Ich blickte kurz von meinem Handy auf, als ich eine Frau auf uns zukommen sah. Ich stupste Papa und deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne. Die Frau war ungefähr Mitte vierzig und trug Jeans und ein rotes T-Shirt. Ihre blonden Haare hatte sie in einem Pferdeschwanz zusammengebunden. „Seid ihr Maja und Phillip?" fragte sie als sie etwa zwei Meter vor uns zum Stehen gekommen war. „Genau die." Meinte mein Vater mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. Die beiden umarmten sich kurz und Sibille trat vor mich. „Dann bist du wohl Maja." Meinte sie. „Sieht so aus, ja." Meinte ich mit einem Grinsen. Auch wir umarmten uns kurz. „So, mein Auto steht da vorne!" meinte sie und deutete mit dem Daumen hinter sich. Sie nahm mir die Reisetasche ab und lief schnellen Schrittes los. Ich und mein Papa wechselten hinter ihrem Rücken einen Blick, der ungefähr alles heißen könnte. Schwungvoll machte sie den Kofferraum auf und legte die Reisetasche hinein. Auch wir legten die Koffer hinein, bevor wir in den olivgrünen Range Rover stiegen. Papa setzte sich auf den Beifahrersitz und ich auf die Rückbank. „Erzählt mal. Wie war der Flug?" fragte Sibille, während sie ausparkte. „Eigentlich gut. Ich denke die Zeitverschiebung macht nicht zu viele Probleme." Uff. Das sah ich ziemlich anders. Aber ich würde ja sehen, ob mir der Jetlag zu schaffen machte oder nicht. „Und jetzt will ich ein bisschen was über euch wissen. Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen!" erst dann fiel mir ein, dass Sibille ja die Schwester meines Vaters war. Die beiden hatten sich bestimmt viel zu erzählen. „Bevor ihr anfangt, wie lange fahren wir bis zur Ranch?" fragte ich schnell, dass ich die beiden später nicht unterbrechen musste. „Ungefähr zweieinhalb Stunden. Keine Sorge Maja, ich frag dich später auch noch aus." Mein Mundwinkel zuckten nach oben und auch Papa lachte leicht. Sibille hatte wirklich Energie in sich, das merkte man. Ich döste tatsächlich nochmal weg.
„So Maja, jetzt bist du dran!" weckte mich die Stimme von Sibille aus meinen Träumereien. „Okay, los geht's!" versuchte ich motiviert zu klingen. Müde rieb ich mir einmal über die Augen und wartete auf die erste Frage. Draußen war die Landschaft sehr viel ländlicher geworden. Weite Wiesen links und rechts, hier und dort erkannte man ein kleines Birkenwäldchen. „Was machst du denn so als Hobby?" fragte sie mich. „ich reite und mache Judo." Antwortete ich knapp. „Und in welcher Klasse bist du jetzt?" fragte sie mich. „Ich bin jetzt in der neunten, also bin ich fünfzehn." Meinte ich. Ich hatte keine Ahnung vom amerikanischen Schulsystem, deshalb nannte ich auch noch mein Alter. „Und was machst du so mit deinen Freunden?" ging die Fragerei weiter. „Entweder bin ich Schwimmen oder wir machen etwas anderes draußen." Ich dachte eigentlich, dass es jetzt vorbei wäre, aber es ging noch lange so weiter. Irgendwie schweifte das angeregte Gespräch dann wieder auf Papa und Sibille zurück und ich widmete mich wieder meinem Schlafmangel.
Jedoch schreckte ich ziemlich schnell wieder auf, denn Sibille hatte laut gehupt und war auf einen sandigen Vorplatz gefahren. Ich hob meinen Kopf von der Fensterscheibe in eine gerade Lage. Im Haus ging Licht an und eine Tür öffnete sich. Papa und Sibille waren bereits ausgestiegen und so stieß auch ich die Tür auf. Mit dem Handy in der Hand blickte ich mich verloren um. Dann lief ich etwas gezwungen lächelnd auf Jörg, Sibille und Papa zu. „Das ist meine Tochter, Maja." Stellte Papa mich vor und legte einen arm um mich. „Ah! Herzlich willkommen! Wunderbar, dass ihr den weiten Weg auf euch genommen habt. Kommt erstmal rein." Er trat als erstes durch die Tür und wir folgten im Gänsemarsch. Mein Papa hatte nicht übertrieben, denn das Sofa war wirklich riesig. In der offenen Küche brannte gedimmtes Licht und auf der Arbeitsfläche stand eine Auflaufform mit einem Rest darin. „Ihr habt bestimmt Hunger, oder nicht? Wir haben noch etwas Nudelauflauf übrig!" Jörg war schon dabei die Schublade mit Tellern zu öffnen, als ich höflich ablehnte: „Nein, Danke. Ich habe im Flugzeug etwas gegessen. Um ehrlich zu sein, würde ich einfach gerne ins Bett." „Oh! Okay, das verstehe ich natürlich. Sibille führt dich hoch." Antwortete Jörg. Eine letzte Frage schoss mich noch in den Kopf. „Wo ist eigentlich Opa?" fragte ich und drehte mich nochmal um. „Er schläft schon. Opa wird euch morgen begrüßen." Mit dieser Antwort gab ich mich zufrieden und lief nun hinter Sibille die Treppe hoch. Im Obergeschoss befanden sich viele Zimmertüren. Wir liefen den Flur bis ganz nach hinten und Sibille öffnete die Tür. „So, das ist dein Reich für die nächste Zeit!" meinte sie leise. Anscheinend wollte sie Opa und wer auch immer hier noch wohnte, nicht wecken. Ich nickte ihr dankbar zu und betrat mein neues Zimmer. Es war schlicht eingerichtet, mit weißen oder dunklen Holzmöbeln. Das Bett war bereits mit einer grauen Bettwäsche bezogen, wofür ich sehr dankbar war. Schnell streifte ich mir meine Turnschuhe von den Füßen und sank auf die weiche Matratze. Von unten hörte ich noch, wie Papa und Jörg sich unterhielten. Binnen Sekunden schlief ich ein.
*** sorry, es ist im Moment noch nicht wirklich spannend. Trotzdem vielen Dank für die Reads und Votes!
bis bald, lou (:
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...