30. „Für das Eis."

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„Was ist los?", fragte Franco, die ausgelaugte Jacky.
Vor ihrem Dienst waren sie und Phil joggen. Zusammen.
„Ich war Joggen. Mit Phil."
Hierbei war Phil eindeutig das Schlimme daran. Den Namen Phil betonte sie drastisch als würde er ihr irgendwas tun.
Phil kam gerade aus der Umkleide und zwei Augenpaare guckten ihn an.
„Was ist denn los?", fragte er belustigt.
„Jacky meinte, sie war mit dir joggen.", lachte Franco.
Er wusste, dass Jacky's Kondition schrecklich war, weil sie einfach kein Interesse hatte Laufen zu gehen. Hingegen war Phil's Kondition sehr gut. Er ging schließlich wöchentlich laufen.
„Oui, du warst mit Phil joggen? Mein Beileid."
Lucia tauchte auf der Dienstwache hinter Jacky auf und klopfte ihr auf die Schulter. Sie kam öfter nach der Schule zur Wache, um nach ihren Bruder zu sehen und vielleicht sogar noch Essen abzustauben.
Schlagartig drehte sich Jacky um. Auch Phil und Franco guckten sie nur verwirrt an.
„Was habt ihr alle gegen Phil beim Joggen?", fragte Franco lachend.
„Er hat sadistische Adern.", sagte sie ernst, „Glaubt mir, ich dachte auch er ist Arzt, das kann er gar nicht haben. Aber doch er hat sie. Tief in sich drin."
Jacky nickte zustimmend.
Für diese Aussage kassierte sie direkt böse Blicke von ihrem Bruder.
„Ich hab dich auch lieb."
Ging sie um ihn rum und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Aber ich würde allen ein Tipp geben: Niemals mit Doktor Phil Funke joggen gehen. Außer ihr wollt sterben.", sagte sie dramatisch.
„Und wenn ihr doch mal in die Bredouille kommt mit ihm joggen gehen zu müssen, dann gebe ich euch folgende Tipps: Nummero 1: Immer seine Stimme ausschalten. Nummer 2: Immer ein Handy dabei haben, falls ihr zurückfallt. Passiert meist zu 100 %. Regel Nummer 3: Lauft niemals mit ihm irgendwo hin und dann wieder zurück. Immer im Kreis. Weil sonst dreht er euch an die Strecke nochmal zurück zu laufen, obwohl man nicht mehr kann. Ist viel anstrengender als im Kreis. Nummer 4: Niemals die Strecke bis zur Brücke laufen. Einen Kilometer vor der Brücke motiviert er dich schon Die Brücke ist gleich da. Ist sie nicht. Und man stirbt da vor sich hin. Nummer 5: Seit immer auf Kommentare gefasst wie schlecht eure Kondition ist und das ihr schneller laufen sollt. Nummer 6: Seit auf den letzten Kommentar gefasst: Man deine Kondition ist erschreckend schlecht. Kommt wirklich immer. Und die letzte Regel Nummer 7: Geht niemals mit Phil joggen.", zählte sie ernst auf.
Jacky blickte verwirrt, Phil schockiert und Franco belustigt.
„Ohne Witz, das ist einfach alles so passiert."
„Jacky, glaub mir, ich kenne meinen Bruder einfach zu gut."
Franco lachte auf.
„Ey Phil, sie hat dich einfach voll auseinander genommen.", lachte er immer noch.
„Fräulein.", sagte Phil belustigt und lief auf sie zu. Sie rannte los. Lucia rannte Alex in die Arme, der nur verwirrt guckte.
„Du musst mir helfen. Phil ist hinter mir her."
Kurz darauf kam auch schon Phil angerannt.
„Joggen?", fragte er sofort wissend.
„Joggen. Diesmal war Jacky dran."
„Die Arme."

Drei Tage später.
Lucia besuchte, mal wieder, Phil auf der Wache. Er hatte gleich Schluss und sie wollte ihn überraschen. Eigentlich war sie nur zu faul zu laufen, denn heute hatte sie sich entschieden zur Schule zu laufen. Sie wusste, wenn Phil gleich Schluss hatte, könnte er sie mitnehmen und sie spart sich den letzten Kilometer in die WG.
„Hey.", rief sie in den Aufenthaltsraum rein.
Einige hoben kurz ihre Köpfe und begrüßten die sechszehnjährige. Auch Phil sah hoch.
„Luuuccciiiaaa...", fing er an.
„Nein.", sagte sie direkt.
„Du weißt doch gar nicht was ich sagen will."
„Doch, weiß ich. Die Antwort lautet: Nein."
Franco, der neben Phil auf der Couch saß, lächelte. Anscheinend wusste auch er worum es geht.
„Woher?", fragte Phil verwirrt mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Jacky. Sie hat mir geschrieben und schon gefragt. Trotzdem lautet die Antwort: Nein."
„Kann man dich nicht überzeugen?"
„Nein.", schüttelte sie den Kopf.
„War da nicht so ein Coopertest?", fragte Franco belustigt.
Sie zog ihren Mund zusammen.
„Mhhh..."
Auf jeden Fall war da einer. Der Test stand in drei Wochen an und bis dahin sollte sie wieder fitter sein. Eher unwahrscheinlich, aber sollte passieren. Eine vier wäre schon schön. Wenigstens besser als das letzte Mal.
„Kann schoooon möööglich sein. Aber das hat jetzt nichts damit zu tun."
„Denke schon. So könntest du dich vorbereiten.", sagte er achselzuckend.
„Als wenn... ich mich... vorbereiten würde.", lachte sie los.
„Ich glaube nicht. Hauptsache nicht verrecken, ist hier die Devise."
Achselzuckend stand sie vor ihrem Bruder und Franco.
Auf einmal berührte sie jemand an den Schultern.
„Bitte, Lucia."
Jacky. Eindeutig Jacky. Sie war von einem Einsatz gekommen und hatte gerade die Dienstwache betreten.
Sie schüttelte den Kopf.
„Nur über meine Leiche. Ich gehe doch nicht mit Phil joggen."
Sie zeigte einen Vogel.
„Franco kommt auch mit.", sagte Jacky überzeugt.
„Nop. Dann erst recht nicht."
Sie war sich sicher. Sie geht nicht joggen.
„Ich geh wieder mit Flo joggen."
„Mit Flo?", Phil zog die Augenbraue hoch.
„Ja, wir gehen joggen. Wir haben das selbe Tempo. Die selbe Motivation. Wir haben einfach eine passende Chemie."
„Genau."
Nun zeigte Phil einen Vogel.
„Wann seit ihr denn mal joggen gegangen?"
„Naja immer einmal im Jahr. So können wir wenigstens sagen. Wir waren joggen dieses Jahr.", zuckte sie mit den Schultern.
„Nicht dein Ernst."
„Vollkommen. Reicht doch aus."
Franco lachte auf.
„Komm einmal joggen gehen.", flehte Jacky sie an.
Lucia wusste ja wie es sich anfühlt, wenn man die langsamste ist. Beim Turnen ging sie auch immer hinten dran. Meistens einige Meter hinter den Restlichen. Sie war froh, wenn Katja da war, die ebenfalls keine Kondition hatte. Dann rannten sie zusammen hinten. Naja rennen, konnte man es nicht nennen. Eher gehen. Aber es war immerhin besser als alleine hinten laufen zu müssen. Halbes Leid ist geteiltes Leid.
„Ne, wirklich nicht."
Phil bemerkte, dass sie kurz vor dem Einbrechen war.
„Denk an deinem Coopertest. Du willst doch keine schlechte Note.", sagte Jacky überzeugend.
„Woh-", fragte Lucia geschockt.
Es wussten nur die WG-Bewohner von dem Coopertest, denn sie hatte sich lautstark darüber aufgeregt, dass der in drei Wochen ist.
„Phil.", lächelte sie.
„Ich will echt nicht. Ich war das letzte Mal vor einem Jahr joggen mit Flo. Das wird nichts."
„Doch komm schon! Bitte!"
„Wir essen danach auch ein Eis.", sagte Phil verführerisch.
„Okay, ich komm mit. Für das Eis."
„Ehrlich?"
„Ja.", verdrehte sie die Augen.
Jacky fiel ihr um den Hals. Na toll was hatte sie sich da eingebrockt.

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