DREI

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Die Sonne schien durch die gut geputzten Fenster mir genau ins Gesicht. Grummelnd drehte ich meinen Kopf, um nicht zu erblinden. Als dann jedoch auch noch ein Hahn krähte und man Tellerklappern von unten hörte, raffte ich mich auf und stand auf. Immer noch in Jogginghose und Hoodie lief ich die Treppe nach unten. Tatsächlich war Sibille schon wach und deckte gerade den Tisch. Ich begrüßte sie mit einem verschlafenen „Guten Morgen." Und lief durchs Wohnzimmer in Richtung Haustür. Auf der Kommode, welche neben der Tür stand, lag der Autoschlüssel. „Ich hole kurz meinen Koffer." Gab ich noch Bescheid und lief dann barfuß nach draußen. Schon so früh am Morgen schien die Sonne kräftig und der staubige Boden war schon warm. Schnell drückte ich auf den Knopf auf dem Autoschlüssel und die Scheinwerfer leuchteten kurz auf. Ich hievte den Koffer aus dem Kofferraum und versuchte ihn über den Vorplatz zu rollen, woran ich kläglich scheiterte, da überall Kieselsteine oder Sand lag. Ich trug ihn also ins Haus und auch gleich die Treppe nach oben. Oben stellte ich ihn schnaufend auf dem Boden ab. „Sibille, wo ist das Bad?" rief ich nach unten. „Wenn du die Treppe hochkommst, die erste Tür links!" kam es von unten gefolgt von einem lauten Tellerklappern. Ich bedankte mich, rollte den Koffer in mein Zimmer und suchte mir eine kurze Hose, Unterwäsche und T-Shirt heraus. Mit frischen Klamotten lief also ins Bad. Ich hatte eigentlich von einer Ranch dunkle und schmuddelige Räume erwartet. Doch zumindest das Haupthaus war das komplette Gegenteil: Das Bad war groß, hell und modern eingerichtet. Wenn alle Zimmer so aussahen wie meines, dann war alles hier ziemlich modern. Ich entledigte mich meiner Kleider und stellte mich unter die große Dusche. Etwa zehn Minuten später trocknete ich mich schon mit einem weichen Handtusch ab. Die Türklinke wurde von außen runtergedrückt, jedoch ohne Erfolg, da ich abgeschlossen hatte. „Man Noah, du brauchst immer so lang!" hörte ich jemanden von draußen nörgeln. Noah? Dann wohnen hier tatsächlich noch andere. „Sorry ich hab's gleich. Aber ich bin nicht Noah." Stellte ich klar und zog mich an. Ich hörte ein. „Hups... Dann bist du die Neue." 

Daraufhin erwiderte ich nichts mehr, sondern schloss auf und trat aus dem Bad. Dort stand eine Junge, ich schätzte ihn auf sechszehn oder siebzehn, mit braunen, lockigen Haaren und grünen Augen. „Ah. Hi." Sagte er und ich wollte ihn auch gerade begrüßen, als noch ein anderer Junge angerannt kam. Auf Socken schlitterte er bis zu dem Braunhaarigen und pikste ihm in die Rippen. „Guten Morgen! Wer bist du?" fragte der, der angeschlittert gekommen war. Er wieder rum hatte blonde Haare. „Ähm..." machte ich intelligent, „ich bin Maja." Meinte ich nun. „und du bist Noah, oder?" fragte ich und deutete auf den blonden. „Ja. Woher weißt du das?" fragt er mich. Der andere fing an zu lachen. „Er hat gesagt, dass du im Bad immer lang brauchst." Nun lachte auch er. „Wie heißt du?" fragte ich den Braunhaarigen. „Dave. Es freut mich, Sie kennenzulernen." Er verbeugte sich und fasste sich dramatisch ans Herz. Ich schüttelte den Kopf über diese skurrile Situation und meinte: „So jetzt könnt ihr ins Bad." Etwas erleichtert, entkommen zu sein, lief ich zurück in mein Zimmer und begann den Kofferinhalt in den Kleiderschrank zu räumen. Weit kam ich jedoch nicht, denn schon ertönte der Ruf meines Vaters: „Frühstück!" rief er durchs ganze Haus. Okay, jetzt war wahrscheinlich jeder wach. Falls überhaupt noch jemand hier lebte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Papa schon wach war. Unten standen Papa, Sibille, Jörg und auch Opa. Freudig lief ich die Treppe hinunter und flitzte auf Opa zu. Ich hatte ihn zum letzten Mal an Weihnachten vor fünf Jahren gesehen, als er und Oma in Deutschland gewesen waren. Zum Glück bemerkte er mich rechtzeitig und auf seinem wettergegerbten Gesicht erschien ein Lächeln. Er breitete seine Arme aus und fing mich lachend auf, als ich mich in seine Arme warf. Ich drückte ihn fest und murmelte ein „Hallo Opa!" in seine Schulter. „Hallo Maja." Erwiderte er meine schlichte Begrüßung. Wir lösten uns und setzten uns an den Küchentisch. „Hast du Noah und Dave schon kennengelernt? Die beiden wohnen hier und helfen bei der ganzen Arbeit, die man hier so hat." Erklärte Jörg. Wie aufs Stichwort kamen die beiden die Treppe herunter. „Ja das habe ich." Meinte ich leicht kichernd. „Wohnt noch irgendwer hier?" fragte ich an Opa gewandt. „Manchmal kommt noch Sofie hier vorbei, aber sie wohnt nicht hier." Informierte er mich. Ich griff nach einem Brötchen und schnitt es mit einem scharfen Messer auf. Dann herrschte erstmal Stille, da jeder am Essen war. Mein Opa ergriff das Wort: „Also, wenn du möchtest Maja, könntest du heute mal in den Stall gehen und dir ein Pferd raussuchen. Ach ja, und deinen Koffer musst du natürlich auch noch auspacken." Meinte Opa. Ich freute mich unglaublich auf die Pferde. „Könnt ihr eigentlich reiten?" fragte ich Dave und Noah. „Klar!" kam es von den beiden wie aus einem Mund. Ich grinste.

Als alle fertig mit frühstücken waren stand ich auf und brachte meinen Teller in die Spülmaschine. Danach zog es mich sofort nach draußen, genauer gesagt zum Stall. Ich sah Staubkörner die wie kleine Schmetterlinge in der Luft tanzen. Der gesamte Stall war vom goldenen Licht der Morgensonne durchflutet und ich hörte Pferde einzeln Schnauben und im Stroh scharren. An der Wand hingen Sättel, Zaumzeug und Striegel. Sofort überkam mich gute Laune und interessiert las ich die Tafeln, welche vorne an den Boxentüren angebracht waren. Bei einer Tafel hielt ich erstaunt inne. „Schoko" stand dort geschrieben. Ein deutscher Name? Gedankenverloren streichelte ich die Schnauze des hellbraunen, schlanken Pferdes. Vorsichtig löste ich den Riegel der Tür und trat in die Box ein. Das Stroh stach an meine Fußgelenke, doch es störte mich nicht im Geringsten. Die junge Stute ließ sich ohne Probleme von mir Streicheln. Ihr Fell war von der Sonne erwärmt und schimmerte wie flüssiges Karamell. Meine Wahl stand definitiv fest und somit begab ich mich wieder ins Haus. „Papa?" fragte ich. „Ja? Was ist?" fragte er und sah von der Zeitung auf. „Denkst du, ich könnte eine Runde reiten gehen?" fragte ich. „Klar, aber frag doch die Jungs, dann können sie dir gleich die Gegend zeigen." Schlug er noch vor. Dann widmete er sich wieder seiner Zeitung. Ich trat also wieder nach draußen und hielt nach Noah und Dave Ausschau. Die breite Tür zur Scheune stand offen und so trat ich ein. Es gab eine Art zweite Etage: Sie bestand aus einem Boden aus Brettern, welcher bis zur Mitte der Scheuen reichte. So hatte man auf der rechten Seite eine zweite Etage und links hatte man eine hohe Decke. Noah und Dave standen beide in der Zweiten Etage und warfen lose gebündelte Heuballen hinunter. „Hey! Ich hab mir grade ein Pferd ausgesucht und wollte jetzt einen kleinen Ausritt machen. Wollt ihr mit und mir die Gegend zeigen?" fragte ich die beiden als sie ihre Arbeit unterbrachen, da sie gerade fertig geworden waren. „Wegen mir total gern! Was sagst du Dave?" fragte Noah seinen Freund. „Klar! Lass uns dann aber gleich los!" bestimmte Dave. So liefen wir zu dritt in den Pferdestall. „Welches Pferd hast du denn genommen?" fragte Dave mich interessiert. „Es heißt Schoko." Antwortete ich und deutete auf die Box. „Uhh... Na, das ist eine gute Wahl." Meine Dave und lachte.

