Noah kam mit leuchtenden Augen auf mich zu als ich gerade die Treppe hinab kam. „Haben wir dir von dem See erzählt, der so ungefähr zwei Stunden von hier entfernt ist?" fragte er mich. Ich kniff die Augen zusammen, versuchte mich zu erinnern. „Ah, ja. Weiß ich noch. Wollt ihr dahinreiten?" Noah setzte sich an den Tisch und nickt eifrig. Dave ergriff nun das Wort: „Noah wollte dorthin reiten. Was denkst du, würdest du mitkommen?" Auch ich setzte mich jetzt an den Tisch und Noah schob mir die Cornflakes-Verpackung hinüber, welche ich dankend annahm. „Klar würde ich. Aber nach dem Frühstück, selbstverständlich!" mit einem plätschernden Geräusch goss ich Milch zu den Cornflakes in die Schüssel und begann sie zu löffeln. „Wohoo! Das wird so cool Maja, du wirst sehen!" Noah freute sich wie ein kleines Kind und sprang von seinem Stuhl auf. Aufdringlich umarmte er mich, so gut es eben ging, wenn man auf einem Stuhl saß, von hinten.
„Dave, hat Noah irgendwas genommen?" spielerisch schlug ich Noahs Hand weg. „Eigentlich nicht..." Dave tat, als würde er überlegen. „Aber Noah könnte ja Picknick einpacken, was hältst du davon?" fragte der Dunkelhaarige und sah Noah bittend an. Dieser war sofort motiviert und lief in die Küche. Nur die regelmäßigen Kaugeräusche von mir unterbrachen die Stille, die nun am Esstisch herrschte. „Freust du dich?" fragte Dave und musterte mich durchdringend. „Auf was?" stellte ich die Gegenfrage und schob meine Schüssel zur Seite. Ich hatte fertig gegessen. „Auf alles. Auf Zuhause, auf den Grillabend, auf den See und darauf, wenn wir mal nach Deutschland kommen." Etwas getroffen von der plötzlichen Tiefe seiner Worte blieb ich kurz still. Dann erwiderte ich die Antwort, die sich in meinem Kopf geformt hatte: „Ja. Auf alles was du genannt hast. Ich freue mich auf die letzten Tage mit euch." „Das klingt als würden wir sterben." Meinte Dave trocken uns stand auf. „Stimmt" erwiderte ich nur und lief langsam mit der Schüssel in der Hand in die Küche.
„Schaut, ich habe Sandwiches gemacht! Und Kekse und Äpfel habe ich auch!" Noah präsentierte uns stolz einen gefüllten Rucksack. „Na dann!" Ich klatschte freudig in die Hände und schlüpfte in meine Turnschuhe. Sie waren eher grau vom Staub als schwarz, wie sie einst waren. Dave und Noah traten gleichzeitig mit mir aus der Tür. Dave hatte den Rucksack sich lässig über die Schulter gehängt, legte ihn nun jedoch an die Hauswand. Zusammen liefen wir in den von Licht durchfluteten Stall, ich direkt auf Schoko zu. Es war stickig im Stall und somit beeilte ich mich mit dem Putzen, Aufzäumen und Satteln.
Mit Schoko am Zügel lief ich hinaus ins Freie, wo ich auf Dave und Noah wartete, was sich jedoch in einer schnellen Mission erledigen ließ. Ich war kaum aufgesessen, da kamen die anderen bereits. Noah setzte sich nach einer kurzen Diskussion den Rucksack auf den Rücken und wir ritten los. Inzwischen war es schon elf Uhr und die Sonne schien auf uns herab. „Ich bin froh, dass ich noch keinen Sonnenbrand bekommen habe." Bemerkte ich und warf einen Blick in den babyblauen Himmel. Noah erwiderte ein Brummeln und Dave seufzte. „Noah, du wolltest diesen Ausflug hier unbedingt machen!" erinnerte er seinen besten Freund. „Dann will ich schneller ankommen. Können wir galoppieren?" fragte er und trieb sein Pferd bereits aus dem Schritt in den Galopp an. Dave murmelte zu mir: „Er hat das geübt. Also aus dem Schritt direkt in den Galopp zu wechseln." Wissend nickte ich und trieb Schoko an.
Gras streifte meine Knöchel, vereinzelt sah ich Mohnblumen, die aus der Wiese aufgrund ihrer Farbe herausstachen, vor mir galoppierte Noahs Rappen in einem wunderschönen Rhythmus und in der Ferne erkannte ich bereits den See. Er lag wie eine übergroße Pfütze da, an einer Seite gesäumt mit kleinen Bäumen und Büschen. Schoko und ich waren beide außer Atem als wir unser Tempo wieder verlangsamten. Noah hatte wieder ein Lächeln aufgesetzt und find sofort an zu quatschen als ich neben ihm ritt. „Habt ihr in Deutschland auch einen See? Normalerweise sind wir im Sommer öfter an diesem See, aber du warst ja da, und da hatten wir ja viel anderes zu tun. Dave und ich haben sogar mal in der Nacht da gebadet, das war cool! Weißt du das noch Dave?" „Klar, das war heftig. Schau Noah, jetzt sind wir schon fast da. Ich glaube so schnell waren wir noch nie." Dave schirmte mit der Hand die Sonne ab, um ungestört in die Ferne blicken zu können. „Wir sind auch galoppiert als wäre der Teufel hinter uns her." Bemerkte ich und trabte an. Ich brauchte etwas Wind und Wasser zum Trinken. Ein Leben auf der Ranch war wahrscheinlich allein wegen der Hitze nichts für mich.
***Ich muss sagen, ich bin echt motiviert! Ein schönes Wochenende euch, lou (:
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...