.
Gerade fuhr ein Motorrad an uns vorbei.
"Boah ich liebe diesen Geruch. Diesel. Du auch?", kam von meinem Bruder.
"Benzin ist nice. Diesel geht, ist aber auch gut.", antwortet ich.
"Ist dir mal aufgefallen, dass alle Menschen den Geruch von Diesel oder Benzin mögen. Warum?"
"Weil wir, die Menschheit, blöd ist.", lachte ich, wobei ich es nicht wirklich ernst meinte.
Damit war dann auch das Thema abgeschlossen und Timo fing an über seine Probleme zu reden. Da wir nun auf einer Straße waren, mussten wir hintereinander fahren und ich verstand ihn nicht.
"Du, mein Guter. Ich versteh dich schlecht.", gab ich ihn zu verstehen.
Wir fuhren schweigend weiter. Ab und zu sah ich meinen Bruder vor mir schwanken. Immer wieder kam er von der Straße ab und landete beinahe im Graben.
"Timo, fahr doch mal ordentlich! Ich möchte keinen Krankenwagen rufen müssen.", schrie ich zu ihm nach vorne.
"Jaja." Er fuhr einfach weiter.
"Ahhh!", hörte ich jemanden schreien.
Ich drehte meinen Kopf schnell nach vorne. Ich war gerade zu sehr mit dem Wald beschäftigt in den wir vor ein paar Minuten abgebogen waren.
"Oh...", ich konnte nicht zu Ende fluchen, da ich direkt in meinem, am Boden liegenden, Bruder fuhr.
"AUA!", rief mein Bruder.
Verheddert lagen wir auf den Boden. Ich bewegte mich leicht.
"Au.", zischte ich und stand auf.
Mein Knie tat mir so weh. Ich hatte schon immer Probleme mit dem rechten Knie gehabt, aber durch den Sturz hatte sich einiges noch zum schlimmeren gewendet.
Ich nahm mein Fahrrad und Timo's Fahrrad von meinem Bruder runter.
"Was tut dir weh?", fragte ich ihn und kniete mich zu ihm hin.
"Fuck.", stöhnte ich.
Mein Knie konnte ich nicht knicken also streckte ich es aus.
"Alles. Mein ganzer Körper.", antwortete er schmerzgeplagt.
"Also Krankenwagen?"
Er nickte zaghaft.
Toll. Das war das was ich echt nicht gebrauchen konnte.
Ich nahm meinen Rucksack von meinem Schultern und kramte darin nach meinem Handy. Ich schaltete es ein. Kein Empfang. Grandios. Ich versuchte es trotzdem, doch das Handy wählte nicht mal.
"Wenn man dieses Drecksding braucht, geht es nicht!", fluchte ich.
Ich lief mehrere Meter vor und zurück. Nach rechts und nach links. Nirgends wurde der Empfang besser.
"Scheiße, und dafür habe ich diese Schmerzen ausgehalten!", meckerte ich.
Meine Schmerzen im Knie waren unerträglich. Ich fummelte nervös an meinem Handy.
"Man was soll ich den jetzt machen?", dachte ich laut, "Hier findet uns keiner. Wir sind mitten im nirgendwo."
Ich blickte auf dem Radweg hin und her. Dann sah ich Fahrräder.
"Oh mein Gott.", flüsterte ich.
Ich winkte den Leuten zu. Es waren relativ viele. Naja was heißt viele. Es waren sechs Männer.
Sie kamen näher und einer stieg ab und danach all die anderen.
"Was ist passiert?", kam Einer auf mich zu.
"Wir... mein Bruder und ich hatten einen Unfall.", stotterte ich wild herum, "Ich... ich wollte Hilfe holen, habe aber keinen Empfang."
"Ok, beruhig dich.", sprach ein gut aussehender Mann zu mir, "Wir sind Notärzte und Sanitäter. Dustin versuch Netz zu bekommen und ruf ein RTW und NEF."
"Ach du scheiße, was?", flüsterte ich.
Damit war ich jetzt überfordert. Die sind alle Ärzte und Sanitäter. Ich schluckte schwer. Doch die erste Angst verschwand und ich war froh, denn so konnte meinem Bruder geholfen werden und das sehr gut.
"Geht es dir gut?", fragte Einer.
Ich nickte in Trance und starrte zu meinem Bruder. Drei Leute saßen um ihn herum und drückten an seinem Körper herum.
Ich war Schuld gewesen. Ich bin nochmal in ihn reingefahren, weil ich abgelenkt war, durch diesen beschissenen Wald. Ich hatte ihn gezwungen einen Helm zu tragen und konnte nicht mal auf mich selber aufpassen bzw. auf meinen Bruder.
"Wie heißt dein Bruder?", fragte der Eine.
"Timo."
Warte mal. Warum konnte er das nicht selber sagen?
Ich rannte zu ihm und blickte auf meinem Bruder. Seine Augen waren geschlossen.
Oh mein Gott.
"Was ist passiert?", fragte immer noch der selbe Mann.
"Er... er ist gestürzt und... und ich habe nicht aufgepasst und bin in ihn reingefahren.", weinte ich nun.
"Du warst auch verwickelt.", fragte die Person hinter mir.
Wieder nickte ich in Trance. Meine Gedanken waren bei meinem Bruder. Bei meinem Knie und bei meiner Angst, obwohl die beiden Sachen eher unwichtig waren.
"Ok, komm mal mit." Ein Mann zog mich zur Seite und drückte mich runter. Ein stechender Schmerz durchstach mein Knie.
"Hast du Schmerzen?", fragte nun der Mann.
Ich schüttelte den Kopf und log. Dabei liefen mir die Tränen über das Gesicht.
"Okay okay. Ich bin Alex und Notarzt und du?", stellte er sich vor.
"Estelle.", sagte ich zögerlich.
"Wissen sie wie es meinem Bruder geht?", fragte ich leise.
"Noch können wir nichts sagen, sobald der RTW da ist und er ins Krankenhaus gefahren werden kann, können wir mehr sagen.", er machte kurz eine Pause, "Aber nun zu dir. Ich habe gesehen, dass du Schmerzen hast."
Und er hatte ja so recht. Aus Reflex fasste ich mir ans Knie. Alex musterte mich.
"Also dein Knie?"
Ich nickte ergeben. Er rutschte etwas rum und krempelte das rechte Hosenbein hoch. Was da zum Vorschein kam, verschlug mir die Sprache. Ein riesiger blauer Fleck.
"Ach du meine Güte. und du hast keine Schmerzen?"
"Ähh, doch vielleicht."
"Das müssen wir fixieren und röntgen. Hast du sonst noch Schmerzen?"
Ich schüttelte tatkräftig den Kopf.
„Ich habe die Leitstelle erreicht. RTW und NEF ist auf dem Weg.", sagte Dustin.
Kurz darauf hörte man auch schon die Martinshörner.Ein etwas offeneres Ende. Dieser Short ist mir tatsächlich beim Fahrrad fahren mit meinem Bruder gekommen. Hahah. Dieses Gespräch am Anfang ist auch so zu Stande gekommen und joa... Wollt ihr eine Fortsetzung? Und mögt ihr so eine Art „Info" am Ende der Kurzgeschichte oder nicht so? Schreibt eure Meinung in die Kommentare.
DU LIEST GERADE
ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)
FanfictionÄrzte, Notfallsanitäter und Pfleger haben einen sehr vielfältigen und abenteuerlichen Beruf. Sie wissen nie was sie erwartet, wenn sie ihre Schicht antreten. In diesem Buch lest ihr über verschiedene, unabhängige voneinander kurze Stories der Spezia...