chapter seventeen

225 8 0
                                    

Als ich mich räuspere und meinen Blick auf meine Kollegen richte, wird mir klar, dass mich alle angucken. Die heben erstaunt die Brauen an, die anderen schauen mich mit pädophil dreinblickenden Augen an. Pädophil, weil keiner von den hier anwesenden Anzugträgern unter vierzig ist.

„Wir sollten das Gespräch besser auf die nächste Sitzung vertagen", sage ich nach einer Weile und klappe meinen Laptop zu. „Sie haben ja bereits gehört, dass Mr. Cheng bereits auf einige von uns wartet."

„Mr. Cheng kann auch warten", wirft Mr. Schlappschwanz erneut ein und wagt es ernsthaft aufgebracht zu schnauben. „Wir müssen jetzt etwas unternehmen! Es reicht nicht aus, wenn wir uns in zwei Wochen nochmal zusammensetzen und darüber quatschen, weil es dann sehr gut möglich sein könnte, dass uns der Kunde abspringt. Dass er uns nicht für engagiert und kompetent genug hält. Er wird denken, dass wir es nicht ernst meinen und fahrlässig handeln, dabei steht dieser Betrieb für genau das Gegenteil. Deshalb müssen wir hier und jetzt handeln!"

Er haut geräuschvoll auf den Tisch, sodass das massive Glas unter der leichten Wucht vibriert. Zeitgleich lässt er seinen wirren Blick nach Zustimmung suchend durch die Reihen gleiten. Und die bekommt er...

Die alten Kollegen, die ohne Viagra keinen mehr hochkriegen, nicken und murmeln etwas Unverständliches vor sich hin. Allein dafür würde ich mir am liebsten an die Nasenwurzel fasen und alle nach Strich und Faden beleidigen.

Sind die denn komplett bescheuert? Können die nach so vielen Jahren in diesem Unternehmen nicht endlich begreifen, was es heißt seine Mitarbeiter zu manipulieren? Was passieren wird, wenn wir einen derartigen Hehl daraus machen? Haben sie denn nicht aus all den anderen Malen zuvor gelernt, als wir einen Kunden nach dem anderen verloren haben, weil wir zu unkoordiniert an die Sache herangegangen sind?

Denn genau das wird erneut passieren, wenn wir es wieder einmal falsch angehen. Bei so vielen Interessengruppen ist es kaum möglich eine Lösung zu finden, die alle einigermaßen zufriedenstellt, zugleich aber das Unternehmensziel wiederspiegelt.

Ich nehme einen tiefen Atemzug und lehne mich in meinem Sessel gemächlich zurück. „Was schwebt Ihnen denn vor, Mr. Carly?"

„Wir müssen Unicyke aktiv davon überzeugen mit uns zusammenzuarbeiten." Das Grau in seinen Augen nimmt eine erschreckende Ernsthaftigkeit an, die mir ganz und gar nicht gefällt. „Als Bestes eignet sich hierfür ein Besuch vor Ort, so kann man einen bleibenden Eindruck hinterlassen."

Wieso weiß ich jetzt schon, worauf er anspielen wird? Was er als nächstes sagen wird und was er versucht unseren Kollegen so glaubhaft wie möglich zu verkaufen?

Und obwohl ich weiß, was als nächstes kommen wird, stelle ich mich dumm und hebe erstaunt die Brauen. „Sie wollen nach Chicago fliegen? Ich bin zwar überrascht über Ihr Engagement und finde es wirklich toll, dass Sie sich so für uns einsetzen, nur wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass es sonderlich viel bringen wird, wenn der stellvertretende Buchhalter dort aufkreuzt."

„Da haben Sie durchaus Recht, Mr. Rodriguez." Bei seinen nächsten Worten umspielt ein rachsüchtiger Zug sein faltiges Gesicht. „Deshalb wäre es doch das Beste, wenn Sie dahin fliegen. Als stellvertretender Finanzabteilungsleiter und dazu auch noch der Leiter des Aufsichtsrates, hinterlässt man doch einen so viel besseren Eindruck. Außerdem sind Sie doch überragend gut im Überreden, da werden Sie das Unternehmen doch sicherlich auch von diesem Deal überzeugen können."

Hinterhältiger, sarkastischer...

„Sie haben ja sowieso nicht so viel zu tun, da schadet es doch nicht einmal eine andere, verantwortungsbewusstere Aufgabe zu kriegen. Finden Sie nicht auch? Oder fühlen Sie sich nicht bereit dazu?"

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt