„Jungs! Kann mal einer von euch meine Tochter wecken?!" ertönte von unten die unverkennbare Stimme meines Vaters. Tja, schon geschehen. Ich wühlte mich aus den Decken und machte die Tür auf, welche mein Zimmer vom Flur trennte. Fast lief ich in Dave hinein, welcher mich anscheinend gerade wecken wollte. „Oh! Du bist ja schon wach!" machte er überrascht. „Bei diesem Geschrei ist das ja auch kein Wunder." Grummelte ich nur und lief ins Bad. Ich stöhnte und fuhr durch meine Haare als ich bemerkte, dass ich meine frischen Klamotten vergessen hatte. Ich stieg also wieder aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um den Körper. Als ich durch den kühlen Flur zurück ins Bad getapst kam, empfing mich gerade die Morgensonne, welche durch die Schlitze der Jalousie blinzelte.
Nachdem ich meine Haare gewaschen und mich von Heuschnipseln, Staub und Dreck befreit hatte, zog ich mich an. Im Kleid lief ich die Treppe hinab. Ich wollte gar nicht wissen, wie oft ich diese schon hoch und runter gegangen war. Es gab ein schnelles Frühstück mit Müsli, Joghurt, Milch und Früchten, welches echt lecker schmeckte.
„Willst du Musik hören?" fragte Jörg als er mich nachdenklich auf dem Beifahrersitz sitzen sah. „Wenn ihr wollt... Sonst nicht." Ich fühlte mich unbeschreiblich seltsam. Ich war natürlich traurig und getroffen vom Tod meiner Oma, doch wirklich gut gekannt hatte ich sie nicht. Insofern war es eine skurrile Situation. Trotzdem bemühte ich mich, mich den anderen anzupassen und meine Gedanken für mich zu behalten. Nach einer halben Stunde unangenehmen Schweigens hielten wir auf dem Parkplatz. Opa, Sibille und Papa waren schon ausgestiegen und begrüßten einen alten Herren, welcher mitten auf dem Platz stand. „Hallo, ich bin Maja." Stellte ich mich ihm vor. Er lächelte mich an und schüttelte mir die Hand. Genau in diesem Moment fuhr ein dunkelblauer Transporter auf den Platz. Autotüren flogen zu und Sofie, Leo und ihre Eltern näherten sich uns.
Als wir uns alle begrüßt hatten liefen wir in die Innenstadt auf eine Kirche zu. Als wir eintrafen begrüßten und Glockenschläge und ein Pfarrer, welcher uns in die Kirche führte.
„Wir sind uns alle einig, dass Claire eine wunderbare, hilfsbereite, nette, sympathische und vor allem tatkräftige Frau war. Unglaubliche dreiundsechzig Jahre waren Claire mit ihrem Mann verheiratet. Die beiden bekamen zwei wunderbare Kinder, welche sich auch hier befinden. Ihr Sohn Jörg hat Claire eine tolle und wünschenswerte Enkelin beschert, für die sie unglaublich dankbar war." Der Pfarrer hielt eine Mischung aus Biografie und Dankesrede. An dieser Stelle fingen meine Augen an zu glänzen, doch ich versuchte hartnäckig Tränen zurückzuhalten. „Claire wird nach ihren eigenen Wünschen, die sie hatte, hier in Eastgras begraben." Der Pfarrer nickte und Opa stand etwas wackelig auf. Er lief auf das Rednerpult zu und stützte sich darauf ab. Dann fing er mit gebrochener Stimme an zu sprechen: „Ich-ich wollte nur sagen das ich unglaublich dankbar dafür bin, dass ihr alle gekommen seid. Ich habe die Liebe meines Lebens verloren, Jörg und Sibille ihre Mutter, Sibilles Mann seine Schwiegermutter, Maja ihre Oma, mein Freund die Frau seines besten Freundes und die Johnson" er nickte Sofie, Leo und ihren Eltern zu, „eine gute Freundin. Ich möchte euch bitten noch mit zur Beerdigung zu kommen." Ich sah an der Bewegung seines Kehlkopfes wie er schluckte. Unauffällig, so dachte ich zumindest, wischte ich mir über die Augen und folgte der kleinen Trauergemeinde durch den Hinterausgang auf den Friedhof. Ein sauberes, rechteckiges Loch war vor einem Grabstein eingehoben worden. Daneben stand ein großer Eichensarg neben dem vier Männer standen. Sie hielten alle jeweils ein Seil in der Hand an dem wahrscheinlich der Sarg hinuntergelassen werden sollte. Ich stellte mich vor meinen Vater und lehnte mich etwas gegen seinen Oberkörper. Papa legte seine Arme locker um mich und flüsterte: „Heute ist das Weinen jedem erlaubt." Ich nickte und spürte schon jetzt ein Kitzeln in der Nase, welches Tränen andeutete.
Der Sarg wurde langsam und in bedächtiger Stille hinuntergelassen. Sie wurde erst von Noah unterbrochen, welcher die Nasehochzog und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Er weinte. Schnell legte Dave seinen Arm um ihn und tätschelte ihm die Schulter. Die beiden hatten die tollste Freundschaft, die ich je gesehen hatte. Meistens beweist sich Freundschaft eben nicht in den Momenten, die absolut perfekt sind, sondern in denen, in denen man wirklich Hilfe braucht. Auch mir rollten nun unkontrolliert Tränen über beide Wangen und ich schluchzte. Papas Oberkörper zitterte, so erkannte ich, dass auch er weinte. Dave hatte Noah inzwischen in eine kleine und vorsichtige Umarmung gezogen, trotzdem sah ich, wie auf seinem Gesicht Tränenspuren erschienen waren. Jörg hatte Opa liebevoll einen Arm umgelegt und stützte ihn somit. Sofie und Leo hatten sich zurückgehalten und starrten einfach nur traurig ins Grab hinab. Zitternd holte ich Luft, nur um nochmal in Tränen auszubrechen.
***sorry, es ist wieder ziemlich wenig, aber besser als nichts, oder? (; Morgen kommt wahrscheinlich wieder etwas. ich hoffe ihr seid gesund, lg lou (:
Oh! Fast vergessen: Vielen Dank für 10 Follower! Ich freue mich, dass dieses Buch überhaupt von jemanden gelesen wird! (Auch We're just best friends erfreut sich mit über 350 Reads!)
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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...