Wir betrieben unbeschwerten Smalltalk und machten grobe Ideen für den Grillabend am nächsten Tag. Vor meinem inneren Auge sah ich bereits Lichterketten, die in den spärlich belaubten Bäumen aufgehängt waren, den Geruch von frisch gegrilltem Gemüse und Fleisch mir in die Nase steigen und das leichte, süße Lachen, welches regelmäßig erklang und die Zikaden bei ihrem abendlichen Gesang störte.Es war bereits kurz nach eins, als wir unser Spiel abbrachen. Mein Kopf brummte vor Zahlen. Prüfend sah ich aus dem Fenster. Nach einer kleinen Regenpause, die etwa um zwölf aufgehört hatte, schüttete es nun wieder wie aus Eimern.
Ein Kissen flog mir an den Kopf. Wir saßen auf Noahs Bett, alle mit ihren Handys in der Hand und warteten auf nichts. „Was?" fragte ich und legte das Kissen in meinen Schoß. „Nichts" Dave, der mich abgeworfen hatte, sah mich nun mit einem provokanten Grinsen an. Ich schleuderte das Kissen, welches schlampig bezogen war, in Daves Schoß zurück und richtete meinen Blick wieder auf mein Handy.
Wieder flog mir ein Kissen an den Kopf. „Jetzt reichts! Da gibt Krieg!" Scherzhaft riss ich Dave das Kissen weg und schlug es Noah auf den Kopf, der eigentlich ja nichts getan hatte. Er schaltete, genauso wie Dave sein Handy aus und warf es zurück. Die Federn sanken zusammen als das Kissen in meinem Bauch landete.
Eine Kissenschlacht wie aus einem Highschool-Film entstand: Verwüstete Haare, unordentliche Decken und Laken und – leider – keine Federn, die in der Luft herumschwebten.
Ein paar Minuten vergingen, begleitet von Spaßschreien, nicht wehtuenden und versehentlichen Tritten und Kissen, die beinahe aus dem Bezug rutschten.
Der Abend klang angenehm und warm aus. Zusammen mit Baguette, leckerem Aufschnitt und dem Fernseher, der im Hintergrund lief. „Heute Abend kommt Football. Wollt ihr das ansehen?" Opa deutet auf den großen Flachbildschirm. „Ja!" Noah und Dave schrien im Einklang die Antwort. Sie waren wohl Fans. Auch ich stimmte zu und half beim Tisch abräumen. Ich kam zwar ein paar Minuten zu spät, doch ich kuschelte mich umso mehr in die dicken Decken.
Das unförmige Wurfgeschoss wurde in Windeseile hin und her gepasst, gefangen und weiter geworfen. Punkte wurden in Massen erzielt und die Fans im Stadion jubelten mal mehr, mal weniger.
Ich war längst nicht so begeistert wie die Jungs. Irgendwann in der zweiten Halbzeit dämmerte ich weg. Ich schlief jedoch natürlich nicht ein, da erstens die Jungs dauernd rumschrien, wenn ein Punkt gemacht wurde, und zweitens, weil der Fernseher meiner Meinung nach viel zu laut war.
Ich wurde einige Zeit später geschüttelt und somit aus meinem Ruhezustand geholt. „Wir haben gewonnen!" Noah sah mich begeistert an und ich sah Dave wie er grinsend uns von der Seite zusah. „Echt?", fragte ich und rieb mir die Augen. „Cool."
„Wie zum Teufel kann man während einem Footballspiel einschlafen?" fragte Dave und hatte anscheinend überhaupt kein Verständnis für mich. „Ich habe gar nicht geschlafen. Nur gedämmert." Korrigierte ich sanft und setzte mich auf. Ich lehne mich an die weiche Lehne an und sah zu Noah und Dave. „Trotzdem! Es war voll spannend!" Noah war immer noch hin und weg. „Ich hätte übrigens gar nicht schlafen können, da ihr rumgeschrien habt, wie ein Elefant, der gerade gekocht wird!"
Dave und Noah brachen gleichzeitig in einen Lachanfall an. Zwischen zwei Mal hektisch Luft holen meinte Dave: „Ein Elefant, der gekocht wird? Dann hast du wohl nur Noah gehört!" Dave bekam ein Kissen an den Kopf. Als ich in Noahs Augen sah, glasig und von Lebensfreude getränkt und mein Blick dann weiter nach unten zu seinem breiten Grinsen ging, konnte ich nicht anders als auch zu lachen. Zugegeben, der Vergleich war etwas unpassend gewesen.
Niemand schrie, wie ein Elefant, der gekocht wurde. Außer vielleicht Dave und Noah.
Noah seufzte, als er sich beruhigt hatte. „Leute, ich gehe ins Bett. Gute Nacht." Noah verabschiedete sich ein paar Minuten vor Dave. Auch er wünschte mir eine Gute Nacht und ich hatte den Wunsch freundlich zurückgegeben.
Müde war ich nicht. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Ihre dunklen Zeiger standen beide beinahe auf Mitternacht und ich beschloss kurzerhand einen kleinen Spaziergang zu machen. Einfach die milde Nachtluft, das feuchte Gras und den Geruch von Heu wahrzunehmen.
Ich war schnell in Schuhe geschlüpft und lief aus der Tür. Leise schloss ich sie hinter mir und atmete die kühle Luft tief in meine Lungen hinein. Ich war mit den Gedanken im Nirgendwo, was unglaublich befreiend war. Ich dachte nicht nach, wo meine Füße mich hintrugen. Einmal um den Stall herum und noch hinter die Koppel.
Ich sah den Mond, wie er leise und beschützend über meinem Zuhause stand. Ich setzte mich auf die Wiese. In dem Moment war mir egal, ob sie nass war oder nicht.
Für irgendwelche Influencer wäre es hier wahrscheinlich ein Traum- ein sanfter, blauer Himmel, ein gelblicher Mond und vereinzelt ein paar Sterne. Sie würden hier wahrscheinlich nur noch Fotos schießen.
Doch ich saß hier und tat nichts. Ich dachte nicht mal an irgendwas. Ich genoss die Ruhe und die Einfachheit dieses Moments. Meine Augenlider waren halb geschlossen und meine Wimpern streiften sanft die Haut unter meinem Auge.
Ich spürte, wie es durch meine Jeans feucht wurde und stand seufzend auf. Ich wusste nicht, wie lang ich dort gesessen hatte- aber lang genug um jetzt friedlich schlafen, da war ich mir sicher. Vorsichtig federte das Gras unter meinen Schuhen.
Die Tür schloss sich leise hinter mir und ebenso leise schlich ich die Treppe hinauf.
Ich ließ das Zähneputzen ausfallen und fiel stattdessen umso schneller ins Bett. Kühle Baumwolle fiel dann auf meinen Körper hinab und hüllte mich in tiefen Schlaf.
***Oha, ich muss mich entschuldigen! Ich war super unmotiviert, hatte eine kleine Schreibblockade und es sind bald Ferien, also ist irgendwie überall viel los...
bis ganz bald, lou (:
DU LIEST GERADE
Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...