chapter fourtyfive

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Sage

Das Erste, woran ich denke, als ich aufwache, ist Santiagos tiefe Stimme dicht an meinem Ohr. Das Zweite wiederrum ist das Gefühl ihn vollständig in mir zu spüren, gepaart mit seinem maskulinen Duft, der immer noch an meinem Körper haftet.

Die Gedanken, die darauf folgen, sind alles andere als gut. Nicht, weil mir die letzte Nacht nicht gefallen hätte – ich glaube, ich bin noch nie so oft hintereinander gekommen –, sondern weil ich ihn weder neben mir spüre noch irgendwo im Hotelzimmer höre. Und ohne die Augen zu öffnen, weiß ich haargenau, dass er abgehauen ist. Ob er wohl bis zum Morgengrauen gewartet hat oder direkt, nachdem ich eingenickt bin, verschwunden ist?

So oder so verpasst es meiner Euphorie, die mich noch vor paar Sekunden eingelullt hatte, einen fetten Dämpfer. Aber was habe ich mir auch anderes erhofft? War ich etwa wirklich so dumm und habe gedacht, dass er hierbleiben und mit mir frühstücken würde? Oder wenigstens ein peinlich berührtes Bis später murmeln würde?

Mach dir nichts vor, der Typ ist fünf Jahre älter und könnte jede haben. Wieso sollte er sich mit dir zufrieden geben?

Bei dem Versuch tief durchzuatmen, um meinen wimmernden Atem unter Kontrolle zu bringen, dringt sein körpereigener Geruch in meine Nase und verschlimmert das ganze nur maßgeblich.

Was stimmt nur nicht mit mir? Wieso stört es mich plötzlich so sehr, dass er einfach gegangen ist? Es war doch klar, dass ich lediglich ein Betthäschen für ihn bin, von dem er sich berechtigterweise die ganze Zeit fernhalten wollte. Wieso kann ich es nicht einfach akzeptieren und so tun als wäre nichts gewesen? Wieso muss ich mir in Erinnerung rufen, wie sich seine Lippen auf meiner glühenden Haut angefühlt haben und wie tief er mir in die Augen geguckt hat, als er in mich eingedrungen ist?

Instinktiv kralle ich mir das Kissen neben mir und presse es fest auf mein Gesicht, um so laut wie nur irgend möglich zu kreischen. Gleichzeitig strample ich wild mit den Beinen, sodass die Decke auf den Boden fällt und eine Gänsehaut meinen Körper übersäht – das gleiche geschah, als er mir nach unserer zweiten Runde einen Kuss auf den Haaransatz gehaucht hatte. Da ich viel zu aufgewühlt und befriedigt war, konnte ich daraufhin nur ein leichtes Schmunzeln aufbringen, war allerdings nicht in der Lage weiter darüber nachzudenken, weil mich sein rasender Herzschlag förmlich hypnotisiert hatte. Genau wie er. Er hat mich in seinen Bann gezogen und es kommt mir so vor, als könnte ich mich nicht mehr befreien.

Fuck!

Wieso konnte er mich gestern nicht einfach ins Hotel schicken und zurück zu den Schnöseln gehen? Warum ist er mir überhaupt bis nach draußen gefolgt? Wäre er gleich drinnen geblieben, dann wäre ich nicht vor ihm in Tränen ausgebrochen und hätte ihm nicht von Theodor erzählt. Wir hätten uns einfach weiter verbal fertigmachen können, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Wenn ich ihm jedoch jetzt in die Augen blicke, werde ich daran denken müssen, wie er mich im Arm gehalten hatte. Wie sich sein harter Körper um meinen geschlungen hatte, mir eine Geborgenheit geschenkt hatte, die ich bei niemandem zuvor empfunden habe.

Als ich das Kissen quer durchs Zimmer werfe, beruhigt mich das dumpfe Geräusch nicht im geringsten. Im Gegenteil, es erweckt das Bedürfnis in mir, auf etwas einzuschlagen, bis es kaputtgeht. Bis ich derart erschöpft und aus der Puste bin, dass ich nur an meine schmerzenden Muskeln denken kann.

Ich reibe mir das Gesicht und öffne stückweise die Augen. Der Kronleuchter über meinem Kopf lacht mich förmlich aus, wird sich für immer merken, was letzte Nacht passiert ist. Was wir getan und gesagt haben.

Frustriert setze ich mich auf und werfe splitterfasernackt einen Blick durchs Zimmer. Ich hatte Recht, er ist wirklich verschwunden. Er hat weder seine Klamotten noch eine Nachricht hinterlassen, ganz so als wäre diese Nacht niemals passiert. Will er mir damit vielleicht etwas mitteilen? War das eine indirekte Kündigung?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 18 ⏰

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