SIEBZEHN

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Oben angekommen stockte meine Atmung erneut und ich hatte einen kleinen Déjà-Vu Moment, als wir auf die Hügelkette geritten waren, kurz nach unserer Ankunft. Als winzige Playmobil-Häuser erkannte ich unsere und Sofies und Leos Ranch. Ganz am Horizont und so weit weg, dass es bereits verblasste, erkannte ich die ersten Häuser von Eastgras. Links und rechts von dieser Hochebene türmten sich Steingiganten auf, welche im Nachmittagslicht etwas orange schimmerten.

„Ich weiß nicht, wann ich nach Hause will." Und ob überhaupt... zum Glück schluckte ich den Rest meines Geständnisses hinunter. Ich hörte wie Noah und Dave sich hinter mir lachend abklatschten und drehte mich im Sattel um. Die beiden waren schon abgestiegen und hatten den Rucksack abgelegt.

Auch ich war nun abgesprungen und verlangte nach Dave und Noahs Meinung: „Sollen wir jetzt ein Zelt aufbauen oder nicht?" Dave raffte sich hoch und meinte: „Ich denke schon, ja. Wir können ja unser ganzes Zeug da reinpacken, dann wird es nicht nass oder so. Und wenn uns doch kalt wird, können wir uns reinlegen." Ich hielt das für einen guten Plan und auch Noah nickte zustimmend. Wir machten uns zu dritt daran das Zelt aufzubauen: Wir steckten die kühlen Aluminiumstangen zusammen, schoben sie durch die Zeltstoffröhren und richteten das Gestell auf. Etwas überfordert kratze Noah sich am Hinterkopf. „Joa... So weit wären wir jetzt also..." ich lachte. Er sah echt verwirrt aus. „Komm schon, wir brauchen jetzt nur noch die Heringe und dann haben wir's doch!" Obwohl Noah genau wusste, welche Heringe ich meinte fragte er mit dümmlichem Gesichtsausdruck: „Was für Fische? Ich hab keine Angel dabei!" ich verdrehte dich Augen und treckte die Hand nach dem Beutel aus, welchen Noah in der Hand hielt. Lässig warf er ihn mir zu, ich fing ihn mit Leichtigkeit. Dave hatte es beobachtet und meinte übertrieben und dramatisch: „Ihr seid füreinander bestimmt! Ein wahres Dreamteam!" etwas verwirrt sah ich Noah an, der schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. Ich kicherte über unsere Reaktion und fädelte den ersten Hering durch die Lasche des Zeltes. Mit dem Fuß trat ich ihn in die weiche Erde. Dave stand etwas unbeteiligt daneben, Noah machte schon an der anderen Seite weiter. Kurze Zeit später stand das Zelt aufrecht und wir holten die klein zusammengequetschten Isomatten aus dem Rucksack. „Sollen wir einen Wettbewerb machen? Wer am schnellsten eine Isomatte aufpusten kann?" Daves grüne Augen leuchteten. „Okay, wenn du meinst..." Noah stimmte sofort zu und auch nickte. Die Idee war zwar komplett dumm und unnötig, aber lustig war sie allemal. „3, 2, 1!" Dave hatte runtergezählt und wir holten alle tief Luft. Die Isomatte füllte sich langsam mit meiner Atemluft und meine Nase schmerzte von ständigen hektischen einatmen. „Fertig! Haha, erster!" schrie Dave triumphierend und legte die Isomatte sofort ins Zelt.

Ich hechelte nach Luft und sackte auf den Boden. Ich pustete die Isomatte nun in aller Ruhe auf und fragte Dave verwirrt: „Hä? Dave, ich dachte wir schlafen draußen?" Dieser streckte seinen Kopf aus dem Zelt, wo er scheinbar gerade auspackte. „Oh! Stimmt, hab ich vergessen. Könnt ihr dann die Isomatten und Schlafsäcke draußen herrichten?" Noah und ich stimmten zu und legte die drei Matratzen nebeneinander. „Mir ist ein Rätsel wie das ganze Zeug in den einen Rucksack passen konnte..." murmelte ich und stemmte die Hände in die Seiten. Noah lachte und erklärte: „Ja oder, das ist krass! Aber es hat immer gepasst, deshalb wussten wir das es reichen würde." Schnell breitete ich meinen Schlafsack auf der Isomatte in der Mitte aus und meinte bestimmend: „Ich hab den Mädchen-Bonus, ich schlaf in der Mitte!" leises Gekicher kam aus dem Zelt und auch Noah grinste. Ich lief mit langen Schritten zu Schoko, welche friedlich neben dem Haflinger und dem Rappen graste. Ich beugte mich unter ihren Bauch und löste die Schnalle des Sattels. Ich nahm in von Schokos Rücken hinunter und legte ihn vor den Eingang des Zeltes. Auch vom Zaumzeug erlöste ich sie. Dieses hängte ich über eine der Spannschnüre, welche das Zelt im weichen Boden befestigten. Ich wiederholte genau den gleichen Ablauf mit Daves und Noahs Pferd, dann setzte ich mich im Schneidersitz auf den Grasboden und sah neugierig ins Zelt.

„Was machen wir eigentlich zum Abendessen?" fragte ich. Wie aufs Stichwort kam Dave aus dem Zelt, in der Hand einen Gaskocher. „Boah, ihr habt aber auch an alles gedacht!" meinte ich beeindruckt. Aus einer Wasserflasche, welche wir am kleinen Süßwassersee in der Senke aufgefüllt hatten, schüttete Dave etwas in einen kleinen Topf, oder eher ein Blechgefäß. Es war kein richtiger Topf wie man ihn aus der Küche kannte, aber ich war mir sicher, dass es funktionieren würde.

So war es auch, denn schon bald lag der Geruch von Pilzcremesuppe in der Luft. Die spendete zwar noch Wärme und Licht, doch man merkte ihr an, dass wir nicht mehr viel Zeit hatten, bevor die Dunkelheit einbrechen würde. Ich schätzte auf gute zwei Stunden.

Wie die waschechten Indianer saßen wir im Dreieck auf dem Boden, in der Mitte der Gaskocher. „Warum machen wir kein Essen auf dem Lagerfeuer? Dann hätte ich die Vibes des Jahrhunderts!" meinte Noah und hielt demonstrativ die Hände in die Nähe des Kochers. „Ist dir etwa kalt?!" fragte Dave erschrocken. Er saß noch im T-Shirt da und rührte im Topf. Noah lachte. „Nein, nur ein Lagerfeuer wäre cooler, außerdem hält es", er blickte mit dunklem Blick in die Runde und fuhr fort, „wilde Tiere fern. Zum Beispiel Bären, Wölfe und Bisons die uns platttrampeln könnten!" Es stimmte zwar, dass all diese Tiere hier lebten, doch ich glaubte trotzdem nicht, dass sie so nah an uns rankommen würden. Ich gluckste nur kurz und zeigte Noah einen Vogel. Auch er musste nun lächeln und strich sich die Haare aus der Stirn.

***Ich bin die nächsten Tage weg, das heißt ich werde nichts uploaden. Wir lesen uns, wenn ich wieder Zuhause bin,

lou (: 

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