SIEBEN

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Im Prinzip würde ein Regen der Landschaft hier guttun. „Maja?! Kommst du?" rief Dave ungeduldig und bereits trabend. Die beiden wollten also galoppieren. Ich nickte, stupste meine Fersen vorsichtig in Schokos Seiten, woraufhin sie sofort eine Gangart zulegte. Wie auf Wolken saß ich im Sattel, während sich unter mir Schokos Körper rhythmisch und zur Gangart passend, bewegte. Als das Gelände wieder anstieg zog ich sanft an den Zügeln, um Schoko zum Schritt zu bringen. Ein Donnern ertönte zeitgleich als wir auf dem Grad ankamen. Besorgt sah ich in den Himmel. „Jungs macht schnell! Wir müssen vom Grad runter, bevor das Gewitter kommt!" schrie ich durch die drückende und schwere Luft. Die beiden verstanden und trabten erneut an. Es war nicht ganz ohne auf einem schmalen Grat anzutraben, aber noch gefährlicher ist es, bei Gewitter auf einer Höhe zu stehen. Der erste Tropfen fiel direkt auf meine Hände, welche die Zügel umklammerten. „Schneller!" meine Stimme geriet außer Kontrolle als ich Dave und Noah zur Eile antrieb. „Bist du verrückt!? Wir können hier doch nicht galoppieren!" schrie Dave gegen den aufkommenden, warmen Wind.  „Wir müssen!" meinte nun auch Noah. „Wenn wir hier sterben, seid ihr schuld!" meinte Dave angepisst, trieb aber sein Pferd an. Noahs Rappe keilte nach hinten aus, anscheinend spürte er das Unwetter. Unsere allgemeine Unruhe machte die Stimmung nicht besser. Auch ich galoppierte nun an. Ein paar hundert Meter weiter erkannte ich im Dunst bereits die Stelle, an der wir links den Hang hinuntermussten. Ich sah wie Noah sein Pferd hetzte, er wollte nicht, dass es noch zu steigen, scheuen oder buckeln anfing. Ich löste meine eiskalte, linke Hand und klopfte Schoko auf den Hals. Das Gras war bereits nass und meine Haare fielen mir unkontrolliert ins Gesicht. Im Schritt ritten wir in angespannter Stille in die Senke herab. Auf einem nassen und grasigen Abhang zu galoppieren wäre lebensgefährlich gewesen. Der Regen prasselte inzwischen nur so und die Tropfen taten im Gesicht beinahe weh. Meine Wangen waren gerötet und Schokos Fell war klitschnass. Endlich in der Senke angekommen, trieb ich Schoko augenblicklich an. Sie sprintete los, anscheinend wollte auch sie ins warme und trockene. Mit etwas Abstand hetzten wir in Richtung zuhause. Ich hatte mich vorgebeugt, um dem Wind möglichst wenig Wiederstandsfläche zu bieten.

Der sonst sandige und trockene Vor- und Parkplatz war nun nass und schlammig. Wir bremsten dort scharf ab und sprangen ab. Im Wohnhaus brannte Licht, doch wir mussten uns zuerst um die Pferde kümmern.

Ich rieb Schoko mit einem kleinen Handtuch ab, striegelte sie etwas flüchtig und legte ihr eine Pferdedecke um. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, an Dave oder Noah zu warten. Durch die dreckigen Pfützen rannte ich zur Eingangstür. Meine nackten Beine waren von Schlammspritzern übersäht und ich klingelte Sturm. Wenige Sekunden später öffnete mein Papa die Tür. „Oh! Endlich, wir haben uns schon Sorgen gemacht!" Dave, Noah und ich traten ein. „Ich dusche zuerst!" bestimmte ich und lief direkt die Treppe nach oben. Dave oder Noah konnte ja noch unten duschen, denn dort befand sich auch ein Badezimmer.

Meine nassen Klamotten klebten an meinem Körper und mühsam schälte ich mich aus ihnen heraus. Unachtsam schmiss ich sie in die weiße, große Badewanne und stieg selbst in die Dusche. Von unten hörte ich bereits wie eine Dusche lief und auch ich stellte sie nun an. Das Wasser war so warm, dass es auf meiner kalten und nassen Haut brannte. Schnell drehte ich den Regler nach „blau" und fing an, mir den Dreck von den Beinen zu waschen.

Nachdem ich auch den restlichen Körper mit Duschgel und meine braunen Haare gründlich mit Shampoo eingeschäumt und ausgewaschen hatte, stieg ich aus der dampfenden Dusche. Mit einem grauen und flauschigen Handtuch trocknete ich mich ab. Schon im Schlafanzug lief ich die Treppe hinunter. Auch wenn es erst fünf Uhr war, war es draußen fast komplett dunkel. Die Wolken gaben der Sonne nicht mal eine Andeutung zu einer Chance sich zu zeigen. Deshalb brannte in der Küche auch Licht. „Ah, da bist du ja! Möchtest du etwas essen?" fragte Sibille, welche schon drei Teller auf den Tisch stellte, denn sie wusste die Antwort bereits. Dave saß am Tisch mit dem Handy in der Hand. Seine sonst braunen Haare waren nun beinahe schwarz, da sie noch nass waren und ihm in die Stirn hingen. Ich setzte mich gegenüber von ihm an den Tisch. Zeitgleich mit Noah, welcher aus dem Bad kam, kam auch Sibille mit einem Topf in den Händen zu uns an den Tisch. Sie stellte ihn ab und lief nochmal in die Küche, um eine Schüssel zu holen. „Reis mit Gemüse gemacht, ich denke das sollte passen." Informierte sie und. Mit einer Schöpfkelle schöpfte Sibille uns allen eine große Portion auf den Teller. Wie ausgehungerte Hyänen machten wir uns über das Essen her. „Wie war es denn bei Sofie und Leo?" fragte mein Vater an mich gewandt und setzte sich neben mich. Ich spielte den Nachmittag und Abend nochmal im Kopf durch. Erst war der kleine Unfall mit den Muffins passiert, dann hatte Leo mich komisch angeflirtet, wir hatten „Baywatch" gesehen und einen nicht ganz ungefährlichen Nachhauseweg überstanden. „Gut. Eigentlich." Meinte ich und sah Dave und Noah bittend an. Konnten sie nicht vielleicht noch etwas ergänzen?! „Wir haben Burger gegessen!" meinte Noah begeistert. Dankbar sah ich ihn an, bevor er seinen Blick wieder seinem Essen widmete. Gerade als ich vom Film, den wir gesehen hatten, erzählen wollte, kam Opa mit dem Telefon in Hand ins Wohnzimmer. „Und? Was haben sie gesagt?" wandte mein Papa die Aufmerksamkeit des Raumes sofort auf seinen Vater. Mit einer etwas emotionslosen Stimme begann Opa zu erzählen. Zuerst verstand ich nicht, worum es ging, aber an seiner Mimik und an seiner Körperhaltung konnte man es sich denken: „Sie haben mir mehrere Termine gegeben. Sie meinten, ich solle die Gäste fragen, wann es ihnen lieber ist und sie dann zurückrufen. Sie würden alles vorbereiten. Außerdem," er schluckte schwer und lehnte sich an den Türrahmen „außerdem soll ich mir einen- einen Grabstein aussuchen." Im schwachen Deckenlicht sah man, dass sich Tränen in seinen Augen sammelten. Dave und Noah sahen betreten drein. Mein Vater erhob sich mit einem Räuspern von seinem Stuhl und lief zu Opa welcher auf den Boden sah und blinzelte. „Gibt es irgendwas, was wir für dich tun können?" fragte er und streichelte ihm liebevoll über den Rücken. Auch Sibille stand nun auf und stellte sich zu den Beiden. „Wenn ihr wollt, könnt ihr mir beim Aussuchen helfen." Es klang kläglich und gequält. Opa versuchte trotz den Tränen in den Augen zu Lächeln, was ihm jedoch nicht wirklich gut gelang.

Innerlich war Opa mitgenommen, doch das zeigte er von außen nicht. Er konnte seine Gefühle anscheinend gut verstecken, denn auch jetzt straffte er seine Schultern und meinte an Dave, Noah und mich gewandt: „Ihr könnt ins Bett gehen, Kinder." Ich erhob mich ebenfalls und schlang meine Arme vorsichtig um Opas Bauch. Er zitterte etwas. „Gute Nacht Opa." Meinte ich und lief die Treppe hinauf. Ich hörte nur noch gedämpft wie Noah und Dave „Gute Nacht" sagten. Ihnen war klar, dass dies hier alles andere als einfach für meinen Opa war. Zu dritt putzen wir uns am großen, weißen Porzellanwaschbecken die Zähne. Ich merkte, wie Noah mich im Spiegel beobachtete. Mit der Zahnbürste im Mund sah ich ihn von der Seite an. Er legte seinen linken Arm um mich, mit der rechten Hand putzte er weiter. Ich lächelte. Nachdem ich die Zahnpasta ins Waschbecken gespuckt und meinen Mund ausgespült hatte, legte ich mich ins Bett und hörte noch kurz Musik. Schon bald spürte ich jedoch, wie mir die Augen zufielen und ich legte das Handy weg. In Sekundenschnelle schlief ich ein.

*** Sorry das es so spät kommt, aber früher kam ich einfach nicht zum Schreiben. Votes und Kommentare sind natürlich gern gesehen und freuen mich! 

Schönen Abend noch, lou (:

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