"Und Sie sind?"
Kurz kam Stille auf. Bis Madlen bemerkt hatte, dass sie mit der Frage gemeint hatte. Wenn auch sonst, den Sanitäter meinte er wohl kaum. Sie war jedoch noch so in einer Schockstarre, dass es ihr schwer fiel überhaupt irgendwas zu sagen. Sie brauchte Zeit das alles zu realisieren. Dazu fühlte sie sich selbst nicht wirklich gut und hatte Schwierigkeiten dies zu überspielen.
"Madlen.", sagte sie knapp und bekam die Augen nicht von dem Mann, der scheinbar nicht mehr reanimiert wurde. Also hatte er wieder einen Herzschlag?
"Okay, Madlen, ist alles in Ordnung bei Ihnen? Sie wirken sehr mitgenommen.", fragte der Polizist nun.
"Ja, ich- mir geht es gut. Es ist nur- Ich muss das erstmal realisieren.", versuchte sie schlüssig zu antworten und dabei ihre eigentlichen und eigenen Schmerzen zu überspielen.
Der Polizist schien erstmal überlegen zu müssen.
"Sie war diejenige, die den Mann reanimiert hat.", klärte Franco auf und dem Polizist schien ein Licht anzugehen.
Er nickte verstehend und berührte sie dann sanft an der Schulter. Wahrscheinlich so eine allgemeine Sache um Mitgenommene nonverbal zu unterstützen.
"Kann ich Sie fragen wie das alles passiert ist?"
Sie nickte. Umso schneller sie die Fragen beantwortet hatte, umso schneller durfte sie wahrscheinlich abdüsen.
"Eigentlich kann ich gar nicht all zu viel sagen. Die Autobahn war leer. Ich hatte den grauen Mercedes mich überholen lassen und bin dann nach ihm ausgeschert, um den roten Audi zu überholen. Wir waren noch nicht ganz an ihm ran, da wollte der Audi gefährlich nah vor dem Mercedes einscheren. Warum kann ich nicht sagen. Es war kein Auto vor ihm. Und wir waren bedeutend schneller als er."
"Was bedeutet schneller?", fragte nun der Polizist.
"Ich bin 170 gefahren. Der Mercedes bestimmt 190. Deshalb bin ich kurz auf die rechte Spur gewechselt, dass er mich überholen kann. Der Audi war sicherlich nur bei 140. Aber ich weiß es nicht genau.", zuckte sie mit den Schultern.
"190?", schluckte Franco nun neben ihr, "Konnte er abbremsen oder ist er mit 190 Sachen in den Audi gerast?"
"Ich kann es nicht genau sagen. Er hatte plötzlich die Kontrolle verloren. Fuhr kurz Schlangenlinien und ist dann nach rechts, wo der Audi gerade ausscherte. Und dann sind sie über den Asphalt gerutscht. Es ging alles so schnell. Ich weiß nicht, ob er gebremst hat. Es tut mir leid."
"Schon gut. Ist er denn etwas langsamer geworden?"
"Ja, auf jeden Fall. Aber unter 160 km/h war er bestimmt nicht."
"Alles klar. Ich geh kurz den Docs Bescheid geben.", er stockte, "Aber du hast dir nichts getan?"
Er blieb in seiner Bewegung stehen und blickte sie besorgt an. Auch sie hatte ordentlich Tempo drauf.
"Nein, ich- ich konnte rechtzeitig abbremsen. Ich kam vor ihnen zum Stehen."
"Okay."
Dann drehte sich Franco um und lief zu Alexander Hetkamp, der den Patient scheinbar stabilisieren konnte, denn er war nicht mehr reanimationspflichtig.
"Du Alex, die Ersthelferin hat gerade gesagt, dass er von dem Mercedes mit 160/170 Sachen getroffen worden ist."
Alex guckte verblüfft zu Franco. Sie hatten oft mit Unfällen zu tun, aber da handelte es sich meist nicht um solche Geschwindigkeiten, sondern in den 120ern bis 140ern. Bei so einem Tempo konnte man sich gar nicht vorstellen was er alles abbekommen hat. Und dabei ist ihm das Auto scheinbar auch noch in die Fahrerseite gefahren.
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ASDS - Short Stories (Kurzgeschichten)
Hayran KurguÄrzte, Notfallsanitäter und Pfleger haben einen sehr vielfältigen und abenteuerlichen Beruf. Sie wissen nie was sie erwartet, wenn sie ihre Schicht antreten. In diesem Buch lest ihr über verschiedene, unabhängige voneinander kurze Stories der Spezia...