chapter fourty

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Diesmal ist meine Stimme um einiges leiser und brüchiger, nagt kratzend an meinen Stimmbändern. „Ich bin es satt ständig eine Rolle zu spielen. Ich will nicht mehr wie eine billige Tussi behandelt werden, weil ich doch so viel mehr zu bieten habe. Ich kann mehr als nur die hübsche Verlobte spielen, mehr als mit jemandem zusammen zu sein, ohne auch nur ein Fünkchen Liebe zu empfinden. Wieso kann ich nicht endlich Entscheidungen für mich selbst treffen? Habe ich es denn nicht verdient, wenigstens einen kleinen Teil in meinem Leben selbst zu bestimmen, wenn ich schon nicht bei meiner Zukunft mitreden darf?"

Seine blauen Augen sehen in dem Mondlicht so mystisch und dunkel aus, dass ich mich eigentlich fürchten müsste. Ich müsste Angst kriegen, erst recht, wenn man bedenkt, dass wir uns allein in dem abgeschotteten Garten befinden. Stattdessen kommt es mir so vor, als würden sie ehrliches Mitgefühl ausstrahlen, als würde er mich verstehen.

Meine Arme sacken in sich zusammen und ein weiterer Schluchzer dringt aus meiner Kehle. Zeitgleich verschwimmt meine Sicht und meine Nasenflügel weiten sich, sodass ich mir schnell die Hand vor den Mund schlage.

Ich darf nicht weinen. Nicht vor ihm und nicht in diesem Moment. Und obwohl ich das haargenau weiß, kann ich nichts dagegen tun, dass eine Träne nach der anderen über meine Wangen kullert.

Bevor ich dazu komme mich auf den harten Boden fallen zu lassen, spüre ich auf einmal starke Arme, die sich um mich schlingen. Sie drücken mich an einen großen Körper, der mich zu erdrücken scheint und mir im selben Augenblick ein unbeschreiblich sicheres Gefühl gibt.

Zitternd vergrabe ich mein Gesicht in seinem Hemd und kralle meine Finger in sein Sako, was ihn offenbar nicht zu stören scheint, weil er eine seiner mächtigen Hände auf meinem Hinterkopf platziert. Er hält mich fest, während ich mich wortwörtlich in seinen Armen ausheule.

„I-Ich kann das nicht mehr. E-Es ist zu viel", schluchze ich jämmerlich und schmiere vermutlich meine gesamte Mascara auf seine Klamotten. „I-Ich will doch nur glücklich s-sein."

Als Antwort presst er mich nur fester an sich. Ehrlicherweise bin ich zu aufgelöst, um mir Gedanken darüber machen zu können. Es ist mir egal, was all das zu bedeuten hat, wieso ich mich wie eine Ertrinkende an ihn kralle oder wieso er seine Wange an meinen Kopf schmiegt. Ich gebe mein Bestes, um all dies nicht weiter zu analysieren, weil es einfach gut tut. Es tut gut, dass jemand für mich da ist und den Schmerz überraschenderweise lindert.

Sein Herzschlag dringt durch das Chaos in meinem Kopf, sein maskuliner Duft wandert meine Nase hinauf und seine Finger wärmen die Stellen, auf denen sie ruhen.

Das ganze ist so neu für mich, völlig fremd. Noch nie zuvor hat mich ein Mann in den Armen gehalten. Mein Vater hat mich vermutlich noch nicht einmal zu meiner Geburt in den Arm genommen, geschweige denn die nächsten einundzwanzig Jahre. Mein Ex-Verlobter tat das zwar, allerdings auf eine Art, die nicht hundertprozentig ehrlich war. Letztlich gesehen war nichts was er getan hat ehrlich: kein Wort, kein Versprechen und keine Tat.

Allmählich hört mein Körper auf unkontrolliert zu zucken und bringt nur noch leichte Schluchzer hervor. Wie es scheint, habe ich bisher schon so viel in Bezug auf dieses Thema geweint, dass ich dafür kaum noch Tränen übrig habe.

Um mich weiter zu beruhigen, streicht er mit seinem Daumen immer wieder hin und her, vergräbt seine Finger in meinen Locken. Er schattet mich von der gesamten Welt ab, schirmt den frischen Wind von mir ab.

„Ich habe noch nie jemanden geliebt", höre ich mich plötzlich flüstern. „Ich habe mich noch nie verliebt. Ich glaube inzwischen, ich kann das auch gar nicht."

„Das glaube ich nicht, jeder kann sich verlieben."

„Ich aber nicht."

Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen und ihm ins Gesicht zu blicken, weswegen ich meins tiefer in seine Brust vergrabe. Es wäre viel zu schmerzhaft den urteilenden Ausdruck in seinen blauen Augen zu sehen, wenn ich ihm dieses Geständnis mache, hauptsächlich weil ich nicht weiß, wieso ich es überhaupt tue. Schließlich haben wir nun wirklich keine gute Beziehung oder sind auch nur einmal zuvor gefühlvoll miteinander umgegangen. Dennoch ruft mein Herz danach, sich endlich jemand anderem als Lu anzuvertrauen, auch wenn ich es später bereuen werde.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt