chapter fourtyfour

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Okay, und was mache ich jetzt? Soll ich trotz allem nach Hause fliegen oder soll ich bis Sonntag hier bleiben? Es wäre verdammt wichtig den Kunden für uns zu gewinnen, da wir dadurch einen viel höheren Umsatz anstreben könnten und zudem ein besseres Image ergattern könnten. Jedoch wäre es noch wichtiger für meine Mutter und zugleich den wichtigsten Menschen in meinem Leben da zu sein.

„Fuck!", brülle ich laut und schlage mit der Faust gegen die weiche Matratze. Bevor ich allerdings eine dumme Aktion starten kann, wie zum Beispiel die gesamte Zimmerausstattung zu demolieren, entscheide ich mich dazu sie anzurufen. Da es gerade einmal halb zwei nachmittags ist, ist sie definitiv schon wach.

Der Klang ihrer Stimme erfüllt mich einerseits mit Erleichterung und andererseits mit Sorge. „Hola, niño. ¿Qué tal?"

„Soll ich nach Hause kommen?", stelle ich die alles entscheidende Frage, ohne große Umschweife. Für Small Talk habe ich jetzt keinen Kopf, was irgendwo verständlich ist, würde ich mal behaupten.

Sie gibt einen Seufzer von sich, der mir normalerweise ein schlechtes Gewissen bereiten würde, jetzt allerdings kann ich an nichts anderes denken als an die höllischen Schmerzen, die sie gerade durchmachen muss. „No, mi cariño. Bleib in Chicago. Mir geht es bien."

Mamá, du hast deinen Arm gebrochen! Oder entzündet oder keine Ahnung was es ist. Dir geht es alles andere als gut!"

Erneut seufzt sie und fährt sich sicherlich mit ihren warmen Fingern durch den strengen Zopf. „Sí, pero... Mir geht es bien. Ich habe Medikamente und deine Geschwister. Rose ist hier también. Ich habe fast keine Schmerzen."

„Wieso hast du nicht früher gesagt, dass es so schlimm ist? Du meintest, bevor ich hergekommen bin, dass alles gut sei und dass ich mir keine Sorgen machen müsse. Du hast aber nichts davon gesagt, dass du eine Sehnenentzündung hast."

„Woher ich das wissen? Ich bin kein Arzt. Und es ist nur eine Entzündung."

Würde ich nicht all ihre Termine ausmachen und sie förmlich zum Arzt zwingen, dann würde sie nie freiwillig dort auftauchen. Da mir ihre Gesundheit aber wichtig ist, ist es mir egal, dass ich sie mit all den Vorsorgeuntersuchungen nerve. Ich möchte meine Mutter nicht mit dreißig verlieren, da sie meine zukünftige Ehefrau und meine zukünftigen Kinder kennenlernen muss. Komischerweise lässt sie erst dann locker, wenn ich dieses Thema anschneide.

„Trotzdem hättest du mich nicht anlügen müssen, als ich losgefahren bin. Du weißt, dass ich sofort da geblieben wäre, wenn ich gewusst hätte, dass es dir so schlecht geht."

Ohne sie zu sehen, weiß ich haargenau, dass ihre Schultern zusammensacken und sich diese kleine Falte zwischen ihren dunklen Augenbrauen bildet. So guckt sie immer, wenn ihr bewusst ist, dass sie im Unrecht liegt und ich im Recht. Und stolz, wie sie eben ist, wird sie alles tun, um nicht zugeben zu müssen, dass sie falsch liegt.

Logischerweise will ich nicht, dass sie traurig ist oder sie Schuldgefühle plagen, weshalb ich mir mit der bloßen Hand übers Gesicht fahre. „Mamá, ich mache mir nur Sorgen. Ich bin nicht sauer auf dich, sondern auf mich, weil ich trotz meinem unguten Bauchgefühl hergeflogen bin. Ich hätte gleich am Sonntag mit dir zum Arzt gehen sollen, dann wäre es jetzt nicht so schlimm."

No, mi niño. Sei nicht sauer. Alles ist bien. Es ist nur Entzündung. Nada."

Ich lehne mich nach vorne und stütze meine Unterarme auf meine Oberschenkel, dabei presse ich meine Zähne so fest zusammen, dass sie fast zerspringen. Ich hasse es, wenn mir die Kontrolle entgleitet. Zwar bin ich kein Kontrollfreak, trotzdem mag ich es, alles im Griff zu haben und mich selbst um alles zu kümmern. Wenn nicht alles so klappt wie ich es will, bin ich kurz vorm Durchdrehen.

daddys princessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt