chapter twentyone

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Am liebsten würde ich ihr gesamtes  Gesicht in die Couch drücken, nur glaube ich, dass sie irgendwann  wirklich keine Luft mehr kriegen würde. Deshalb löse ich meinen Blick  von ihren vollen Lippen und ihren aufgeklebten Wimpern und gucke auf  ihren aufgerichteten Hintern. Dummerweise macht er es nicht sonderlich  besser, da mir nur noch mehr bewusst wird, dass eine gewisse andere Frau  einen durch und durch natürlichen Hintern hat. Kein Silikon, kein  Botox.

Dass ich lieber eine andere Frau unter mir liegen haben würde.

„Fuck!",  brülle ich und verziehe das Gesicht. Meine Hüfte rammt so schnell und  hektisch gegen sie, dass das klatschende Geräusch den gesamten Raum  erfüllt. Gegen die beigen Wände prallt und mich dummerweise auch noch  anspornt.

„Ja, ja. Ich komme gleich!"

Meine Augen schließen sich und wie automatisch ploppt das Bild einer jungen Praktikantin vor mir auf. Meiner  jungen Praktikantin. Ihre blauen Augen blicken zu mir hoch, während sie  auf ihren Knien hockend meinen Schwanz in den Mund nimmt. Ihr feuchter  Mund umschließt mein pochendes Fleisch, als wäre es nur für sie gemacht. 

Meine linke Hand umfängt die Hüfte  der Fremden – in meiner Vorstellung ist es Sages Hinterkopf – fester und  meine Wirbelsäule fängt an zu prickeln. Es ist glatt zu viel, Schweiß  schießt aus all meinen Poren, mein Atem geht immer abgehackter und meine  Sinne lassen langsam nach.

„Fick mich. Fick mich härter!"

Auch wenn ich diese Worte noch nie aus dem vollen Mund von Miss Harrington gehört habe, ist es als hätte sie  sie mir entgegen gerufen. Und auch wenn sie nicht unter mir liegt, ist  es als würde ich in ihr kommen, mich zuckend und keuchend in dem Kondom  entladen.

Um ehrlich zu sein, habe  ich keine Ahnung, ob die Frau gekommen ist, jedenfalls lasse ich mich  plump auf sie fallen. Sie schreit erschrocken auf, bis sie laut zu  stöhnen beginnt.

Ich blende sie völlig  aus, versuche vergeblich zu Atem zu kommen. Doch je mehr Zeit vergeht,  desto mehr löst sich der Nebel in meinem Kopf auf und ich realisiere,  was ich gerade gemacht habe. Mein gesamter Körper spannt sich an, meine  Augen öffnen sich automatisch.

Während  ich auf meinen dunkel grauen Teppich blicke, wird mir bewusst, dass ich  gerade ein Groupie gevögelt habe und dabei an meine Praktikantin  gedacht habe. An eine einundzwanzig Jährige Frau, mit dem frechsten  Mundwerk, das ich je kennengelernt habe. An eine verwöhnte kleine Göre  mit dem schärfsten Körper aller Zeiten.

„Das  war der beste Sex meines Lebens", surrt die weibliche Stimme nach einer  Weile und versucht sich unter meinem Gewicht zu winden. Als mir das  bewusst wird – dass ich immer noch auf dieser Frau liege –, springe ich  schnell auf.

Ihr befriedigtes Gesicht lächelt zu mir auf, macht mir nur noch mehr bewusst, was ich gerade gemacht habe.

„Du solltest jetzt besser gehen."

Sie  sieht mich mit großen Augen an, kann nicht begreifen woher der  Sinneswandel kommt. Vermutlich hat sie damit gerechnet, dass wir die  ganze Nacht miteinander verbringen und dass es nicht nur nach einer  Runde vorbei ist, doch nach dieser verdammten Aktion kann ich weder ihr  noch mir sowas antun.

„Ich muss morgen früh in die Arbeit."

„Du  kannst auch krankmachen", entgegnet sie und gibt der Stimmung den  letzten Kick. Ich würde niemals krankmachen. Das ist das Letzte, meiner  Meinung nach. Wenn es dir nicht gut geht, dann bleib Zuhause, aber wenn  du körperlich und mental in der Lage bist, dann gehst du verdammt  nochmal auf die Arbeit!

„Nein, kann ich nicht. Deshalb solltest du jetzt wirklich gehen."

Ich  löse das Kondom und schmeiße es in den Mülleimer, der gleich neben der  Couch steht. Gleich darauf erhebe ich mich und gehe zu meinen  Boxershorts, die die Schwarzhaarige auf die andere Seite des Raums  geworfen hat. Keine Ahnung, was sie damit bezwecken wollte.

„Das  ist nicht dein Ernst, oder?", fragt sie ungläubig und setzt sich  splitterfasernackt auf. „Du wirfst mich doch jetzt nicht ernsthaft  raus?"

Während ich mich anziehe, werfe  ich einen letzten Blick auf sie. Sie hat kein Gramm Fett an ihrem  Körper, hat sich so oft operiert, dass es mehr als künstlich aussieht.  Wieso ich noch mit ihr in die Kiste springen wollte, begreife ich  inzwischen auch nicht mehr.

„Nenn es wie du es willst, jedenfalls solltest du langsam verschwinden."

„Du  bist so ein Arschloch!", wirft sie mir an den Kopf und steht  eingeschnappt auf. Sie zieht sich ihren Tanga wieder hoch, greift nach  ihrem hautengen Kleid, welches auf dem Boden lag und schnieft einmal.  Wahrscheinlich weint sie noch nicht einmal, sondern will nur, dass ich  sie aufhalte. Dass ich sie zu mir ziehe und in die Arme nehme, dass ich  mich auf einmal als ein guter Kerl entpuppe. Nur bin ich alles andere  als gut. Ich bin abgefuckt und das genaue Gegenteil von gut.

„Beim nächsten Mal solltest du dir vielleicht eine suchen, die mit deinen Stimmungsschwankungen zurechtkommt."

Sobald  sie diesen dummen Satz ausspricht, lehne ich mich mit dem Rücken gegen  die Wand und verdrehe die Augen. Warum müssen Frauen immer so sein?  Können sie es einfach nicht hinnehmen, dass sie oftmals nur gut genug  sind um als Sexpartnerinnen zu agieren? Es dreht sich nicht immer alles  um Liebe und um langfristige ernstzunehmende Beziehungen.

Ich  verschränke die Arme vor der nackten Brust und sehe gelangweilt zu ihr  rüber. „Das sind keine Stimmungsschwankungen, das nennt man Orgasmus.  Denn ich habe dir gesagt, dass du nachdem ich gekommen bin, wieder  verschwinden kannst."

Natürlich will  ich mein scheiß Verhalten nicht gut reden und verharmlosen, es ist ein  mieser Move von mir, aber ich habe sie gewarnt. Und wenn ich ehrlich  bin, dann habe ich auch jegliche Empathie für solche Frauen verloren.  Sie wusste worauf sie sich einlässt und das war sicherlich nicht ihr  erster One-Night-Stand.

„Fick dich, Santiago. Fick dich einfach."

Mit  diesen Worten zieht sie sich ihr Kleid über und marschiert barfuß aus  dem Zimmer. Zwanzig Sekunden später höre ich, wie die Haustür laut zu  kracht und ohrenbetäubende Stille eintritt. Mein gesamtes Penthouse wird  auf einmal so ruhig, dass ich mir einbilde mein Blut durch meine Adern  fließen zu hören.

Obwohl ich ein  erwachsener Mann bin und schon seit Jahren alleine wohne, ist es  trotzdem manchmal ungewohnt und unangenehm alleine zu sein. Diese Ruhe  zu verspüren, niemanden bei sich zu haben, den man nerven oder dem man  von seinem Tag erzählen kann. Nicht, dass ich eine Beziehung haben  möchte, das ist das letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann. Es ist  nur so, dass ich nie allein war.

Ich  bin mit vier Geschwistern aufgewachsen, einer lauter als der andere. Es  war nie ruhig bei uns, wir hatten immer volles Haus, immer irgendwas zu  erzählen. Die einzigen Momente, in denen es mucksmäuschenstill im Haus  war, war, wenn jemand gestorben ist oder unser Vater zur Sprache kam.  Alle sind wie auf Knopfdruck verstummt und haben auf den Boden gestarrt.  Niemand wollte oder konnte etwas sagen, denn der Schmerz saß zu tief.

Und  obwohl inzwischen vierzehn Jahre vergangen sind, sitzt der Schmerz  immer noch sehr tief. Bei manchen tiefer, bei manchen wiederum nicht,  trotzdem lässt es niemanden von uns los. Niemand konnte vollständig  damit abschließen und daran wird sich in den nächsten vierzehn Jahren  auch nichts ändern.

Mit  zusammengebissenen Zähnen setze ich mich in Bewegung und laufe  schnurstracks in die Küche. Ich öffne den Kühlschrank, hole mir ein  eiskaltes Bier heraus und exe es bis zur Hälfte aus. Als ich es auf die  Tischplatte meiner Kücheninsel haue, rülpse ich lauthals.

Normalerweise  würde mich jetzt eine meiner beiden Schwestern rügen, meine Mutter  würde mir auf den Oberarm hauen und mich mit einem strafenden Blick  betrachten. Doch niemand von ihnen ist hier, was eigentlich auch gut  ist, da ich ein erwachsener und unabhängiger Mann bin.

Nichtsdestotrotz fühle ich mich in solchen Momenten so unnormal allein.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt