Ich war auf Sofie gespannt. Hoffentlich war sie nett und wir verstanden uns wenigstens ein bisschen. Gedankenverloren legte ich eine rote 1 auf die blaue 6. „Maja, was ist los bei dir?" fragte Dave mich. Entschuldigend nahm ich meine Karte zurück und legte eine Wünschekarte darauf. Als ich hörte, wie ein Auto auf den Hof fuhr, sprang ich energiegeladen auf. „Hey! Du darfst dir noch was wünschen!" rief mir Noah etwas verwirrt hinterher. Draußen ankommen sah ich ein Auto, welches beim Bremsen Staub aufwirbelte. Aus dem Auto sprang ein Mädchen, welches ungefähr in meinem Alter war. Sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und ihre dunkelblonden Haare waren lockig. Mit großen, langen Schritten kam sie auf mich zu und meinte: „Du musst Maja sein! Ich bin Sofie!" „Du musst Sofie ein! Ich bin Maja!" meinte ich, ihren Satzbau nachahmend. Wir lachten beide und sie umarmte mich flüchtig. Dann lief sie ins Haus, wahrscheinlich um Noah und Dave zu begrüßen. Ich erschreckte mich, als die Autotür erneut zu viel. Aha. Das war dann also Sofies Bruder... Er hatte jedoch nur leichte Locken und braune Haare. Ich lächelte ihn über das Autodach hinweg an und begrüßte ihn mit den Worten: „Hey, willst du auch mit reinkommen?" er kam auf mich zu und nickte dankbar. „Ich bin Leo." Stellte er sich vor und reichte mir die Hand. „Ich bin Maja." Stellte ich nochmal vor und schüttelte seine Hand. Dabei blickte ich in seine blauen Augen, welche mich durchdringend musterten. Ich hatte das Gefühl, dass er in meine Seele sehen konnte und meine Gedanken las. Schnell ließ ich seine Hand los und trat durch die Tür ins Haus. Ich hörte Schritte, die mir folgten. Dave, Noah und Sofie saßen auf dem Sofa und zappten durch die Fernsehsender. „Okay, Maja darf entscheiden. Trash TV oder Trash TV?" Ich musste auflachen. „Ich glaube, ich entscheide mich für Trash TV." Antwortete ich todernst. „Was für ein Zufall! Ich hätte auch Trash TV genommen!" meinte Leo hinter mir. Schnell setzte ich mich aufs Sofa, neben Dave. So verbrachten wir den Abend damit, irgendwelche geistig komplett eingeschränkten Sendungen zu sehen.
Als Sibille nach etwa zwei Stunden bereits Teller auf den Tisch stellte, beschlossen Leo und Sofie wieder zu fahren. Die beiden verabschiedeten sich, stiegen ins Auto und brausten über die holprige Landstraße davon. In allen erdenklichen Farben des Feuers ging die Sonne im Grasland unter. Zu dieser Zeit saßen Opa, Jörg, Sibille, Dave, Noah, mein Papa und ich gerade beim Abendessen.
„Maja?" hörte ich leise die Stimme meines Vaters. Er linste durch den Türspalt. „Komm rein." Murmelte ich und rutschte etwas zur Seite, sodass er sich auf die Bettkante setzten konnte. „Wie gefällt es dir hier?" fragte er sanft. Er streichelte leicht meinen Rücken, was mich entspannte. „Gut. Wegen mir können wir hier eine Weile bleiben." Murmelte ich müde in mein Kopfkissen hinein. „Das freut mich. Naja, ich sehe schon, du bist müde. Gute Nacht." Meinte er noch und verließ dann mein Zimmer. Mein gedimmter Handybildschirm spiegelte sich in meinen Haselnussbraunen Augen, und schnell sperrte ich mein Handy, da das helle Licht, welches von ihm ausging, mich blendete. In den Gedanken bei meinen Erfahrungen und Erinnerungen, die ich heute gemacht hatte, schlief ich ein.
Am nächsten Morgen sah meine kleine, neue Welt schon ganz anders aus. Es hatte über Nacht geregnet und vereinzelt sah man Pfützen auf dem Boden schimmern. Auch die Temperatur war drastisch gesunken, jedoch hatten wir trotzdem noch 13°C. Ich hatte überhaupt keine Lust jetzt aufzustehen, weshalb ich mich, als wäre ich gar nicht aufgewacht, zurück in die Decke kuschelte. Zwar konnte ich nicht nochmal einschlafen, aber der gleichmäßig prasselnde Regen beruhigte und entspannte mich unglaublich.
