chapter twentynine

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Santiago

Ich brauche einen Drink.

Mein Kopf fühlt sich schwer an, genau wie mein Magen. Fliegen ist das schlimmste auf dieser Welt. Es wühlt mich immer dermaßen auf, dass ich den restlichen Tag über nicht mehr ansprechbar bin.

In einem weißen Hemd und einer schwarzen Anzughose gekleidet, marschiere ich zum Aufzug und verfluche Mr. Clark. Für diesen verfickten Trip wird er sowas von leiden. Dabei ist die brünette Praktikantin eigentlich der Grund, wieso ich hier bin. Nur wegen ihr stehe ich mit zappelnden Füßen vor diesen Fahrstuhltüren und verfluche alles und jeden.

Sobald wir vor vier Stunden in diesem Hotel angekommen sind, habe ich mich in meinem Zimmer verkrochen. Ich wollte mich vor der ganzen Welt verstecken, aber am aller meisten vor mir selbst. Die Tatsache, dass ich mich im Flugzeug wortwörtlich an sie geklammert habe, will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ebenso wenig wie ihr Duft und das Gefühl von ihren kleinen Händen auf meinen Schultern und meinem Rücken. Es ist als hätte sie einen Abdruck auf mir hinterlassen und ich hasse es. Ich hasse es abgrundtief.

Dieses verwöhnte Mädchen sollte mir vollkommen egal sein. Es sollte mir am Arsch vorbei gehen, dass sie ihre Wange sanft an mein Schlüsselbein gedrückt hat und hin und wieder ein leises Seufzen von sich gegeben hat. Es sollte mir auch egal sein, dass sich ihr Oberschenkel zwischen meinen Beinen viel erotischer angefühlt hat als sonst eine Frau, die mir einen geblasen hat.

Die Türen gleiten auf und ich blicke automatisch auf mein Spiegelbild. Der dunkelhaarige Wixer starrt mich an, als würde er um eine Tracht Prügel betteln.

Ich betrete den geräumigen Aufzug und drücke auf die Ebene mit der hausinternen Bar. Angeblich ist sie einer der besten weit und breit. Mal schauen, ob sie auch mich überzeugen kann.

Seit ich weiß, wie guter Alkohol schmeckt, bin ich ziemlich wählerisch. Oftmals nehme ich lieber einen trockenen Wein oder einen herben Scotch statt mir wie damals sinnlos die Kante zu geben. Ich sehe einfach keinen Sinn mehr darin sich ins Koma zu saufen, schließlich kriegt man in diesem Zustand nicht einmal einen hoch. Und es ist nicht sonderlich attraktiv während einem Blowjob einzuschlafen. Da spreche ich leider aus Erfahrung.

Apropos hochkriegen, sollte ich mir heute jemanden suchen um das Boxspringbett ausprobieren? Die feine Dame mit dem vorlauten Mundwerk ist ja förmlich zur Rezeption gesprintet, um sich ein eigenes Hotelzimmer zu besorgen. Als ob irgendwas passiert wäre. Ich hätte sie nicht einmal mit einem meterlangen Stab berührt.

Und deshalb hast du sie dir vorgestellt, während du eine andere gevögelt hast?

Ich ignoriere die besserwisserische Stimme in meinem Hinterkopf, genau wie die scharfe Praktikantin und betrete die riesige Lobby. Mein Blick fällt auf die riesigen von der Decke hängenden Kronleuchter. Sie geben dem Hotel etwas noch luxuriöseres, dabei befinden wir uns schon im teuersten ganz Chicagos.

Abgesehen von dem übermäßigen Luxus wäre das das Paradies für Ryan. Er würde jedes Gemälde, die scharenweise an den hohen Wänden hängen, einzeln begutachten und alles in sich aufsaugen, nur um es irgendwann auf seine eigene Art und Weise aufs Papier zu bringen. Sein Talent fürs Zeichnen ist fast so groß wie das fürs Schreiben und das hat was zu bedeuten. Mein Bruder hat alle künstlerischen Gene in der Familie geerbt, während ich lediglich mit Zahlen gut klarkomme.

Wir beide könnten nicht unterschiedlicher sein. Ich bin schon immer ein Ass in Mathe und Wirtschaft gewesen, habe ein ausgeprägtes Organisationstalent gehabt, während er Mutters Liebling war. Was immer er getan hat, sie hat zu ihm gehalten. Wenn er sturzbetrunken um vier Uhr morgens nach Hause gekommen ist, in irgendwelche Schlägereien verwickelt war oder zum ersten Mal mit Drogen gedealt hat. Sie hat immer zu ihm gehalten.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt