chapter twentythree

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Sage

„Ein Geschäftsreise? Das ist doch perfekt! Besser hätte es nicht kommen können!", meint er und mit einem Mal verschwindet der ernste Zug um seine ansonst so kalten grauen Augen. Sie fangen gefährlich an zu glänzen und bereiten mir ein ungutes Gefühl im Magen.

„Ich weiß nicht", murmle ich und kaue auf meiner Unterlippe herum. Vielleicht hätte ich ihm davon nichts erzählen sollen, jetzt erwartet er nämlich, dass ich nach dieser Woche mit Informationen zurückkomme. Dass ich viel früher an unser Ziel gelange und endlich seinen Erzfeind erledige – nein, ich besorge ihm nur den Stoff, um ihn endgültig zu besiegen.

„Wieso? Das ist genau richtig. Ihr verbringt die ganze Zeit miteinander. Du begleitest ihn zu Meetings, rennst ihm hinterher und erfüllst ihm jeden irrsinnigen Wunsch. Du bist quasi seine Dienerin, die ihm wenig später ein Messer in den Rücken rammen wird."

Um ehrlich zu sein, macht mir die Euphorie, mit der er all das ausspricht, ein wenig Angst. Er ist von der Idee derart überzeugt und begeistert, dass er gar nicht darüber nachdenkt, was das für mich zu bedeuten hat. Es ist ihm scheinbar vollkommen egal, dass ich mich davor sträube und wirklich keine Lust habe mit Mr. Arschloch eine Woche lang zusammen zu sein. Ihm auf Schritt und Tritt zu folgen und jeden seiner verletzenden Kommentare angeblich an mir ab prasseln zu lassen.

Er legt sein Besteck ordentlich auf den Tisch ab und lehnt sich ein Stück weit nach vorne. Sein schwarzer Anzug, den er selbst Zuhause nie ablegt, unterstreicht seine Kälte und seine Professionalität.

Wobei diese Aktion hier alles andere als professionell ist.

„Sage, das ist die beste Chance, die du überhaupt kriegen kannst. Du hast die Möglichkeit diesem Typen alles aus der Nase zu ziehen und ihn bei seinem illegalen Treiben auf frischer Tat zu ertappen. Besser kann es doch nicht kommen!"

„Ich weiß nicht, ich fühle mich trotzdem nicht so wohl dabei."

Sein übliches Stirnrunzeln, wenn ich versuche mich ihm zu offenbaren, entlockt mir glatt ein frustriertes Seufzen. Kann er denn nicht einfach verstehen, dass ich Gefühle habe? Dass ich nicht genau wie er ein herzloses Monster bin? Oder dass ich im Gegensatz zu ihm Schuldgefühle und Reue empfinde? Dass ich Peter nicht einfach so hintergehen kann?

Selbst wenn ich ihn kaum kenne, hat er doch hin und wieder eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Beispielsweise hat er mich auf einige von seinen Ausflügen mitgenommen, die er mit seinen beiden Töchtern gemacht hat. Mit sieben Jahren haben sie mich zum ersten Mal mit nach Aspen genommen, haben mir einen unvergesslichen Urlaub voll mit Liebe und Spaß geschenkt.

In diesen zwei Wochen habe ich zum ersten Mal gesehen, wie es aussieht, wenn sich zwei Menschen innig lieben. Wenn sie nicht aufgrund von Geld, Ansehen oder familiären Vorteilen zusammengekommen sind. Auch Rose und Maddy haben mir gezeigt, was es heißt jemanden aus tiefstem Herzen zu lieben. Denn die beiden vertrauen einander auf einer ganz anderen Ebene, gönnen einander einfach alles Glück der Welt. Sie sind so liebevoll zueinander, dass es mir jedes Mal aufs Neue einen schmerzhaften Stich verpasst hat.

Wenn ich so zurückblicke, dann frage ich mich, wieso sie mich überhaupt mitgenommen haben. Wieso sie ein anderes Kind mit in ihre Urlaube genommen haben und private Stunden mit ihm verbracht haben.

Die Wood Familie hat mich ohne zu Zögern in ihren Kreis aufgenommen, mir Momente für die Ewigkeit geschenkt. Sie sind so herzlich und umsichtig, dass es tatsächlich Schuldgefühle in mir aufflammen lässt, auch nur über unseren Plan nachzudenken. Peter ist alles andere als ein Monster oder jemand, der es verdient hat derart dreist hintergangen zu werden. Er ist ein guter Mensch, mit einem riesigen Herzen und einer tragischen Vergangenheit. Er hat all das nicht verdient.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt