Am liebsten würde ich ihr gesamtes Gesicht in die Couch drücken, nur glaube ich, dass sie irgendwann wirklich keine Luft mehr kriegen würde. Deshalb löse ich meinen Blick von ihren vollen Lippen und ihren aufgeklebten Wimpern und gucke auf ihren aufgerichteten Hintern. Dummerweise macht er es nicht sonderlich besser, da mir nur noch mehr bewusst wird, dass eine gewisse andere Frau einen durch und durch natürlichen Hintern hat. Kein Silikon, kein Botox.
Dass ich lieber eine andere Frau unter mir liegen haben würde.
„Fuck!", brülle ich und verziehe das Gesicht. Meine Hüfte rammt so schnell und hektisch gegen sie, dass das klatschende Geräusch den gesamten Raum erfüllt. Gegen die beigen Wände prallt und mich dummerweise auch noch anspornt.
„Ja, ja. Ich komme gleich!"
Meine Augen schließen sich und wie automatisch ploppt das Bild einer jungen Praktikantin vor mir auf. Meiner jungen Praktikantin. Ihre blauen Augen blicken zu mir hoch, während sie auf ihren Knien hockend meinen Schwanz in den Mund nimmt. Ihr feuchter Mund umschließt mein pochendes Fleisch, als wäre es nur für sie gemacht.
Meine linke Hand umfängt die Hüfte der Fremden – in meiner Vorstellung ist es Sages Hinterkopf – fester und meine Wirbelsäule fängt an zu prickeln. Es ist glatt zu viel, Schweiß schießt aus all meinen Poren, mein Atem geht immer abgehackter und meine Sinne lassen langsam nach.
„Fick mich. Fick mich härter!"
Auch wenn ich diese Worte noch nie aus dem vollen Mund von Miss Harrington gehört habe, ist es als hätte sie sie mir entgegen gerufen. Und auch wenn sie nicht unter mir liegt, ist es als würde ich in ihr kommen, mich zuckend und keuchend in dem Kondom entladen.
Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob die Frau gekommen ist, jedenfalls lasse ich mich plump auf sie fallen. Sie schreit erschrocken auf, bis sie laut zu stöhnen beginnt.
Ich blende sie völlig aus, versuche vergeblich zu Atem zu kommen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr löst sich der Nebel in meinem Kopf auf und ich realisiere, was ich gerade gemacht habe. Mein gesamter Körper spannt sich an, meine Augen öffnen sich automatisch.
Während ich auf meinen dunkel grauen Teppich blicke, wird mir bewusst, dass ich gerade ein Groupie gevögelt habe und dabei an meine Praktikantin gedacht habe. An eine einundzwanzig Jährige Frau, mit dem frechsten Mundwerk, das ich je kennengelernt habe. An eine verwöhnte kleine Göre mit dem schärfsten Körper aller Zeiten.
„Das war der beste Sex meines Lebens", surrt die weibliche Stimme nach einer Weile und versucht sich unter meinem Gewicht zu winden. Als mir das bewusst wird – dass ich immer noch auf dieser Frau liege –, springe ich schnell auf.
Ihr befriedigtes Gesicht lächelt zu mir auf, macht mir nur noch mehr bewusst, was ich gerade gemacht habe.
„Du solltest jetzt besser gehen."
Sie sieht mich mit großen Augen an, kann nicht begreifen woher der Sinneswandel kommt. Vermutlich hat sie damit gerechnet, dass wir die ganze Nacht miteinander verbringen und dass es nicht nur nach einer Runde vorbei ist, doch nach dieser verdammten Aktion kann ich weder ihr noch mir sowas antun.
„Ich muss morgen früh in die Arbeit."
„Du kannst auch krankmachen", entgegnet sie und gibt der Stimmung den letzten Kick. Ich würde niemals krankmachen. Das ist das Letzte, meiner Meinung nach. Wenn es dir nicht gut geht, dann bleib Zuhause, aber wenn du körperlich und mental in der Lage bist, dann gehst du verdammt nochmal auf die Arbeit!
„Nein, kann ich nicht. Deshalb solltest du jetzt wirklich gehen."
Ich löse das Kondom und schmeiße es in den Mülleimer, der gleich neben der Couch steht. Gleich darauf erhebe ich mich und gehe zu meinen Boxershorts, die die Schwarzhaarige auf die andere Seite des Raums geworfen hat. Keine Ahnung, was sie damit bezwecken wollte.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?", fragt sie ungläubig und setzt sich splitterfasernackt auf. „Du wirfst mich doch jetzt nicht ernsthaft raus?"
Während ich mich anziehe, werfe ich einen letzten Blick auf sie. Sie hat kein Gramm Fett an ihrem Körper, hat sich so oft operiert, dass es mehr als künstlich aussieht. Wieso ich noch mit ihr in die Kiste springen wollte, begreife ich inzwischen auch nicht mehr.
„Nenn es wie du es willst, jedenfalls solltest du langsam verschwinden."
„Du bist so ein Arschloch!", wirft sie mir an den Kopf und steht eingeschnappt auf. Sie zieht sich ihren Tanga wieder hoch, greift nach ihrem hautengen Kleid, welches auf dem Boden lag und schnieft einmal. Wahrscheinlich weint sie noch nicht einmal, sondern will nur, dass ich sie aufhalte. Dass ich sie zu mir ziehe und in die Arme nehme, dass ich mich auf einmal als ein guter Kerl entpuppe. Nur bin ich alles andere als gut. Ich bin abgefuckt und das genaue Gegenteil von gut.
„Beim nächsten Mal solltest du dir vielleicht eine suchen, die mit deinen Stimmungsschwankungen zurechtkommt."
Sobald sie diesen dummen Satz ausspricht, lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Wand und verdrehe die Augen. Warum müssen Frauen immer so sein? Können sie es einfach nicht hinnehmen, dass sie oftmals nur gut genug sind um als Sexpartnerinnen zu agieren? Es dreht sich nicht immer alles um Liebe und um langfristige ernstzunehmende Beziehungen.
Ich verschränke die Arme vor der nackten Brust und sehe gelangweilt zu ihr rüber. „Das sind keine Stimmungsschwankungen, das nennt man Orgasmus. Denn ich habe dir gesagt, dass du nachdem ich gekommen bin, wieder verschwinden kannst."
Natürlich will ich mein scheiß Verhalten nicht gut reden und verharmlosen, es ist ein mieser Move von mir, aber ich habe sie gewarnt. Und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich auch jegliche Empathie für solche Frauen verloren. Sie wusste worauf sie sich einlässt und das war sicherlich nicht ihr erster One-Night-Stand.
„Fick dich, Santiago. Fick dich einfach."
Mit diesen Worten zieht sie sich ihr Kleid über und marschiert barfuß aus dem Zimmer. Zwanzig Sekunden später höre ich, wie die Haustür laut zu kracht und ohrenbetäubende Stille eintritt. Mein gesamtes Penthouse wird auf einmal so ruhig, dass ich mir einbilde mein Blut durch meine Adern fließen zu hören.
Obwohl ich ein erwachsener Mann bin und schon seit Jahren alleine wohne, ist es trotzdem manchmal ungewohnt und unangenehm alleine zu sein. Diese Ruhe zu verspüren, niemanden bei sich zu haben, den man nerven oder dem man von seinem Tag erzählen kann. Nicht, dass ich eine Beziehung haben möchte, das ist das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann. Es ist nur so, dass ich nie allein war.
Ich bin mit vier Geschwistern aufgewachsen, einer lauter als der andere. Es war nie ruhig bei uns, wir hatten immer volles Haus, immer irgendwas zu erzählen. Die einzigen Momente, in denen es mucksmäuschenstill im Haus war, war, wenn jemand gestorben ist oder unser Vater zur Sprache kam. Alle sind wie auf Knopfdruck verstummt und haben auf den Boden gestarrt. Niemand wollte oder konnte etwas sagen, denn der Schmerz saß zu tief.
Und obwohl inzwischen vierzehn Jahre vergangen sind, sitzt der Schmerz immer noch sehr tief. Bei manchen tiefer, bei manchen wiederum nicht, trotzdem lässt es niemanden von uns los. Niemand konnte vollständig damit abschließen und daran wird sich in den nächsten vierzehn Jahren auch nichts ändern.
Mit zusammengebissenen Zähnen setze ich mich in Bewegung und laufe schnurstracks in die Küche. Ich öffne den Kühlschrank, hole mir ein eiskaltes Bier heraus und exe es bis zur Hälfte aus. Als ich es auf die Tischplatte meiner Kücheninsel haue, rülpse ich lauthals.
Normalerweise würde mich jetzt eine meiner beiden Schwestern rügen, meine Mutter würde mir auf den Oberarm hauen und mich mit einem strafenden Blick betrachten. Doch niemand von ihnen ist hier, was eigentlich auch gut ist, da ich ein erwachsener und unabhängiger Mann bin.
Nichtsdestotrotz fühle ich mich in solchen Momenten so unnormal allein.
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daddys princess
ChickLitEigentlich gibt es einen ganz einfachen Plan. Sage fängt ein Praktikum an, welches ihr Vater ihr besorgt hat, findet schmutzige Geheimnisse über Peter Woods heraus und kann endlich ihren lang verschollenen großen Bruder in die Arme schließen. Nicht...