Wir sattelten und zäumten die Pferde auf. Vorsichtig führte ich Schoko am Zügel aus der Tür nach draußen auf den Vorplatz. Inzwischen schien die Sonne ungnädig auf die Landschaft hinab. Ich stieg mit einem Fuß in den Steigbügel und schwang mich elegant und weich nach oben. Mit der Hand schirmte ich die Sonne ab und drehte mich im Sattel nach den Jungs. Noah saß auf einem großen, weißen Schimmel und Dave hatte sich für einen Haflinger entschieden.

Noah trieb sein Pferd an und ritt im Schritt zu mir nach vorne. „Wir reiten jetzt zuerst da auf die Hügelkette. Von dort aus kann man die Senke, in der unsere Ranch liegt, ziemlich gut überblicken." Ich nickte und stieß Schoko leicht die Fersen in den Bauch. Sie setzte sich sofort in Bewegung und wir ritten zu dritt nebeneinander in Richtung Hügel. Schokos Gang war weich wie Butter das kniehohe Gras, durch das wir ritten, schmiegte sich an die Pferdebeine an. „Erzähl mal was über dich, Maja." Forderte Noah mich auf. Die Erinnerung an Sibille und die Autofahrt stiegen in mir hoch und meine Mundwinkel zuckte nach oben. „Also, eigentlich wohne ich in Deutschland, in der Nähe von Köln. Ich kann reiten und mache Judo. Außerdem treffe ich mich halt mit Freunden und habe natürlich Schule." Erzählte ich. „Wie ist die Schule in Deutschland?" fragte nun Dave. „Ähm... also ich bin fünfzehn und somit in der neunten Klasse. In einer Klasse sind ungefähr fünfundzwanzig Schüler. Wir haben normale Fächer wie Mathe, Deutsch, Kunst und Sport. Außerdem lerne ich Englisch und Spanisch." Erzählte ich ihnen von den Schulfächern, die ich hatte. „Und deine Mutter? Wo ist die?" ich seufzte auf. „Oh! Du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst." Meinte Noah etwas bestürzt, aber verständnisvoll. „Nein, nein alles gut. Sie ist nur nicht mitgekommen, weil sie von ihrer Arbeit sehr dringend gebraucht wurde. Sie ist Syrien gereist, um Kindern in Armut zu helfen, die Zerstörung und Armut nach dem Krieg zu überstehen." Erklärte ich, dass Noah und Dave nicht dachten, dass sie tot war. „Boah, ich dachte schon an etwas ganz anderes." Gab Dave zu und sah mich schief grinsend von der Seite an. Wir lehnten uns alle etwas nach vorne, um unseren Pferden den Aufstieg etwas zu erleichtern. Als wir oben auf dem breiten Grad angekommen waren, drehten wir die Pferde, um die Ranch wieder im Blick zu haben. Was ich sah, war atemberaubend.

*** ich muss im Moment ziemlich für eine Arbeit lernen die wir am Mittwoch schreiben (Bio, wer braucht denn sowas?) Deshalb wird höchstens ein Kapitel am Tag kommen. Ich hoffe es gefällt euch,

lou (:

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