Mein Körper schmiegte sich an die Matratze und die Decken welche dort zusammengeknüllt lagen. Ich hatte mich beeilt meine Zähne zu putzen und den Rest meiner Abendroutine hinter mich zubringen, um Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Jetzt lag ich hier, in einem stickigen und abgedunkelten Zimmer. Mein Kopf wummerte und doch fehlte mir einfach die Kraft aufzustehen und das Fenster zu öffnen. Mein Gesicht war warm und fühlte sich strapaziert an. Ich seufzte tief. Zu schnell raffte ich mich auf und riss die Gardinen beiseite. Kurz wurde mir schwarz vor Augen und schnell stützte ich mich auf dem Fensterbrett ab. Mit einem geübten Griff machte ich das Fenster auf. Kühle und nach Heu duftende Luft strömte mir nun entgegen. Befreit blieb ich einfach so, mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen am Fenster stehen. Der letzte Singvogel verstummte. Nun war es komplett still, bis auf das sanfte und unregelmäßige Schnauben der Pferde.
Für ein paar Herzschläge vergaß ich meinen ganzen Kummer. Die Sorgen, meine Sehnsucht und auch das ich überhaupt in Amerika war. Es fühlte sich seltsam vertraut an, obwohl wir noch nicht lange hier waren.
Schritte, welche die Treppe hinaufeilten, ließen mich zusammenzucken. Mein Ellenbogen stieß schmerzhaft gegen die Ecke des Fensters und ich rettete mich mit einem Hechtsprung ins Bett. Ich unterdrückte ein leises Fluchen und rieb mir lediglich den Musikantenknochen. Die Tür ging langsam und leise auf, anscheinend hatte mein Vater nicht gewusst, ob ich schon schlief oder nicht. Ich sah unschuldig auf und reib mir gespielt verschlafen über die Augen. „Schlaf gut, Maja." Wisperte Papa und schloss leise die Tür. Ich sackte in die Kissen. Inzwischen war es frisch im Zimmer geworden. Ich kuschelte mich in die Decken und schloss gezwungenermaßen die Augen. Bilder rauschten vor meinem inneren Auge vorbei, fast alle von Leo und dem Sarg, welcher in die Erde gelassen wurde. Eine gefühlte Ewigkeit lang lag ich auf dem Bett, wach wie sonst was. Irgendwann zwang mich mein Verstand zum Schlafen. Sogar in meinen Träumen wurde ich von meinem schlechten Gewissen verfolgt. Der Schlaf war nicht entspannend gewesen, aber immerhin hatte ich so mein Gedächtnis kurz ausschalten können.
Anscheinend hatten Dave und Noah es sich zur Aufgabe gemacht, mich abzulenken. Am nächsten Morgen wurde ich nämlich so von Dave begrüßt: „Maja? Maja!", ich wurde an der Schulter gerüttelt, „aufstehen! Wir gehen ausreiten! Ganz weit! Und ohne Leo!" Müde, da der Schlaf nicht erholsam gewesen war, schlug ich die Augen auf. Vor meinem Bett stand Dave. Noah drückte gerade einen Knopf und fuhr die Jalousien hoch. Müde fuhr ich mir mit der Handinnenfläche übers Gesicht. „Was?" fragte ich mit einer rauen Stimme. „Wow! Bist du über Nacht nochmal durch die Pubertät gegangen?" fragte Noah kichernd und überrascht wegen meiner Stimme. Ich knurrte etwas und warf ein kleines Kissen nach ihm. „Und Stimmungsschwankungen hast du auch noch! Na, dann ist ja alles komplett." Meinte Noah und hob das Kissen vom Boden auf, da ich nicht getroffen hatte. „Komm, steh auf! Wir reiten jetzt los! Wir können, wenn du willst, sogar ein Zelt mitnehmen! Dann können wir übernachten." Dave war richtig begeistert von seiner Idee. Ablenkung würde mir guttun und außerdem konnte ich vielleicht die Jungs überzeugen, zu den Bergen zu reiten. „Ich zieh' mich um, dann komm ich." Informierte ich die beiden und schloss die Tür hinter ihnen. Verschlafen zog ich mich an und ging aufs Klo.
Eine ruhige, verschlafene und morgendliche Stimmung herrschte in Wohnzimmer und Küche. Anscheinend hatten alle schon gefrühstückt, außer uns. Wir machten uns lediglich ein Müsli und aßen es im Stehen an der Theke. „Papa, wir sind weg. Vielleicht kommen wir erst morgen zurück, wir gehen ausreiten." Informierte ich noch meinen Papa, obwohl ich vermutete, dass Noah und Dave den Erwachsenen schon Bescheid gegeben hatten. So war es auch, denn Papa antwortete, ohne von der Zeitung aufzublicken: „Ich weiß, Maja. Viel Spaß und seid bitte vorsichtig!" er warf mir einen vielsagenden Blick zu, er wusste, dass ich manchmal ein kleines Talent dafür hatte, mich in Schwierigkeiten zu bringen.
Sogar ein Grinsen bekam ich auf die Reihe, bevor ich mich mit einem Rucksack, welcher im Flur stand, auf den Weg zum Stall machte. „Soll ich den mitnehmen?" fragte ich Noah, welcher gerade eine Boxentür öffnete. Er warf einen kurzen Blick auf den dunkelgrünen Rucksack und meinte dann währen er dem Rappen ein Zaumzeug anlegte „Jup. Wir können uns ja mit dem Tragen abwechseln." Dem stimmte ich zu und lehnte das Gepäck and die Hauswand.
Das altvertraute Quietschen ertönte, als ich zu Schoko in die Box ging. Sie schnaubte leise und sanft und senkte den Kopf. Lächelnd kraulte ich sie hinter dem Ohr und griff hinter mich. Ich fühlte die Lederriemen und das kalte Metallstück, die Trense. Mit geübten Griffen zäumte ich sie auf und warf die Zügel Schoko um den Hals. Auch das Aufsatteln ging dank der jahrelangen Übung in Deutschland schnell.
Nur wenige Pferdeschritte und Wimpernschläge später stand ich vor dem Stalltor, mit Schoko am Zaumzeug und dem Rucksack auf dem Rücken. Hufklappern ertönte hinter mir, ich drehte mich um. Dave und Noah kamen zeitgleich und nebeneinander aus dem Stall, beide mit meinem Pferd. „Können wir los?" fragte ich. Ich versuchte freudig, motiviert und glücklich zu klingen, da ich wusste, dass das Daves und Noahs Ziel war. Dave grinste und meinte: „Klar, immer wenn die Lady bereit ist!" er saß auf und sah Noah abwartend ab. Er hatte mir meine vermeintliche, gute Stimmung nicht abgekauft, denn er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich blinzelte etwas länger als normal, um ihm zu signalisieren, dass wir später reden könnten. Diese kleine Geste reichte und auch Noah steig auf. „Na, dann..." ich zog mich auf den Rücken des Pferdes und gab gut acht darauf, nicht zu doll in den Sattel zu fallen. Noch einmal winkte ich durch die Glasfront, welche einen in die Küche blicken ließ. Meine Augenwinkel erfassten noch ein Lächeln von Opa, dann ritt ich neben Dave und Noah los. „Wohin reiten wir eigentlich?" fragte ich die beiden. „Keine Ahnung, wohin du willst." Daves Stimme schnitt klar durch die frische Morgenluft. Ichsetzte die Kapuze meines Hoodies auf und rieb mit der rechten Hand Schokos Hals. „Können wir zu den Bergen?" fragte ich.
***Woohuu! Endlich mal wieder 1K xD.
Ich hoffe euch gefällt das Kapitel! Wenn ihr Lust habt, votet oder schreibt einen Kommentar, beides motiviert mich unglaublich! lou (:
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...