chapter two

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Sage in der Gegenwart

„Und für die nächsten fünf Monate wird das Ihr neues Büro sein", beendet die Rothaarige ihre Führung und öffnet die Tür zu einem geräumigen Zimmer. „Sie können es nach Lust und Laune dekorieren, solange keine pornographischen oder rassenfeindlichen Dinge enthalten sind."

Schade, ich wollte schon ein Bild einer nackten Frau an die Wand hängen. Mit Sicherheit hätte ich dadurch einen Haufen neuer Freunde. Männlicher Freunde, versteht sich.

„Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, ich hatte nichts der Gleichen vor", beruhige ich sie und betrete den Raum. Anders als erwartet, sind hier keine glamourösen Kronleuchter oder eine in Diamanten gehaltene Einrichtung, sondern lediglich ein hoher Schrank, ein eher kleiner Schreibtisch und ein unspektakulärer Drehstuhl. Alles in schwarz und weiß gehalten. Kein Gold, kein Silber und auch kein Platin. Ich glaube es könnte mir hier richtig gut gefallen.

„Gut, denn Sie sind nicht die einzige, die Zugang zu diesem Büro hat", erzählt sie auf dem Weg zu meinem neuen Schreibtisch. Ihre knallroten High-Heels klackern über das schwarze Parkett, unterstreichen ihren selbstbewussten Gang. „Mr. Wood, der Hausmeister und selbstverständlich die Putzkolone, besitzen einen eigenen Schlüssel."

Es wäre schon eigenartig, wenn sie einer wildfremden Praktikantin derart blind vertrauen würden. Schließlich kennt mich hier keiner und weiß auch nicht wie ich ticke. Um genau zu sein, weiß niemand, wie ich in Wirklichkeit ticke.

„Gut zu wissen", murmle ich und beobachte, wie sie sich in einer eleganten Bewegung hinabbeugt. Wahrscheinlich will sie bloß den PC einschalten, bemerkt dabei nur nicht, dass ihre rote Bluse nach unten rutscht. Ihre vollen Brüste bieten einen verlockenden Anblick, dem ich vermutlich sofort verfallen würde, wäre ich ein Mann.

Da ich mich mit einem Mal unbehaglich fühle, schaue ich auf die kahle Wand und streiche mir eine glatte Haarsträhne hinters Ohr. „Werde ich Mr. Wood eigentlich irgendwann zu Gesicht bekommen?"

„Das glaube ich eher nicht. Mr. Wood ist ein schwerbeschäftigter Mann und steckt ständig in irgendwelchen Meetings. Meist verbringt er mehrere Stunden am Stück in seinem Büro, ohne auch nur an eine Pause zu denken."

Ihre langen Nägel rasen in einem beeindruckendem Tempo über die Tastatur, zertrümmern das Ding fast. Wie viel muss die arme Frau am Tag tippen, um so flink zu sein?

Bevor ich in der Lage bin etwas zu erwidern, ertönt eine völlig fremde Stimme hinter mir. „Vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass er, ohne zu zögern, nichtsnutzige Mitarbeiter feuert."

Erschrocken drehe ich mich um und entdecke einen Mann, der mit verschränkten Armen im Türrahmen steht. Er sieht mir direkt ins Gesicht, meint mit seinem provokanten Kommentar ohne jeglichen Zweifel mich.

„Guten Morgen", begrüßt ihn die Sekretärin höflich, allerdings schenkt er ihr keine Aufmerksamkeit. Mit einem eisigen Ausdruck in den blauen Augen, taxiert er mich, ganz so als wolle er mich einschüchtern. Als wolle er, dass ich augenblicklich meinen Job aufgebe und davonrenne. Das kann er sich aber gleich abschminken.

„Dann kann ich ja von Glück sprechen, dass ich bloß eine Praktikantin bin", entgegne ich und hebe das Kinn leicht an. Sein finsterer Blick versucht mich weiterhin zu durchbohren, schafft es aber nicht einmal durch die erste Schicht meines Selbstvertrauens.

In meinem jungen Leben musste ich schon oft gehässigen Menschen ausgesetzt sein, weshalb er mich vollkommen kaltlässt. Ich hebe die Hand und setze ein professionelles Lächeln auf. „Ich bin Sage Harrington und..."

„Ich weiß, wer Sie sind", unterbricht er mich und blinzelt einmal. „Sie sind die Tochter von William Harrington, der Inhaber von Harrington Atlantics. Ein Mann, der die Firma seines wohlhabenden Vaters geerbt und sein Vermögen letztlich verzehnfacht hat."

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt