„Was hältst du von einem kleinen Abschiedsfest? So am letzten Abend?" Papa hatte mich angesprochen. „Das wäre cool" ich antwortete ehrlich und bestärkte meine Aussage mit einem Nicken. Er lächelte und wir liefen nebeneinander zurück ins Wohnzimmer. Suchend blickte ich durch den Raum und streifte dabei ungewollt Leos Blick. Zu meiner Überraschung lief er auf mich zu. Unschlüssig blieb ich stehen.
„Hi" er war vor mir stehengeblieben. „Oh- Hey! Wie geht's?" im selben Moment hätte ich mich ohrfeigen können.
Was erwartete ich denn bitte? Das er sagte: Oh, vielen Dank, dass du fragst, ich liebe es von Mädchen, die ich liebe, abgewiesen zu werden?
„Und dir?" stellte er die Gegenfrage. Also ging es ihm nicht gut. „Ich weiß es nicht." Meine Augen, die unaufhörlich durch den Raum gewandert waren, um Leo nicht in die Augen blicken zu müssen, erblickten einen guten alten Freund von mir. Den Kühlschrank. Ich schob mich an Leo vorbei in die Küche und öffnete die silberne Tür. Ich nahm eine Flasche Wasser heraus und goss mir die Flüssigkeit in ein Glas. Leo war mir nachgekommen.
„Ich habe gehört ihr fahrt bald wieder ab?" ich schluckte und sah Leo nun doch von der Seite an. Er blickte mir prüfend in die Augen. „Ja" ich nahm einen Schluck des Wassers. „Freust du dich auf Deutschland?" fragte er mich. Anscheinend hatte auch er beschlossen, so zu tun, als wäre nichts passiert. Auch wenn man sah, dass er mitgenommen war. Die Spannung zwischen uns definitiv vorhanden, das konnte nicht leugnen. Dafür bewunderte ich ihn wirklich.
„Ja, schon. Ich habe meine Mutter vermisst, weißt du?" Leo nickte und wandte den Kopf in eine andere Richtung. Auch ich wandte mich ab. „Geht ihr trotzdem noch zu den Bisons?" fragte Leo mich. „Ne, wahrscheinlich nicht." Er nahm meine Antwort mit einem Nicken zur Kenntnis und verkroch sich dann aufs Sofa.
Dafür gesellte sich Dave zu mir und sprach mich an: „Alles okay? Also wegen Leo?" er lehnte sich gegen die Küchentheke. „Ja, eigentlich schon." Eigentlich wollte ich noch genau beschreiben was passiert war, doch Dave war schneller: „Hast du Lust heute was zu machen, was man gemacht haben muss, wenn man hier war, wir aber noch nicht gemacht haben?" Kurz ließ ich den Satz ein zweites Mal durch meinen Kopf gehen, dann nickte ich begeistert. Dave lachte, „Man hat richtig gesehen wie dein Gehirn gearbeitet hat!" geradeso bekam er den Satz zwischen seinem Keuchen hervor. „Lass mich doch!" auch ich musste jedoch lächeln. „Was machen wir denn?" ich war echt neugierig.
„Magst du Quad fahren, Maja?" Leo und Sofie waren vor einer halben Stunde wieder nach Hause gefahren und Dave und Leo hatten die Idee, mit mir Quad zu fahren. „Ich weiß nicht, ich hab das noch nie gemacht." Antwortete ich ehrlich und grinste aber beim Gedanken daran, mit Wind in den Haaren durch die Wiesen zu fahren. „Okay, wir zeigen dir das, oder Dave?" auch Noah hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht und sah Dave von der Seite an. Der Dunkelhaarige holte einen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss eine Art Gartenschuppen auf, der hinter der Scheune stand. Innendrin war die Luft abgestanden und stickig. Staubkörner stoben von den Regalbrettern auf und sperriges Zeug stand überall herum. Zum Glück standen die Quads in der Mitte und waren gut herauszuholen. „Ladys first!" Dave trat einen Schritt zurück und gab mir genug Platz, um das Quad herauszuholen. Ich warf ihm einen spöttischen Blick über die Schulter und zog das Gefährt ächzend hinaus. Große Räder gruben sich in die grobe Erde und der Lenker war heiß. Vorsichtig schob ich es auf die linke Seite des Schuppens, in den Schatten eines Baumes. „Kennst du den Spruch Ladys first, Bitches next?" rief ich triumphierend Dave hinterher, als er gerade im Schuppen verschwand. „Haha, den hast du dir gerade ausgedacht!" Daves Haare lagen um einiges unordentlicher in der Stirn als er mit dem Quad zum Vorschein kam. „Absolut richtig." Stimmte ich breit lächelnd zu. Noah, der gewartet hatte, bis die Lady und die Bitch ihr Quad herausgeholt hatten, kicherte.
Ein paar Wortwechsel von Dave und mir später erschien auch Noah wieder und Dave warf ihm den Schlüssel zu. Geschickt fing er ihn und schloss das Vorhängeschloss zu.
Wir schoben die Quads hinter den Schuppen, wovon man weite Wiesen sah, soweit das Auge reichte. „Also," Dave setzte sich demonstrativ auf das Quad und fuhr mit seiner Erklärung fort, „Hier ist die Bremse. Hier gibst du Gas und da sitzt du." Nacheinander hatte er auf die beiden Pedale gezeigt und setzte sich am Ende mit hochgezogenen Augenbrauen auf den Sitz. Ich lachte und bewegte mich aus dem Schatten des Baumes hinaus. „Das klingt ja jetzt nicht so schwer." Noah nickte und drückte mir den Schlüssel für die Quads in die Hand. Den anderen warf er Dave zu. Ich steckte ihn ins Zündschloss und setzte mich auf den heißen und schwarzen Ledersitz. „Na, dann! Zeig mal, ob du Eier hast!" ich verdrehte scherzhaft die Augen. „Hoffentlich nicht." Kommentierte ich den dummen Spruch Noahs. Vorsichtig drückte ich das Gaspedal. Das Quad machte einen Satz nach vorne. Um einiges sanfter drückte ich nun das Pedal und fuhr langsam an. Dave und Noah waren mir schon mindestens zweihundert Meter voraus und ich schüttelte lächelnd den Kopf. Typisch Jungs eben.
***Sodele, da ist noch ein Kapitel! Es werden nicht mehr unglaublich viele kommen, ich denke so ca. 5?
Wir lesen uns, lou (:
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...