Sicher war in diesem Moment wenig. Doch eines wusste ich, und zwar dass, das hier für immer eine Erinnerung bleiben würde. Noah, Dave und ich unter dunkelblauem Himmel, Musik spielte leise und man hörte ab und zu ein Schnauben der Pferde. Ich war mir sicher, dass immer, wenn ich dieses Lied hören würde, ich mich an Dave und Noah erinnern würde. Lange ging es so weiter. Ein Lied nach dem anderen spielte, Erinnerungen und Gefühle kamen immer wieder hoch, von den unterschiedlichsten Situationen: Ich und Papa im Auto, als wir auf dem Weg zum Flughafen gewesen waren, in meinen Kopfhörern war das Lied „Classic" gerade ausgeklungen. Mama und ich in einem Einkaufszentrum, dort hatte jemand „Supermarket Flowers" gespielt.
Noah und Dave ging es anscheinend ähnlich, denn beide sahen aus als wären sie in den Tiefen ihrer privaten Welt versunken.
Irgendwann durchbrach ich die Stille, denn ich hatte einen Blick in den Himmel geworfen. Noahs Beschreibung passte gut: Der Himmel war dunkel, doch die leuchtenden gelbgoldenen Sterne ließen ihn Glitzern. Eine Mondsichel, welche wie ein Abdruck eines Fingernagels aussah, ließ alles wie im Bilderbuch wirken. „Jungs, schaut mal hoch!" Dave öffnete seine Augen und blickte geradewegs in den Himmel. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und auch Noah war begeistert. „Es ist jedes Mal einfach umhauend." Gestand er. Der Himmel spiegelte sich in Noahs blauen Augen. Den Kopf in den Nacken gelegt genoss ich die Stille der Natur. „Glaubt ihr wir sehen Sternschnuppen?" fragte der Braunhaarige. „Könnte schon sein. Die richtige Zeit ist eigentlich schon." Erwiderte Noah und Dave brummelte als Antwort irgendetwas. Ich kuschelte mich tiefer in den roten Schlafsack und kniff die Augen zusammen, um keine vermeintlichen Sternschnuppen zu verpassen. Ich verpasste sie auch nicht, ganz im Gegenteil. „Da!" ich zeigte nach oben als ich eine entdeckte. Sie sah aus, wie ein glühender Ball, welcher fiel, sie zog einen glühenden Schweif hinter sich her. „Wünscht euch was!" Noahs Stimme erinnerte mich daran, was man bei Sternschnuppen tat. Schnell schloss ich die Augen. Ich wünschte mir, dass Noah, Dave und ich immer Freunde bleiben würden, unabhängig davon, ob ich wieder in Deutschland leben würde.
„Was habt ihr euch gewünscht?" fragte Dave leise. „Das sagt man nicht, sonst geht es doch nicht in Erfüllung!" tadelte ich ihn und scannte den Himmel nach Sternbildern ab. In Deutschland hatte ich immer nicht mal den großen Wagen gefunden, genauso war es auch hier. Ich gähnte. Noah gähnte. „Gähnen ist ansteckend." Bemerkte Dave und gähnte. Wir lachten und ich murmelte: „Ich bin müde. Gute Nacht." Der Tag war wunderschön gewesen. „Schlaf gut." Hörte ich die gedämpfte und beruhigende Stimme von Dave. Man hörte hin und wieder das typische Geräusch, wenn sich jemand im Schlafsack bewegte, ein Ausatmen der Pferde oder ein Rascheln im Gras. Ich hatte keine Ahnung wie weit die Bisonherde von uns weg war, außerdem war ich davon überzeugt, dass es höchstens ein Vogel oder eine Maus sein könnte. Ich kehrte zurück zum friedlichen Brei meiner Gedanken und versank darin. Meine Lider senkten sich langsam nieder und ich driftete in den Schlaf ab.
Mit dem Gedanken, dass die zwei besten Jungs, die ich je kennengelernt hatte neben mir lagen und über mir das ganze Universum sauf mich aufpasste.
Ich wurde am nächsten Morgen von der wohl besten Art geweckt: Man hörte Vögel zwitschern, Schoko wieherte, ein leichter und sanftmütiger Wind strich mir über die Wange und der Geruch vom Gaskocher kroch in meine Nase. Verschlafen und etwas benommen richtete ich meinen Kopf auf. Dave kniete vor dem Gaskocher und kochte Milch auf. Noah schlief auf meiner linken, seine Haare lagen unordentlich in seiner Stirn. „Was kochst du?" fragte ich mit verschlafener Stimme Dave. „Kakao. Magst du das?" Was war das denn bitte für eine Frage? Wer mochte bittschön keinen Kakao?! „Natürlich, wer denkst du bin ich?" erwiderte ich grinsend und setzte mich auf. Blass erkannte man noch die Mondsichel, welche letzte Nacht hell geschienen hatte. Ich streckte die Arme gen Himmel und blickte Noah an. Dieser bewegte sich gerade im Schlaf und schmatzte leise. Dave und ich kicherten. „Ich geh mal kurz aufs Klo." Informierte ich Dave und stand auf, um den Hügel ein Stück hinunterzulaufen. Im Vorbeigehen begrüßte ich die Pferde und streichelte Schokos Stirn.
Als ich meine Blase entleert hatte und zurückkam, war Noah wach. Er zog sich gerade einen Hoodie über den Kopf und stellte drei Tassen ins hohe Gras. „Morgen, Noah." Begrüßte ich ihn und er erwiderte meine Begrüßung mit: „Und hattest du Albträume von meiner Gruselgeschichte?" ich zeigte ihm einen Vogel und setzte mich.
Wir tranken Kakao und unterhielten uns etwas: „Wie habt ihr geschlafen?" fragte Dave gerade. „Gut, eigentlich. Reiten wir heute wieder zurück?" erwiderte ich. Die warme, süßliche Milch ran mir die Kehle hinunter und wärmte mich auf. Tatsächlich war es über Nacht etwas frisch geworden. „Ja, hätte ich jetzt gesagt. Du musste dich aber jetzt schonmal mental darauf vorbereiten noch einen Ausritt mit uns zu machen. Irgendwann in nächster Zeit müssen wir nach den Bisons gucken." Ich hörte, wie die Vorfreude in Noahs Stimme mitschwang. „Klar, da komme ich mit! Ihr müsst mir das aber nochmal genau erklären, sonst werde ich am Ende wirklich plattgetrampelt!" Wir lachten.
Die Sonne war schon etwas höher geklettert und wir bauten das Zelt ab. Die Luft wurde aus den Isomatten gelassen, Schlafsäcke wurden in ihre Hüllen gestopft (Was Extremsport war) und Pferde wurden gesattelt. Allgemein herrschte eine friedliche Stimmung. Auch Schoko, der Haflinger und der Rappe waren ausgeruht.
***Ich muss sagen, dass ich irgendwie im Moment nicht wirklich motiviert bin... ihr kennt das bestimmt. Zudem habe ich wieder Präsensschule in vollen Klassen, mit Arbeiten, Tests und auch Hobbys am Nachmittag, weshalb ich einfach viel um die Ohren habe. Sonst ist auch privat in meiner Großfamilie und Familie ordentlich was los.
Entschuldigt also, wenn länger nichts kommt,
lou (:
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...