Da ich ein Einzelkind war, wusste ich nicht wie es war, Geschwister zu haben. Ach nee, Maja, dass hast du ja toll rausgefunden! Lobte mich meine innere Stimme sarkastisch. In diesem Moment war ich aber sehr glücklich darüber nicht jeden Morgen so geweckt worden zu sein, wie heute: Dave und Noah kamen nämlich in mein Zimmer, ohne davor anzuklopfen. Noah sprang auf meinem Bett herum, keine Rücksicht darauf nehmend, wo eigentlich mein Körper war und wo nicht. Dave hatte die harmlosere Variante gewählt und rief nur: „Maja! Aufstehen! Sonst gibt es kein Frühstück!" Obwohl, eigentlich war das schon eine krasse Drohung... Ich wurde jedoch aus meinen Gedanken gerissen, da Noah auf mein Schienbein gesprungen war. Ich fuhr hoch und meckerte ihn an: „Man! Bro, was ist falsch bei dir?!" jedoch schob ich noch schnell ein „Sorry" hinterher, als er mich entschuldigend ansah. Sofort setzte Noah wieder ein breites Grinsen auf und meinte: „Und jetzt aufstehen! Ich will was unternehmen!" wie kann man so früh am Morgen einen solchen Tatendrang haben? Trotzdem gab ich mich geschlagen und kämpfte mich aus der Bettdecke. „Man, Jungs, was wollt ihr denn heute unternehmen? Es ist voll schlechtes Wetter!" quengelte ich und ließ die beiden in meinem Zimmer stehen und lief ins Bad. Ich schloss die Tür, hörte jedoch trotzdem was Noah sagte: „Ist doch egal! Wir könnten wenigstens einen kleinen Ausritt machen, zum Beispiel zu Sofie und Leo!" diese Idee war zugegebenermaßen gar nicht so schlecht.
Angezogen und mit gebürsteten Haaren kam ich aus dem Bad. Noah und Dave hatten die ganze Zeit wie zwei Stalker vor der Tür gestanden. Ich lachte und lief zusammen mit den Jungs die Treppe hinunter. „Sofie?" „Ja genau!" „So um zwei?" „Super bis dann!" ich hörte einzelne Wortfetzten eines Telefonates. „Okay, ich hab alles mit Sofie abgemacht. Wir sind um zwei bei ihr." Informierte uns Dave. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel: „Wir sind alle in die Stadt gefahren! Macht euch einen gemütlichen Tag! LG" stand dort in einer krakeligen Schrift. Zu dritt aßen wir also Frühstück. Wir waren alle in ein angeregtes Gespräch vertieft, als mein Blick auf die große Wanduhr fiel. „Leute, wie lang brauchen wir zu Sofie?" fragte ich. „Kommt drauf an, ob wir reiten oder Auto fahren wollen. Wenn wir reiten, sollten wir langsam mal los." Meinte Dave und sah Noah fragend an. Sofort äußerte Noah seine Meinung: „Ich will reiten! Bitte, dein Auto stinkt voll, weil du Kakao auf die Rückbank gespuckt hast." Angewidert zog ich die Nase kraus und schluckte den letzten Bissen meines Brötchens hinunter. „Dann steht die Entscheidung fest. Ich geh noch schnell Zähne putzen, dann können wir los." Meinte ich, während ich schon die Treppe hochlief.
Exakt fünf Minuten und sechsunddreißig Sekunden später (Fragt mich nicht warum Noah die Zeit gestoppt hat), stand ich auf dem Vorplatz. Dunkle und schwere Wolken lagen tief am Himmel. Die Luft war so drückend, dass es sich anfühlte, als ob die Wolken auf meiner Lunge liegen würden. Schnell holte ich Schoko aus der Box und begrüßte sie mit den Worten: „Hallo! Heute reiten wir mal ein bisschen länger, hm?" ich legte den Kopf schief und war kurz von ihren großen, braunen Augen verzaubert. „Aw, Maja redet mit ihrem Pferd und ist auch noch in es verliebt!" hörte ich Daves amüsierte Stimme von der anderen Seite des Stalls. Grinsend schüttelte ich den Kopf und zeigte ihm meinen Mittelfinger. Auch er lachte nun. Schnell legte ich Schoko einen Sattel auf ihren schmalen Rücken und zäumte sie auf.
*** ich versuche jeden Tag ein Kapitel mit ungefähr 1K Wörtern hochladen. Es gibt natürlich Ausnahmen, da ich eigentlich nicht unter Stress/ Druck schreiben will.
Anyways, stay save, (:

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Countryroads
Teen FictionIch verstand es, denn ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Trotzdem war ich wütend. Meine Mutter arbeitete bei einer Organisation, die Kindern in armen Ländern half, die Folgen des Krieges zu überwinden. Sie reiste schließlich selbst dorthin...