chapter thirtythree

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Sage

Lass mich raten, du hast dir gestern die Kante gegeben?

Lus Nachricht ist das erste, was mir ins Gesicht schießt, als ich mein Handy einschalte. Die unzähligen anderen Nachrichten meiner restlichen Freundinnen ignoriere ich wie immer, denn sie haben nicht annähernd denselben Stellenwert wie meine Cousine. Niemand hat einen derart hohen Stellenwert in meinem Leben.

So wie es scheint, hat sie meinen Post gesehen und hat eins und eins zusammengezählt. Sie kennt mich besser als sonst wer, weshalb sie auch sofort wusste, dass es nicht nur bei diesem einen Drink geblieben ist.

Als mir die Erinnerungen der letzten Nacht durch den Kopf strömen, vergrabe ich mein Gesicht in dem weichen Kissen. Was habe ich bloß getan? Wieso in Gottesnamen habe ich mich so an diesen Arsch rangeschmissen?

Zwar hat es ihm gefallen und er hat sichtlich mit dem Gedanken gespielt, mit in mein Zimmer zu verschwinden, nur hat er diesen Fehler nicht begangen. Zum Glück. Ich wüsste nicht, wie ich ihm in die Augen blicken könnte, wenn ich ihn nackt gesehen hätte – oder er in mir gewesen wäre.

Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist gar nichts passiert. Wir haben uns nicht einmal geküsst. Ich habe ihn lediglich umarmt, seine starken Arme um meinen Körper gespürt und mir gewünscht, diesen Moment für immer anhalten zu können. Ich habe mir vorgestellt, wie er mir mit seinen großen Händen das dünne Kleid vom Leib reißt und mir die Seele aus dem Leib vögelt. Aber es ist nichts passiert.

Langsam drehe ich mich um und blinzle zur Decke hinauf. Stückweise wird der glamouröse Kronleuchter über mir immer schärfer und erinnert mich daran, wo ich mich gerade befinde. Dass ich verdammt nochmal einen Job zu erledigen habe.

Ich bin nicht hergekommen, um mich zu vergnügen oder um Trübsal zu blasen, weil ich einmal meinen Plan außer Augen verloren habe. Ich bin hier, um Peter, Mr. Rodriguez und diese Firma in den Ruin zu stürzen und mir das zu holen, was mir gehört. Nicht mehr und nicht weniger.

Nach mehreren tiefen Atemzügen antworte Lucrecia kurz angebunden, lasse dabei allerdings die brisanten Details aus. Es würde sie nur unnötig neugierig stimmen und so wie ich sie kenne, wird sie mich ungeduldig mit Nachrichten bombardieren, was weder ich noch sie gebrauchen kann. Sobald ich Zuhause ankomme, erzähle ich ihr alles. So wie auch sonst immer.

Stöhnend kämpfe ich mich aus dem kuscheligen Doppelbett. Mit schweren Gliedern schlurfe ich in die Dusche und bringe mein Äußeres in Ordnung. Meine Haare föhne ich wieder glatt und lasse sie sanft über meine Schultern fallen. Auch wenn ich sie am liebsten aus meinem Gesicht haben würde, muss ich meine Augenringe irgendwie kaschieren.

Während ich ein dezentes Make-up auftrage, werfe ich eine Aspirin ein und verfluche mich selbst. Wie kann man nur so dumm sein und sich bei einer Geschäftsreise die Kante geben? Ich hätte glatt den gesamten Plan über Bord geworfen und wofür? Damit ich „meinem Boss" eins auswischen kann? Damit ich ihm zeigen kann, wie unabhängig und erwachsen ich bin?

Kein sonderlich reifes Verhalten.

Was er sich wohl dabei gedacht hat? Hat er sich schon überlegt, wie er die Kündigung verfassen möchte? Oder hat er sich eher ausgemalt wie es ist, mit mir im Bett zu landen?

Ich bin kurz davor mir die Haare zu raufen, so frustriert bin ich. Doch ich kann mich gerade noch so beherrschen und zurück ins Schlafzimmer gehen, um mir ein elegantes Outfit rauszusuchen.

Allmählich reicht es. Ich muss akzeptieren, dass der gestrige Abend von Alkohol geleitet war. Wir sind nicht übereinander hergefallen, wir haben uns nicht die Zungen in den Hals gesteckt und wir sind völlig bekleidet geblieben – wenn man die Tatsache ignoriert, dass er den Träger meines Kleides absichtlich runtergezogen hat.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt